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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du
Autoren: Mary Higgins Clark
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der Munition daneben auf den Tisch in der Bibliothek gelegt. Am nächsten Morgen wollte ich sie bei der Polizei abgeben.
    Und bei der Polizei ist sie ja auch gelandet, nur nicht so, wie ich geplant hatte.«

    Sunday wußte, daß sie und Henry dasselbe dachten. Die Lage wurde immer schlimmer: Tommy hatte nicht nur auf Arabella geschossen, sondern auch nach ihrer Ankunft die Pistole geladen.
    »Tom, was hast du gemacht, bevor Arabella kam?« fragte Henry.
    Die beiden sahen, wie Shipman überlegte, ehe er antwortete. »Ich bin bei der jährlichen Aktionärsversammlung von American Micro gewesen, hatte einen anstrengenden Tag hinter mir und litt zu allem Überfluß an einer gräßlichen Erkältung. Lillian West, meine Haushälterin, servierte mir um halb acht das Essen. Ich aß nur wenig und ging dann direkt nach oben, weil ich mich immer noch nicht wohlfühlte. Ich hatte sogar Schüttelfrost. Deshalb stellte ich mich eine Weile unter die heiße Dusche und legte mich ins Bett. Da ich schon seit einigen Nächten schlecht schlief, nahm ich eine Schlaftablette. Ich schlummerte tief und fest, als Lillian mich weckte und sagte, daß Arabella mich unten erwartete.«
    »Also bist du wieder runtergegangen?«
    »Ja. Ich weiß noch, daß Lillian gerade dabei war zu gehen. Arabella saß in der Bibliothek.«
    »Hast du dich gefreut, sie zu sehen?«
    Shipman zögerte einen Augenblick. »Nein. Ich war wegen der Schlaftablette noch ganz benommen und konnte kaum die Augen offenhalten. Außerdem ärgerte es mich, daß sie so aus heiterem Himmel bei mir hereinplatzte, da sie nie auf meine Anrufe reagiert hatte. Wie ihr wißt, habe ich eine Bar in der Bibliothek. Arabella hatte es sich schon gemütlich gemacht und für uns beide einen Martini gemixt.«
    »Tom, wie konntest du nur einen Martini trinken, nachdem du eine Schlaftablette genommen hattest?« fragte Henry.

    »Weil ich ein Vollidiot bin«, schimpfte Shipman.
    »Und weil mir Arabellas lautes Lachen und ihre schrille Stimme so auf die Nerven fielen, daß ich einen ordentlichen Schluck brauchte, um nicht durchzudrehen.«
    Henry und Sunday starrten ihren Freund entgeistert an.
    »Wir dachten, du wärst verrückt nach ihr gewesen«, sagte Henry schließlich.
    »Ja, das war ich auch, am Anfang wenigstens, aber schließlich habe ich die Beziehung gelöst«, erwiderte Shipman. »Allerdings hielt ich es als Gentleman für meine Pflicht, zu verbreiten, dieser Schritt sei von ihr ausgegangen. Angesichts unseres großen Altersunterschieds klang das ja auch wahrscheinlich. In Wahrheit jedoch war ich endlich – oder anscheinend nur vorübergehend – zur Vernunft gekommen.«
    »Warum hast du sie dann angerufen?« fragte Sunday.
    »Ich begreife das nicht ganz.«
    »Weil sie sich angewöhnt hatte, mich mitten in der Nacht, manchmal sogar stündlich, telefonisch zu belästigen. Normalerweise legte sie sofort auf, wenn ich mich meldete, aber ich wußte genau, daß sie es war. Deshalb rief ich sie an, um sie zur Rede zu stellen. Aber ich habe sie ganz sicher nicht gebeten, zu mir zu kommen.«
    »Tommy, warum hast du der Polizei nichts davon erzählt?« fragte Sunday. »Nach dem, was die Medien verbreiten, halten alle es für ein Verbrechen aus Leidenschaft.«
    Tom Shipman schüttelte bedrückt den Kopf. »Weil es das meiner Ansicht nach letztlich auch war. In dieser letzten Nacht hat Arabella verkündet, sie werde sich mit einer Boulevardzeitung in Verbindung setzen. Sie wollte ihr eine Story über die Orgien verkaufen, die wir beide angeblich während deiner Präsidentschaft gefeiert haben.«

    »Aber das ist doch lächerlich!« entrüstete sich Henry.
    »Erpressung«, meinte Sunday leise.
    »Genau. Also wird die Wahrheit wohl kaum zu meiner Entlastung beitragen.« Wieder schüttelte Shipman den Kopf. »Nein, das wird sie nicht. Und obwohl ich unschuldig bin, hat es wenigstens etwas Würdevolles an sich, wenn ich für den Mord bestraft werde. Ich bewahre ihre Würde und vielleicht auch ein Stück von meiner.«
    Sunday bestand darauf, die Küche aufzuräumen, während Henry mit Tommy nach oben ging, damit dieser sich ausruhte. »Tommy, mir wäre es lieber, wenn jemand hier bei dir bliebe, bis die Sache ausgestanden ist«, sagte der ehemalige Präsident. »Ich lasse dich nur ungern allein.«
    »Ach, mach dir keine Sorgen, Henry. Ich komme schon klar. Außerdem fühle ich mich nach eurem Besuch nicht mehr so einsam.«
    Allerdings konnten die Beschwichtigungen seines Freundes Henrys Befürchtungen
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