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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du
Autoren: Mary Higgins Clark
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geben.«
    »Schon. Vielleicht war es aus Kummer? Oder Verdrängung?«
    »Genau«, entgegnete Sunday. »Natürlich kommt es öfter vor, daß sich Menschen kurz nach einem schweren Verlust verlieben und daß diese Beziehung tatsächlich hält. Aber meistens klappt es nicht.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Daß Tommy Arabella nie geheiratet hat, obwohl er ihr einen Verlobungsring schenkte – wann war das, vor zwei Jahren? –, das weist darauf hin, daß er das kurz darauf bereits für einen Fehler hielt.«
    »Und all das hat sich abgespielt, bevor ich auf der Bildfläche erschien«, überlegte Sunday. »Allerdings habe ich mich durch die Skandalpresse auf dem laufenden gehalten.
    Damals machten alle ein riesiges Theater, weil sich der ehemalige Außenminister in eine etwas schrille PR-Frau verliebt hatte, die halb so alt war wie er. Ich erinnere mich an zwei Photos von ihm, die nebeneinander abgedruckt wurden. Auf dem einen schmuste er in aller Öffentlichkeit mit Arabella, das andere war von der Beerdigung seiner Frau. Anscheinend hatte der Photograph ihn in einem schwachen Moment erwischt. Kein Mensch, der so sehr trauert, kann nur wenige Monate später derart glücklich sein. Wie sie sich schon anzog! Sie paßte einfach nicht zu Tommy.«
    Sunday bemerkte, daß ihr Mann eine Augenbraue hochzog. »Jetzt tu bloß nicht so. Ich weiß genau, daß du die Klatschblätter von vorne bis hinten liest, nachdem ich mit ihnen fertig bin. Und sag mir die Wahrheit: Was hast du von Arabella gehalten?«

    »Um ehrlich zu sein, habe ich so wenig wie möglich über sie nachgedacht.«
    »Du antwortest nicht auf meine Frage.«
    »Ich bemühe mich, nicht schlecht über Tote zu sprechen.« Er hielt inne. »Aber wenn du es unbedingt wissen willst: Ich fand sie angeberisch, vulgär und anstrengend.
    Sie war einigermaßen intelligent, doch sie redete unentwegt wie ein Wasserfall, so daß ihr Verstand mit ihrem Mund nicht ganz Schritt halten konnte. Und wenn sie lachte, bekam ich jedesmal Angst, der Kronleuchter könnte zerspringen.«
    »Nun, das stimmt völlig mit dem überein, was ich über sie gelesen habe«, stellte Sunday fest. Sie schwieg kurz und drehte sich dann wieder zu ihrem Mann um.
    »Henry, glaubst du, sie hat schon einmal jemanden erpreßt, wenn sie es auch bei Tommy versucht hat? Kann es sein, daß Tommy durch die Schlaftablette und den Martini das Bewußtsein verloren hat und eine dritte Person hereinkam, ohne daß er es bemerkte? Vielleicht hat dieser Jemand Arabella ja verfolgt und plötzlich eine Gelegenheit gesehen, sie loszuwerden und die Schuld auf den armen Tommy abzuwälzen.«
    »Und dann hat er Tommy nach oben getragen und ihn in sein Bettchen gelegt?« Wieder zog Henry die Augenbraue hoch.
    Wortlos saßen sie da, während das Auto in die Auffahrt zum Garden State Parkway einbog. Sunday blickte aus dem Fenster. Die Spätnachmittagssonne ließ die kupferfarbenen, goldenen und leuchtend roten Blätter der Bäume schimmern. »Ich liebe den Herbst«, sagte sie nachdenklich. »Und es tut mir weh, daß Tommy im Herbst seines Lebens so etwas durchmachen muß.« Sie überlegte.
    »Okay, dann stellen wir uns einmal ein anderes Szenario vor. Du kennst Tommy gut. Ist es möglich, daß er zwar wütend und erbost war, aber zu sehr unter dem Einfluß von Schlaftabletten und Alkohol stand, um noch klar denken zu können? Versetz dich mal in seine Lage: Was hättest du getan?«
    »Ich hätte genauso gehandelt, wie Tommy und ich es immer machten, wenn wir uns auf Gipfeltreffen ähnlich angeschlagen fühlten. Sobald uns klar wurde, daß wir erschöpft oder verärgert waren und nicht mehr vernünftig urteilen konnten, gingen wir zu Bett.«
    Sunday nahm Henrys Hand. »Genau darauf wollte ich hinaus. Was ist, wenn Tommy stinksauer die Treppe hinaufgetorkelt ist und Arabella unten zurückgelassen hat?
    Und jemand, der wußte, wohin sie wollte, hat sie tatsächlich verfolgt. Wir müssen herausfinden, mit wem Arabella den frühen Abend verbracht hat. Und wir müssen mit Tommys Haushälterin reden. Sie ist kurz nach Arabellas Ankunft gegangen. Vielleicht ist ihr auf der Straße ein geparktes Auto aufgefallen. Außerdem wäre da noch diese Gräfin aus Palm Beach, die Tommy so dringend sprechen wollte. Wir sollten uns mit ihr in Verbindung setzen.
    Wahrscheinlich hilft uns das nicht weiter, aber man kann ja nie wissen, ob sie nicht doch etwas zu erzählen hat.«
    »Einverstanden«, meinte Henry bewundernd. »Wie immer denken wir ganz
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