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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn.
Autoren: Elizabeth George
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Abwehrstellung ging. Sie wollte irgend etwas sagen, um ihn von der bevorstehenden Unterhaltung abzubringen, aber ihr fiel nicht schnell genug eine passende Bemerkung ein, denn Azhar sprach bereits weiter.
    »Ich habe mit Constable Fogarty gesprochen«, bemerkte er. »Constable Michael Fogarty, Barbara.«
Sie nickte. »Klar. Mike. Richtig.«
»Er verwaltet bei der Polizei von Balford-le-Nez die Waffen.« »Ja. Stimmt.«
    »Er hat mir erzählt, was sich auf dem Boot abgespielt hat, Barbara. Was Inspector Barlow über Hadiyyah gesagt hat, was sie vorhatte, und was Sie daraufhin getan haben.«
    »Azhar–«
    Er stand auf. Er ging zur Bettcouch. Barbara verzog das Gesicht. Sie hatte das Bett noch nicht gemacht, und das gräßliche T-Shirt mit dem Grinsegesicht, das sie als Nachthemd benutzte, lag noch mitten in der zerwühlten Decke. Einen Moment lang glaubte sie, er wolle das Bett machen – er war ja wirklich der ordentlichste Mensch, der ihr je begegnet war –, aber da drehte er sich schon wieder zu ihr um. Sie sah die Erregung in seinem Gesicht.
    »Wie soll ich Ihnen nur danken? Was kann ich sagen, um Ihnen für das Opfer zu danken, das Sie meinem Kind zuliebe gebracht haben?«
    »Sie brauchen mir nicht zu danken.«
    »Doch. Inspector Barlow –«
    »Em Barlow ist mit einer Überdosis Ehrgeiz auf die Welt gekommen, Azhar. Das hat ihr Urteilsvermögen beeinträchtigt. Meines nicht.«
    »Aber das Resultat war, daß Sie auf einen rangniedrigeren Posten versetzt wurden. Sie sind in Ungnade gefallen. Ihre dienstliche Partnerschaft mit Inspector Lynley, den Sie sehr schätzen, wie ich weiß, ist in die Brüche gegangen, nicht wahr?«
    »Zugegeben, zwischen uns ist nicht gerade alles Friede, Freude, Eierkuchen. Aber der Inspector hat die Dienstvorschriften auf seiner Seite, es ist also sein gutes Recht, sauer auf mich zu sein.«
    »Aber das ... das ist doch alles nur die Folge dessen, was Sie getan haben ... die Folge davon, daß Sie Hadiyyah beschützt haben, als Inspector Barlow sie zurücklassen wollte, sie ein ›Pakibalg‹ nannte und sie ohne Skrupel hätte ertrinken lassen.«
    Er war so erregt, daß Barbara wünschte, Constable Michael Fogarty wäre am Sonntag krank geworden und hätte nach Hause gehen müssen und nur noch Inspector Emily Barlow wäre in der Dienststelle gewesen, um einen gründlich gereinigten Bericht von der Jagd auf der Nordsee zu liefern, die damit geendet hatte, daß Barbara auf sie geschossen hatte.
    »Ich habe überhaupt nicht an die Konsequenzen gedacht«, sagte sie zu Azhar. »Wichtig war nur Hadiyyah. Und sie ist immer noch das Wichtigste. Basta.«
    »Ich muß eine Möglichkeit finden, um Ihnen zu zeigen, wir mir zumute ist«, sagte er ihren beschwichtigenden Worten zum Trotz.
    »Sie dürfen nicht glauben, daß Ihr Opfer –«
    »Es war kein Opfer, Azhar. Und was den Dank angeht – Sie haben mir ja ein Herz geschenkt. Das genügt doch vollkommen.«
    »Ein Herz?« Er war verwirrt. Dann folgte sein Blick Barbaras ausgestreckter Hand, und er sah das Herz, das er auf dem Rummel gewonnen hatte. »Ach, das! Das Herz. Aber das ist doch gar nichts. Ich habe es nur wegen des kleinen Spruchs darauf genommen, Barbara, weil ich mir vorgestellt habe, wie Sie lächeln würden, wenn Sie ihn lesen.«
    »Ein Spruch?«
»Ja. Haben Sie ihn nicht gesehen?« Er kam zum Tisch und drehte das Herz herum. Auf der Rückseite – die sie natürlich längst gesehen hätte, wenn sie den Mut gehabt hätte, sich das Herz näher anzuschauen, als Hadiyyah es ihr gebracht hatte – war »I Essex« eingestickt. »Es war als Scherz gemeint. Denn nach dem, was Sie in Essex durchgemacht haben, werden Sie den Ort wohl kaum lieben. Aber Sie haben den Spruch gar nicht gesehen?«
    »Ach so, den Spruch«, sagte Barbara hastig mit einem herzhaften Ha-ha, um ihre Erheiterung über seinen kleinen Scherz zu bekunden. »Doch. Natürlich. Und wie ich Essex liebe! Es ist so ungefähr der letzte Fleck auf Erden, an den ich zurückmöchte. Danke, Azhar. Das ist doch viel besser als ein Plüschelefant.«
    »Aber es ist nicht genug. Und nichts, was ich Ihnen zum Dank schenken kann, wird je genug sein. Nichts wird das aufwiegen, was Sie mir geschenkt haben.«
    Barbara erinnerte sich, was sie über sein Volk gelernt hatte: lena-dena. Zum Dank für ein Geschenk überreicht man ein Gegengeschenk, das dem empfangenen gleichwertig ist oder es übertrifft. So bewies man seine Bereitschaft, sich auf eine Beziehung einzulassen, erklärte seine
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