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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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Telekommunikationsnetzen, Sprengstoffidentifizierung und so weiter; den Antrag hast du doch selbst abgezeichnet. Und Brigadier Tambur kommt heute später, weil sie die Nacht bei ihrem Vater verbringen musste. Er hat wieder zur Flasche gegriffen.«
    Van Leeuwen ging zum Laserdrucker, schaltete ihn ein und gab den Printbefehl, der das digitale Abbild des toten Inders auf Papier brannte. Danach gab er Gallo das noch warme Blatt. Der Hoofdinspecteur betrachtete das Foto. »Mein Gott«, murmelte er. »So was habe ich seit Srebrenica nicht gesehen. Manchmal möchte man kein Mensch mehr sein. Wissen wir schon, wer er ist?«
    »Nein«, antwortete Van Leeuwen. »Er trägt, glaube ich, den Armreif der Sikhs, also vermute ich, dass er Inder ist und Singh heißt. Frag doch mal beim Einwohnermeldeamt und bei den Einreisebehörden nach, wie viele Inder es so über den Daumen gepeilt in Amsterdam gibt –«
    »Legal oder illegal?«
    »– und wo die arbeiten, falls sie eine Arbeit haben: Computergeschäfte,Feinkostläden, Restaurants, Import-Export, Müllabfuhr oder als Gespenster aus den Tagen der Ostindien-Kompanie, alles! Ach, und erkundige dich, ob es bei der Registrierung inzwischen Vermerke über die Religionszugehörigkeit gibt.«
    Gallo hob den Kopf und sah zum Fenster hinüber, durch die Jalousien, vor denen der heiße Julitag schimmerte. Dann kehrte sein Blick zu dem Foto in seiner Hand zurück. »Denkst du, es könnte eine religiös motivierte Tat sein? Woran glauben Sikhs eigentlich? Ist das irgendwas Fundamentalistisches?«
    »Nur wenn es Fundamentalisten in die Hände fällt«, sagte Van Leeuwen. »In jedem Fall handelt es sich um eine religiöse Minderheit, die dafür aber zusammenhält wie Pech und Schwefel. Vielleicht können wir da ansetzen, bei den anderen Sikhs in Amsterdam.«
    Das Telefon klingelte. Der Commissaris ging an den Apparat und schaltete den Lautsprecher ein. Der Anrufer war Doktor Holthuysen von der Gerichtsmedizin, inzwischen offenbar wieder eins mit sich, seiner Berufswahl und dem Universum, das schöne Tage Kinderärzten und Pathologen gleichermaßen bescherte.
    »Hallo, Mijnheer van Leeuwen«, sagte er. »Ich weiß, dass Sie Puzzles lieben, deswegen will ich Sie schon mal vorab mit den Teilchen versorgen, auf die mich meine bisherigen Untersuchungen gebracht haben, wenn ich mir dafür mit dem schriftlichen Bericht etwas mehr Zeit lassen kann.«
    »Ich verstehe Dinge besser, wenn ich sie nachlesen kann«, sagte der Commissaris und dachte, außer wenn es sich um Briefe handelt, vor allem auf Italienisch abgefasste Briefe, in denen es um Liebe und Ehebruch geht.
    »Sagten Sie nicht, der Tote wäre ein Sikh?«, fragte der Doktor. »Ich habe es angenommen, wegen des Armreifs«, sagte Van Leeuwen, »und wegen seiner Hautfarbe.«
    Holthuysen seufzte. »Meines Wissens«, begann er, das, wie Ihnen bekannt sein dürfte, enzyklopädisch ist, wahrscheinlich sogar unermesslich , ergänzte der Commissaris in Gedanken, »meines Wissens leben Sikhs nach äußerst strengen moralischen Grundsätzen. Sie rauchen nicht und trinken weder Alkohol, noch nehmen sie andere Drogen;der Einfluss des Islam ist da wohl unübersehbar. Sie sind in Indien politisch und gesellschaftlich einflussreicher als die meisten Moslems oder Hindus. Natürlich glauben auch sie an Karma und Wiedergeburt –«
    »Wenn er sich mit der Wiedergeburt etwas beeilt, kann er uns ja selbst sagen, wer ihn getötet hat«, warf Gallo ein.
    »Die Frage lautet daher«, redete Holthuysen weiter, als hätte er den Einwurf gar nicht gehört, »wenn er ein Sikh war, der aufgrund seines Glaubens nicht raucht, nicht trinkt und auch sonst nach strengen moralischen Grundsätzen lebt, wieso hatte er dann – unter anderem – Einstichnarben in den Armbeugen, den Achselhöhlen, den Kniekehlen und zwischen den Zehen? Einige dieser Narben waren schon mehrere Jahre alt, aber die zwischen den Zehen sind neu. Und warum habe ich in seinem Magen Alkohol gefunden und in seinem Blut Spuren von Diacetylmorphin, uns allen besser bekannt als Heroin?«
    »Vielleicht ist er vom Glauben abgefallen«, sagte der Commissaris.
    »Oder er war kein Sikh«, gab der Pathologe zu bedenken. »Den Armreif könnte er gestohlen haben, vielleicht dachte er, er wäre aus Silber. Na, wie auch immer, das ist reine Spekulation, dafür sind Sie zuständig, wenn Sie Ihr Puzzle zusammensetzen. Was er mir dagegen an Fakten erzählt hat, lautet, wie folgt: Zum Zeitpunkt der forensischen Untersuchung
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