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Unerwartet (German Edition)

Unerwartet (German Edition)

Titel: Unerwartet (German Edition)
Autoren: Melanie Hinz
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lange alleine bleibe.
    „Wolltest du nicht ins Bett?“
    Es ist Paul, nicht Jakob. Er zündet sich eine Zigarette an und sieht in den sternenklaren Nachthimmel. Sakko und Krawatte hat er abgelegt. Nur im grauen Hemd, mit zwei geöffneten Knöpfen, und seiner Anzughose, sieht er noch besser aus. Der eng anliegende Stoff seines Hemds betont seinen schlanken aber durchtrainierten Körper. Er ist schmaler als Jakob, dafür aber noch ein Stück größer. Und Jakob ist schon auf der sehr großen Seite.
    „Ich muss noch ein bisschen runterfahren und dann kann ich auch schlafen.“
    Damit ich ihn nicht anstarre, nippe ich konzentriert an meinem Wein. Das ist lächerlich.
    „Jakob ist ein feiner Kerl. Ich wollte dir das nur sagen.“
    Träge lässt er den Rauch seiner Zigarette zwischen den Lippen entweichen.
    „Danke, Paul. Wir werden sehen, was passiert.“
    Mein Wein schmeckt mir nicht mehr. Ich stehe auf und will gerade nach drinnen gehen, als Paul mich aufhält.
    „Katharina?“
    „Ja, Paul?“
    Damit ich ihm nicht in die Augen schauen muss, sehe ich auf seine hellbraunen Haare.
    „Du bist noch hübscher, als er dich beschrieben hat. Es wundert mich nicht, dass er von diesen Lippen fantasiert.“
    Schockiert starre ich ihn an.
    „Findest du das angemessen?“, frage ich.
    Paul zuckt mit den Schultern.
    „Dass ich etwas sehe, was mir gefällt und es offen ausspreche? Ja, Katharina. Das finde ich vollkommen angemessen.“
    Wie ich darauf reagieren soll, ist mir schleierhaft. Eine plausible Reaktion wäre wohl, meinen Wein auf sein Hemd zu schütten und ihn ein Arschloch zu nennen. Irgendetwas hält mich jedoch davon ab, denn es stört mich nicht so sehr, wie es eigentlich sollte.
    „Gute Nacht, Paul“, flüstere ich und wende mich von ihm ab. Sein heiseres Lachen begleitet mich in meine Wohnung und wird nur durch das Schließen der Terrassentür abgeschnitten.
     

5.
     
    Es fühlt sich wie ein Date an und das ist es wahrscheinlich auch. Ich bin froh, dass Ben heute bei Stefan schläft und ich mir keine Ausrede einfallen lassen muss. Mein Bruder interessiert sich zwar nicht sonderlich für meine Freizeitgestaltung, aber da ich immer nur im Shop oder Zuhause bin, würde es ihm doch auffallen.
    Mit einer Schachtel voller Cupcakes, die kein Überbleibsel des Tages sind, sondern nur für diesen Abend von mir gebacken wurden, stehe ich vor Jakobs Tür.
    Der Shop schließt gerade, doch Steffi hat die letzten zwei Stunden für mich übernommen, damit ich Zeit habe, mich aufzuhübschen. Es hat nicht lange gedauert, bis sie herausgefunden hat, dass Jakob etwas für mich übrig hat. Da er dazu übergegangen ist, jeden Morgen im Coffeeshop zu frühstücken, war das auch nicht schwer. Heute Morgen war er wieder in Begleitung von Paul, der ein professioneller Flirter ist und Steffi und mich mehr als einmal in Verlegenheit gebracht hat.
    Ich will gerade die Hand heben, um zu klingeln, da öffnet Jakob schon die Tür.
    „Katharina“, ist alles, was er sagt, bevor er mich fest in seine Arme schließt. Ich schaffe es gerade noch, die Cupcakes in Sicherheit zu bringen, damit er sie nicht zwischen uns zerdrückt. Jakob besteht immer noch auf meinen vollen Namen, und aus seinem Mund klingt es so richtig. Wie eine Liebkosung.
    „Komm rein. Möchtest du ein Glas Wein? Ich hab auch Bier oder etwas Stärkeres.“
    Er will mich gleich ins Wohnzimmer schieben, aber ich bleibe auf der Stelle stehen.
    „Was ist?“ Stirnrunzelnd sieht er auf mich runter.
    „Deine Umarmungen sind sehr nett, aber ich brauche etwas mehr.“
    „Ist das so?“
    Sein schelmisches Grinsen ist ein Anblick, an den ich mich gewöhnen könnte.
    Am Nacken ziehe ich ihn zu mir und drücke meine Lippen auf seinen warmen Mund. Seine Hände wandern zu meinem Hintern, der von dem dünnen Stoff meiner Leinenhose bedeckt wird.
    „Dieses Mal mit Höschen?“, wispert er in mein Ohr.
    „Das musst du schon selbst rausfinden. Aber jetzt fütter mich.“
    Ich kann nicht widerstehen und streife mit dem Handrücken über die Beule in seinem Schritt.
    Jakob hält mich davon ab, mich aus seinem Griff zu drehen.
    „Ich muss dir was sagen.“
    Seine Stimmung schlägt so plötzlich um, es muss etwas sehr Ernstes sein.
    „Was ist es?“
    Da ich nicht weiß, ob ich danach noch von ihm angefasst werden möchte, trete ich einen Schritt zurück.
    „So schlimm ist es nicht, Katharina. Ich will es nur vorher klarstellen. Fairerweise hätte ich dir das schon vor einer Woche sagen
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