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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn.
Autoren: Elizabeth George
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hat man soviel mehr Freiheit.«
    »Ja«, stimmte er zu. Er legte seine Hände um das Badetuch, in das sie eingehüllt war. Er küßte ihren Hals und sagte dann: »Aber das Erwachsensein hat auch seine guten Seiten, finde ich.«
    Er löste das Badetuch und zog sie an sich.
     

31
    Als am nächsten Morgen ihr Wecker rasselte, wälzte sich Barbara mit hämmernden Kopfschmerzen aus dem Bett. Sie stolperte ins Badezimmer, kramte Aspirin heraus und kämpfte mit der Dusche. Scheiße, dachte sie. Offensichtlich hatte sie in den letzten Jahren viel zu asketisch gelebt. Das Resultat war, daß sie überhaupt keine Kondition mehr hatte, was den Fetensektor betraf.
    Dabei war es noch nicht mal eine so wilde Feier gewesen. Nachdem sie Matthew King-Ryders Aussage zu Protokoll genommen hatten, waren sie und Nkata losgezogen, um ein bißchen auf den Putz zu hauen. Sie waren nur in vier Pubs gewesen, und sie hatten beide keine wirklich harten Sachen getrunken. Aber was sie getrunken hatte, hatte gereicht. Barbara fühlte sich, als wäre ihr ein Schwertransporter über den Kopf gedonnert.
    Sie stellte sich unter die Dusche und ließ das Wasser mit hartem Strahl über sich strömen, bis das Aspirin zu wirken begann. Sie schrubbte sich und wusch sich die Haare und schwor sich, in Zukunft nur noch am Wochenende Alkohol zu trinken. Sie dachte daran, Nkata anzurufen und sich zu erkundigen, ob er auch so elend verkatert sei. Aber dann überlegte sie sich, wie seine Mutter reagieren würde, wenn ihr Liebling schon vor sieben Uhr morgens von einer fremden Frau angerufen wurde, und ließ den Gedanken wieder fallen. Wozu Mrs. Nkata Anlaß geben, sich um die Keuschheit von Leib und Seele ihres geliebten Winnie zu sorgen? Barbara würde ihn ja bald genug im Yard sehen.
    Nachdem sie ihre Morgentoilette absolviert hatte, trat sie vor ihren Kleiderschrank und überlegte, was heute als modisches Statement angebracht wäre. Sie entschied sich für dezente Zurückhaltung und zog einen Hosenanzug heraus, den sie seit bestimmt zwei Jahren nicht mehr getragen hatte.
    Sie warf ihn auf das zerwühlte Bett und ging in die Küche. Nachdem sie den Elektrotopf eingeschaltet und die Pop-Tarts in den Toaströster geschoben hatte, frottierte sie ihr Haar und kleidete sich an. Aus den BBC-Morgennachrichten erfuhr sie, daß Straßenarbeiten den Verkehr in die City behinderten, daß es auf dem M1 südlich von Kreuz vier einen Unfall gegeben hatte und daß infolge eines Wasserrohrbruchs an der A23 nördlich von Streatham die Straße überschwemmt war. Ein weiterer Tag im Pendlerparadies.
    Der Wassertopf schaltete sich aus, und Barbara trottete in die Küche, um Kaffeepulver in einen Henkelbecher zu geben, der mit einer Karikatur des Prinzen von Wales geziert war: ein kinnloser Kopf mit Riesennase und Elefantenohren auf einem winzigen Körper im Schottenrock. Sie warf ihre Pop-Tarts auf ein Stück Küchenrolle und trug diese ausgewogene Mahlzeit zum Eßtisch hinüber.
    Das Samtherz lag noch immer in der Mitte, wo Barbara es hingelegt hatte, nachdem Hadiyyah es ihr am Sonntag abend mitgebracht hatte. Dort harrte es ihrer Betrachtungen, rot wie Blut und voll tieferer Bedeutung. Mehr als sechsunddreißig Stunden hatte Barbara jeden Gedanken an das Herz vermieden, und da sie in dieser Zeit weder Hadiyyah noch ihren Vater gesehen hatte, hatte sie sich auch nicht dazu äußern müssen. Aber ewig konnte das nicht so weitergehen. Der Anstand verlangte zumindest, daß sie Azhar gegenüber eine Bemerkung machte, wenn sie ihn das nächste Mal sah.
    Die Frage war nur: Was sollte sie sagen? Er war immerhin ein verheirateter Mann. Gewiß, er lebte nicht mit seiner Frau zusammen. Gewiß, die Frau, mit der er zusammengelebt hatte, seit er nicht mehr mit seiner Frau lebte, war nicht seine Frau. Gewiß, diese Frau hatte sich offenbar auf Dauer abgesetzt und ein bezauberndes kleines Mädchen und einen etwas düsteren – wenn auch aufmerksamen und gütigen – Mann von fünfunddreißig Jahren zurückgelassen, der eine Partnerin brauchte. Aber nichts von alledem machte es leichter, die Situation anzusprechen, ohne die althergebrachten Regeln der Etikette zu verletzen. Nicht, daß Barbara sich je um die althergebrachten Regeln der Etikette gekümmert hätte. Aber sie war ja auch nie wirklich in einer Lage gewesen, wo solche Regeln galten. Jedenfalls keine Mann-Frau-Regeln. Und keine Mann-Frau-Kind-Regeln. Und schon gar nicht Mann-Frau- Lebensgefährtin-Kind-Zusatzfrau-Regeln. Trotzdem, sie
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