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Undercover

Undercover

Titel: Undercover
Autoren: Manuela Martini
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Aufregung aufgerichtet, doch gleich ließ er sich wieder ins Kissen zurückfallen. In Al Marlowes Stirn gruben sich die Falten noch tiefer.
    „Wir haben übrigens bereits Darren Martins Apartment in Maroochydore untersucht. Leer. Nur Möbel, Wäsche, Geschirr. Absolut nichts Persönliches. Da war jemand schneller als wir.“
    Al warf er einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr und räusperte sich.
    „Shane, was ich dir noch sagen wollte... Man wird dich zu einer Anhörung laden. Reine Routine, du weißt ja, sie wollen dann alles noch ma l wissen .“
    „Wann?“
    „Morgen früh um neun.“

    Shane sagte es sich immer wieder nachdem Al gegangen war, dass es Routine war, dass man natürlich so schnell wie möglich über alle Einzelheiten des Falls informiert sein musste. Dennoch war er nervös. Sie verlangten von ihm, sich zu erinnern, den genauen Ablauf zu schildern, den Täter zu beschreiben, Größe, Haarfarbe, Kleidung – und er würde ihnen das alles nicht geben können. Sein Blick fiel auf den Kartenstapel mit Genesungswünschen seiner Kollegen. Sie alle warteten ungeduldig d arauf, den Mörder zu jagen. Harry . Ein v erdammter Harry .
    Und wer war Darren Martin?

    In der Nacht dachte er an seine Kindheit. Wie sehr hatte er seinen Vater bewundert. Wenn er abends heimkam und von seinen Erlebnissen erzählte, waren das Abenteuer, die er auch erleben wollte. Natürlich wollte er auch Polizist werden. Ein Polizist war ein Held. Das hatte Jack auch gesagt. War Jack ein Held, weil er sich von dem Typen nicht hatte einschüchtern lassen – oder weil er im Kampf gestorben war? Bin ich ein Held, weil ich überlebt habe, oder bin ich gerade deshalb keiner? Bin ich Polizist geworden, weil ich ein Held sein wollte, oder weil ich so sein wollte, wie mein Vater?
    Wenn mein Vater Verbrecher gewesen wäre, wäre ich dann auch Verbrecher geworden? Er starrte in die Dunkelheit und dachte an Anns und Jacks kleinen Sohn, der ums Überleben kämpfte. Warum?
    Die verdammten Methamphetamine! Zuerst, wenn man sie rauchte oder injizierte erlebte man den Flash, doch das dauerte nur wenige Minuten. Dann folgte das High, das auch noch okay war und sechs bis acht Stunden anhielt, doch dann kam unausweichlich das niederschmetternde Low, die Depression, die man dann wieder mit neuem Stoff überwand. Nahm man Tabletten oder schnupfte man das Zeug, erlebte man zwar dasselbe High aber nicht den intensiven Rush.
    Man nahm es, weil man wach sein musste. Oder man wollte die sexuelle Lust und Aktivität steigern, die ganze Nacht feiern, im Büro ausdauernder als die Kollegen sein , länger hinterm Steuer sitzen , andere wollten ihre Depression loswerden oder AIDS-Kranke ihre krankheitsbedingte Müdigkeit. Manche wiederum wollten einfach Gewicht verlieren. Wie oft hatte er das alles schon gehört und miterlebt! Und dann wurd en sie abhängig von diesem Rush und dem High. Der Crash musste unbedingt hinausgeschoben werden. Dieser Zustand, in dem man extrem irritierbar und paranoid war. Langsam aber sicher zerstörte man seinen Körper, sein Zentrales Nervensystem, sein Gehirn.

    Warum waren sie nicht einfach an diesem verfluchten Hauseingang weitergegangen!

5

    Pünktlich um neun Uhr schob ihn die Krankenschwester, eine kräftige Frau mit kurzen Beinen, zurück in sein Zimmer, das er für eine Untersuchung hatte verlassen müssen. Sie warteten schon auf ihn. Fünf Gesichter sahen ihn an. Er kannte sie alle und eines hatte er gehofft, nie wieder sehen zu müssen.
    „Guten Morgen, Shane!“, sagte Al.
    Die anderen nickten. In U-Form hatten sie ihre Stühle gerückt, ganz rechts saß Maree, die Sekretärin, die ihm aus ihrem vollen Gesicht mit den roten Lippen zulächelte - sie hatte ihm eine besonders warmherzige Karte geschrieben - neben ihr der Psychologe Dr. Nelson Drury, ein schmächtiger Mann mit sanften braunen Augen und herabhängen den Mundwinkeln, die ihm etwas L eidendes verliehen, links von ihm saß Andrew Ward von der Drogenabteilung, Ende fünfzig mit sonnengegerbtem Gesicht und einem dichten Faltengitter auf der Stirn, in die trotz sei nes Alters noch haselnussbraunes, dichtes Haar fiel. Neben Andrew Ward saß der Mann, den er nie wieder hatte treffen woll e n : Internal Affairs Officer Michael – Mick - Lanski.
    Sein zum Kinn hin spitz zulaufendes Gesicht war seitdem Shane ihn das letzte Mal vor zwei oder drei Jahren gesehen hatte, schmaler geworden. Auch das dunkelblonde Haar wirkte lichter, war aber noch immer akkurat seitlich
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