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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn.
Autoren: Elizabeth George
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mußte vorbereitet sein, wenn sie Azhar das nächste Mal sah. Sie mußte in der Lage sein, etwas Schlagfertiges, Brauchbares, Direktes, Sinnvolles, Lässiges und Vernünftiges zu sagen. Und es mußte ihr ganz spontan über die Lippen kommen, wie aus dem Moment geboren.
    Also ... was würde sie sagen? Tausend Dank, Sie sind ein Schatz ...? Was genau bezwecken Sie damit ...? Wie lieb von Ihnen, an mich zu denken ...
    Mist, Mist, dachte Barbara und stopfte den Rest ihres Pop-Tart in den Mund. Menschliche Beziehungen waren ein Graus.
    In dem Moment klopfte jemand an die Tür. Barbara fuhr zusammen und sah auf ihre Uhr. Für die Heilsarmee war es noch viel zu früh, und der Besuch des Mannes vom Gaswerk war das gesellschaftliche Highlight der letzten Woche gewesen. Wer also ...?
    Kauend stand sie auf. Sie öffnete die Tür. Azhar stand vor ihr.
    Sie wünschte, sie hätte ihr Studium angemessener Dankesworte ernster genommen. Sie sagte: »Hallo. Ah – guten Morgen.«
    Er sagte: »Sie sind gestern sehr spät nach Hause gekommen, Barbara.«
    »Ah – ja. Der Fall ist abgeschlossen. Ich meine, er ist soweit abgeschlossen, daß wir eine Verhaftung vornehmen konnten.
    Das heißt, daß das Material erst noch gesichtet und geordnet werden muß, damit wir es dann der Kronanwaltschaft übergeben können. Aber die eigentliche Untersuchung–« Sie zwang sich aufzuhören.
    »Ja, wir haben jemanden verhaftet.«
Er nickte mit ernster Miene. »Das ist gute Nachricht.« »Ja. Gute Nachricht.«
    Er sah an ihr vorbei. Wollte er vielleicht sehen, ob sie den Abschluß der Ermittlungen in Gesellschaft griechischer Tanzknaben gefeiert hatte, die noch immer irgendwo herumlungerten? Sie erinnerte sich endlich ihrer guten Manieren und sagte: »Kommen Sie doch rein. Möchten Sie eine Tasse Kaffee? Ich hab leider nur Pulverkaffee.« Etwas verspätet fügte sie hinzu: »Heute morgen«, als stünde sie sonst täglich in der Küche und mahlte Kaffeebohnen.
    Er lehnte dankend ab, mit der Begründung, er könne nicht lange bleiben. Nur einen Moment, da er gleich wieder zurück müsse, um Hadiyyah, die sich gerade anzog, die Zöpfe zu flechten.
    »Klar«, sagte Barbara. »Aber es stört Sie doch nicht, wenn ich ...« Und mit ihrem Prinz-Charles-Becher wies sie zum Wassertopf.
    »Nein. Natürlich nicht. Ich habe Sie beim Frühstück gestört.«
    »Wenn man es Frühstück nennen kann«, meinte Barbara.
    »Ich hätte einen günstigeren Zeitpunkt abgewartet, aber heute morgen wurde mir klar, daß ich nicht länger warten kann.«
    »Ah.« Barbara ging zum Wassertopf und schaltete ihn ein, während sie sich fragte, was sein feierlicher Ernst zu bedeuten hatte. Er war zwar immer ernst, aber heute mischte sich noch etwas anderes in diese Ernsthaftigkeit, eine Art, sie anzusehen, als hätte sie Zuckerguß von ihrem Pop-Tart im Gesicht.
    »Setzen Sie sich doch. Da drüben auf dem Tisch liegen Zigaretten. Wollen Sie wirklich keinen Kaffee?«
    »Nein, danke.« Aber er nahm sich eine ihrer Zigaretten und beobachtete sie schweigend, während sie sich eine zweite Tasse Kaffee machte. Erst als sie sich zu ihm an den Tisch setzte – zwischen ihnen das Samtherz wie eine unausgesprochene Erklärung – sprach er wieder.
    »Barbara, es ist etwas schwierig für mich. Ich weiß nicht recht, wie ich anfangen soll.«
    Sie schlürfte ihren Kaffee und bemühte sich, eine ermutigende Miene aufzusetzen.
    Nervös griff Azhar nach dem Samtherz.
    »Essex«, soufflierte Barbara hilfsbereit.
    »Hadiyyah und ich waren am Sonntag am Meer. In Essex. Wie Sie wissen«, sagte er.
    »Ja. Richtig.« Dies war der richtige Moment, um zu sagen, vielen Dank für das Herz, aber es wollte ihr nicht über die Lippen.
    »Hadiyyah hat mir erzählt, wie schön es war. Sie hat gesagt, daß Sie auch im Burnt-House-Hotel waren.«
    »Sie war dort«, berichtigte er. »Das heißt, ich habe sie hingebracht und bei der netten Mrs. Porter gelassen – Sie werden sich an sie erinnern ...«
    Barbara nickte. Hinter ihrer Gehhilfe sitzend, hatte Mrs. Porter Hadiyyah beaufsichtigte, während ihr Vater sich im Rahmen einer Morduntersuchung als Vermittler zwischen der Polizei und einer kleinen, aber unruhigen pakistanischen Gemeinde betätigt.
    »Ja, natürlich«, sagte sie. »Ich erinnere mich an Mrs. Porter. Es war nett von Ihnen, sie zu besuchen.«
    »Wie ich schon sagte – es war Hadiyyah, die Mrs. Porter besucht hat. Ich selbst war bei der örtlichen Polizei.«
    Barbara spürte, wie sie innerlich in
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