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Undercover

Undercover

Titel: Undercover
Autoren: Manuela Martini
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Sie um eins: Gehen Sie.“
    Der Pater verstummte und sah ihn nur mitfühlend an. „Wenn Sie mich brauchen, dann sagen Sie Bescheid.“
    Die Tür fiel ins Schloss. Shane starrte an die weiße Wand vor sich.

    Ein paar Wochen zuvor sitzt er mit Jack im Auto. Die Scheibenwischer schieben die Regentropfen weg, die Neonlichter der Läden und die Scheinwerfer der Autos leuchten bunt in der schwarzen Nacht. Jack redet von Gott, weil er sich seit einiger Zeit mit der Bibel beschäftigt. „Man braucht etwas, woran man glauben kann“, hat er Shane erklärt.
    „Kain erschlug seinen Bruder“, er hält an einer Ampel, „weil Gott dessen Opfer mehr beachtete als Kains. Was will uns Gott damit sagen?“
    Shane ist müde und antwortet nicht.
    „Er will uns sagen: Seht her, ihr seid NICHT alle gleich und manche von euch schätze ich mehr als andere. Ich bin nicht gerecht! Gott ist willkürlich. Das ist die Wahrheit. Und wir sind seiner Willkür ausgeliefert.“
    Na und, denkt Shane, ob Gott oder das Schicksal willkürlich ist, ist letztlich egal, doch er sagt es nicht, weil Jack sowieso schon einen roten Ko pf vor Erregung hat, und weil Shane weiß, dass solche Gespräche zu nichts führen.
    „Er ist ungerecht und grausam“, redet Jack weiter, „weil wir uns vom Teufel haben verführen lassen, der Schlange im Paradies. An diesem Apfelbissen – es soll ja eine Feige gewesen sein – haben wir immer noch zu kauen.“
    Shane deutet auf die längst grüne Ampel.
    „Soll ich dir was verraten, Shane“, sagt Jack ohne auf die Ampel zu achten, „Gott hasst uns. Gott hasst seine eigenen Geschöpfe und damit sich selbst. Er ist gescheitert und konn te es nicht zugeben. Warum hat er denn nach der Sintflut nicht noch mal ganz von vorn angefangen? Warum hat er sein Werk doch hinüberretten müssen? Ich sage dir, er ist inkonsequent und eitel. Er hätte alles ersaufen lassen sollen. Alles! Und wir müssen nun seinen Hass auf sich ertragen. Tag für Tag. Generation für Generation. Er hat seine Schuld auf uns abgeladen.“

    Shane schluckte die Schmerztabletten, die auf seinem Nachttisch lagen.

    Nach Pater Timothy besuchte ihn Detective Sergeant Al Marlowe, der Koordinator der Mordkommission. Marlowes Gesicht war grau und zerknittert. Er, sonst laut und polternd wirkte gebückt und kraftlos . „Mann Shane“, sagte er leise und schüttelte den Kopf, „ich weiß nicht, was ich ...“ Dann wendete er sein Gesicht ab.

    Al Ma rlowes Geburtstagsparty im Pub:
    Alle Kollegen waren ausgelassen. Sie hockten an der Bar.
    „Ich kann kaum glauben, dass unser Geburtstagskind zu Hause so miesepetrig sein soll!“, erinnerte sich Shane, gesagt zu haben.
    „Würde ich von dir auch nicht glauben!“ Jack hatte schon eine schwere Zunge. Seine Augen, die in dem runden Gesicht mit der blanken Glatze während des langen Abends immer schmaler geworden waren, glänzten bierselig. Evans und Hawking , die beiden Detectives aus der Fingerabdruckabteilung grinsten. Plötzlich wurde Jack ernst.
    „Wisst Ihr, was wir alle gemeinsam haben? Jeder Polizist will ein Held sein.“
    Hawking schüttelte den Kopf.
    „Also, ich will kein Held sein. Helden sterben zu früh.“
    Irgendwann sahen d er Wirt und die Bedienungen übermüdet aus und die Bewegungen, mit denen sie Gläser abtrockneten, waren schwerfälliger geworde n. Die Luft nur noch Teer und Nikotin, saurer Atem und Schweiß. Auf dem hölzernen Boden standen dunkle Bierpfützen. Und d ie Musik war längst ver stummt.
    Jemand stießt die Tür auf.
    Jetzt sah Shane es wieder vor sich: Auf dem ausgedehnten, kaum bel euchteten Parkplatz standen nur noch drei Autos. Die meisten der Kollegen hatten sich von ihren Frauen bringen lassen oder gleich ein Taxi genommen.

    Al und ein kleine Gruppe Kollegen torkelten aus dem Eingang und Al bot ihnen an, im Taxi mitzufahren.
    Ein orangefarbenes Taxi rollte fast lautlos aus der Dunkelheit heran und hielt direkt vor Al. „Ich sollte vielleicht mit euch kommen, ein bisschen Luft könnte mir auch nichts schaden.“
    „Quatsch, Al“, jemand neben ihm riss den Schlag auf, „das Geburtstagskind fährt jetzt heim.“
    Shane erinnerte sich, wie Al ergebend die Schultern gezuckt und beim Einsteigen gesagt hatte :
    „Jungs, diese Party werd’ ich mein Leben nicht vergessen!“
    Der Kollege warf die Tür zu, zwei andere stiegen hinten e in, dann fuhr der Wagen davon. Gleichzeitig bogen drei weitere Taxen auf den Park platz ein, die Männer stiegen ein, Türen schlugen zu,
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