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Und was wirst du, wenn ich gross bin

Und was wirst du, wenn ich gross bin

Titel: Und was wirst du, wenn ich gross bin
Autoren: Sven Kemmler
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schlecht, die präparierten oder skelettierten Fische inspirierend. Aber das Jagd-und-Fischerei-Fernsehen war es einfach.
    Wir sehen einem Kärntner Jäger fünfundvierzig Minuten lang dabei zu, wie er ein Jahr lang sein Revier beförstert und dabei hauptsächlich an Stellen mit schönem Ausblick bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang steht. Sein Gesicht zeigt dabei jede Menge Kärntner Naturverbundenheit.
    Außerdem sehen wir: Das Murmeltier und den Steinbock im Wandel der Jahreszeiten. Mal ist alles üppig, mal sind die Vorräte knapp, mal wird sich vermehrt und mal wird gedarbt. Eine ganz arg kranke Gemse muss erschossen werden, worüber Glaukos außerordentlich besorgt ist und mich fünfmal fragt: »Warum?«, ansonsten schweigt die Flinte. Beim dritten Sonnenuntergang fällt auf, dass das Fernsehgerät wohl schon sehr lange läuft, es hat Farbfehler in der Darstellung, es wirkt ein wenig so, als hätte sich der Apparat bei der arg kranken Gemse mit der Räude angesteckt.
    Bergbauern in Lederhosen und Bergmadln im Dirndl machen Heu, als hätte es Inzest nie gegeben. Ich beobachte viele Menschen in viel Landschaft, die alle wissen, was sie nächstes Jahr machen, und auch, was sie übernächstes Jahr machen. Sie machen Heu, sie machen Kinder, sie machen Schnaps und trinken ihn. Und ab und zu erschießen sie eine Gemse. So sehr ich die Harmonie darin sehe, ich sehe auch die Farbfehler im Bild. Und sie selbst können sie nicht sehen, weil sie ja in ihrem Leben drin sind und nicht wie ich draufschauen. Ich respektiere sie, manchmal beneide ich sie sogar sehr. Aber sie werden mir immer fremd sein, so wie ich ihnen.
    Das Jägerjahr ist um. Glaukos dreht sich zu mir, blickt mir tief in die Augen und teilt mir mit:
    »Wenn ich groß bin, werde ich Jäger.«
    Das halte ich für eine gute Idee. Ich denke darüber nach, was ich werden wollen würde, wenn ich nochmal klein wäre. Vielleicht Kapitän? Oder Gitarrist? Bin ich eigentlich jemals groß geworden? Glaukos hakt nach:
    »Kommst du mich dann besuchen?«
    Das bestätige ich gerne. Auch Kapitäne und Gitarristen kommen ja ab und zu mal nach Hause. Er nickt, schaut kurz weg, dann kommt ihm ein weiterer Gedanke. Er sieht mich erneut ganz ernsthaft an und fragt mich:
    »Und was wirst du, wenn ich groß bin?«
     

danksagung
     
    Das hier ist die Stelle, an der bei Festlichkeiten der Gastgeber aufsteht, mit dem Löffel ans Glas schlägt, sich räuspert und zur Danksagung ansetzt. Was gleichzeitig der Moment ist, in dem fast alle in einen semi-buddhistischen Meditationszustand verfallen, außer denen, die gespannt sind, ob sie in der Rede vorkommen. Es war in meinem Fall ein langer Weg bis zum ersten Buch, weshalb in dieser Rede hier so viele Menschen vorkämen, dass das Buch im Vergleich wie eine Magazinbeilage wirken würde. Das wäre dann zwar angemessen, aber nur bedingt unterhaltsam. Noch schöner ist es doch, im Anschluss an die Rede gemeinsam zu feiern, worauf ich mich schon freue.
    Deshalb sei all denen, die zu meiner Inkontinenz im Schriftstellerischen beigetragen haben, hiermit gesagt: Von ganzem Herzen lieben Dank an euch! Ich versuche nicht so zu schreiben, dass es euch gerecht wird, aber wenn ich es jemals schaffe, so zu leben, dann werde ich sehr froh sein.
    Einige unmittelbar Beteiligte sollen jedoch namentlich erwähnt werden, einerseits, damit auch die Etikette Spaß hat, und andererseits, um die Vorfreude auf die Feier danach noch einen Moment hinauszuzögern. Sozusagen als Vorspiel nach dem Spiel. Deshalb Danke an Mäm und Dad für die Liebe zum Buch, Iris und Eva für die Anfänge, Jonas für die Idee, Tom für die Hilfe, Jochen für die Erlaubnis, Sven für den richtigen Zeitpunkt, Michi für Beratung, Kirsten für den Empfang, Peter fürs Bildliche, Tamara für Herausforderung und der gesamten Heyne-Mannschaft für ihre unglaubliche Unterstützung.
     
 
»Life is a path lit only by the light of those I’ve loved.«
     
    Tom Waits
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