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Undercover

Undercover

Titel: Undercover
Autoren: Manuela Martini
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Jacks blankem Scheitel glänzte weiß das Mondlicht. In der Ferne grelle, bunte Lichter wie große, leuchtende Weihnachtskugeln.

2

    Schwitzend kämpfte sich Josh Cline mit dem röhrenden Rasenmäher durch das Gras. Mrs. Wagner hatte vergangene Woche den Termin abgesagt, so dass das Gras jetzt höher war als es sich zum Mähen eignete. Typisch, dachte er , so glauben sie zu sparen und er muss ihnen dann erklären, warum er diesmal drei statt zwei Stunden gebraucht hat. Immer dasselbe! Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, was kaum etwas nutzte, weil man bei einer Luftfeuchtigkeit von mindestens 70 Prozent und 35 Grad im Schatten ununterbrochen schwitzte – und: er arbeitete nicht im Schatten sondern in der prallen Elf-Uhr-Sonne.
    Er ließ seinen Blick über den Garten gleiten, eine Rasenfläche von etwa zweihundert Quadratmetern, dazwischen, säuberlich von Steinkränzen umgebene Büsche und Bäume, die dabei waren, ihre Blüten zu verlieren. Ein halbe Stunde hatte er vor dem Mähen damit verbracht, sie weg zu rechen. Das ist der Nachteil hier, an der fast tropischen Sunshine-Coast: Kaum hast du eine Pflanze geschnitten, wächst sie schon wieder nach. Nie sind alle Bäume kahl, es gibt keinen wirklichen Winter. Aber das ist auch sein Glück. So geht die Arbeit nie aus. Nur so heiß sollte es nicht sein! Er wisch te sich wieder über s Gesicht, der Schweiß brannte in den Augen. Zeit für eine Pause!
    Er ging zu der kleinen Steinmauer, die den oberen Teil des Gartens mit der Terrasse vom unteren Teil, abgrenzte. Unter den breiten Blättern des Gummibaums gab es wenigstens ein wenig Schatten. Schnaufend ließ er sich neben seine Proviantbox auf die Mauer nieder. In der Hitze konnte er kaum etwas essen, doch er wusste, dass es ihm nicht bekam, wenn er den ganzen Tag nur Wasser trank und erst am Abend etwas aß. Er schraubte die Drei-Liter-Wasser-Thermoskanne auf, die er während eines Arbeitstages drei- bis viermal auffüllte. Wie lange konnte man so eine Arbeit aushalten? Er hielt sie seit anderthalb J ahren aus, inzwischen war er d rei undzwanzig. Er kannte Gärtner, die waren doppelt so alt und seit zehn oder mehr Jahren in dem Job. Man gewöhnte sich wohl genauso an die harte, körperliche Arbeit unter diesen klimatischen Bedingungen, wie man sich an so v ieles gewöhnte.
    Josh zwang sich, langsam zu trinken, um nicht sofort alles wieder herauszuschwitzen. Ihm blieb noch eine Stunde für den Rest des Rasens und das Schneiden der Ränder, das hatte e r mit Erica Wagner vereinbart. Sie war um diese Zeit nie zu Hause, sondern in ihrem Laden für Segelzubehör, unten in Maroochydore.
    Er setzte die Kanne ab und klappte die blaue Box mit dem grauen Deckel auf und nahm eines seiner Sandwichs heraus, wickelte es auf und biss hinein. Ich darf nicht vergessen, morgen einkaufen zu gehen. Nachher, um eins, geht’s schon weiter zum nächsten Kunden. Nur vier Straßen weiter.
    Glücklicherweise – denn das ersparte ihm lange Anfahrtswege - wohnten die meisten seiner Kunden hier oben in Buderim, nur wenige Kilometer vom Meer entfernt, in den bewaldeten, kühleren Hügeln. Hier blieb man von den Touristen verschont, die sich weiter unten in Mooloolaba und den anderen Strandorten gerade zu Weihnachten drängten. Er steckte den Rest des Sandwichs in den Mund, spülte Wasser nach und packte das zweite Sandwich aus. Käse. Er nahm einen großen Bissen. Mit seiner Arbeit konnte er zufrieden sein. Vor einem Jahr, als er zum ersten Mal gekommen war, bestand der Garten nur aus einem lieblos behandelten Stück Rasen . Erica Wagner hatte ihn angesehen und seufzend gesagt: „Bitte, Josh, machen Sie was draus. Ich bin eine miserable Gärtnerin.“ Inzwischen hatte er Hibiskus-, Oleander-, und Rhododendrenbüsche angepflanzt und einen Weg angelegt. Erica Wagner war glücklich. Und sie hatte ihn ihren Freunden und Bekannten weiter empfohlen.
    Hier oben in Buderim waren die Kunden anspruchsvoll. Sie besch äftigten nicht jeden x-beliebigen Gärtner, und es gab genug Konkurrenz. Dass er zuverlässig und sorgfältig war, hatte sich sehr schnell in der Gegend herumgesprochen, nachdem er das Geschäft, das heißt den Rasenmäher, den Anhänger für die Gartenabfälle, ein paar Kleingeräte und natürlich die Kundenkartei seinem Vorgänger abgekauft hatte. Seit ein paar Monaten überlegte er manchmal, einen Gehilfen anzustellen, aber e r zog es vor, allein zu arbeiten. Da konnte er tun und lassen, was er wollte, musste nichts erklären und
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