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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du
Autoren: Mary Higgins Clark
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nicht zerstreuen. Während Shipman zur Toilette ging, grübelte er nach. Constance und Tom hatten keine Kinder. Die meisten ihrer Freunde waren inzwischen Rentner und weggezogen, größtenteils nach Florida. Plötzlich wurde Henry von seinem Piepser, den er immer bei sich trug, aus seinen Gedanken gerissen.
    Er griff sofort zum Funktelefon und rief zurück. Es war Jack Collins. Leiter des Leibwächterteams, das der Geheimdienst zu seinem Schutz abgestellt hatte. »Entschuldigen Sie die Störung, Mr. President, aber eine Nachbarin möchte Mr. Shipman unbedingt etwas ausrichten. Sie sagt, eine gute Freundin, die Gräfin Condazzi, die in Palm Beach lebt, habe vergeblich versucht, ihn zu erreichen.
    Offenbar ist der Anrufbeantworter nicht eingeschaltet, so daß sie ihm auch keine Nachricht hinterlassen konnte. Sie macht sich Sorgen und besteht darauf, daß Mr. Shipman informiert wird und sie zurückruft.«
    »Danke, Jack. Ich gebe Mr. Shipman Bescheid. Sunday und ich möchten bald gehen.«
    »In Ordnung, Sir. Wir sind bereit.«
    Gräfin Condazzi, dachte Henry. Das ist ja interessant!
    Wer könnte das wohl sein?
    Seine Neugier steigerte sich, als Thomas Acker Shipmans Augen bei dieser Botschaft aufleuchteten und ein Lächeln um seine Lippen spielte. »Also hat Betsy angerufen«, meinte er. »Wie nett von ihr.« Aber seine Freude verflog ebenso rasch, wie sie gekommen war.
    »Könntest du meiner Nachbarin sagen, daß ich keine Telefonate entgegennehme«, erklärte er. »In meiner momentanen Lage möchte ich eigentlich mit niemandem sprechen außer mit meinem Anwalt.«
    Ein paar Minuten später wurden Henry und Sunday an den Reportern vorbeigeschleust. Genau in diesem Moment fuhr ein Lexus neben ihnen in die Auffahrt, und eine Frau sprang heraus. Weil die Reporter vom Aufbruch des prominenten Paars abgelenkt waren, erreichte sie ungehindert das Haus, schloß auf und ging hinein.
    »Das muß die Haushälterin sein«, sagte Sunday, die bemerkt hatte, daß die etwa fünfzigjährige Frau schlicht gekleidet war und das Haar zu einem Kranz aufgesteckt trug.
    »Wenigstens sieht sie so aus, und wer sonst sollte einen Schlüssel haben? Jetzt ist Tom zumindest nicht mehr allein.«
    »Offenbar bezahlt er sie gut«, stellte Henry fest.
    »Das ist ein teures Auto.«
    Auf der Heimfahrt erzählte er Sunday von der geheimnisvollen Gräfin aus Palm Beach. Sunday schwieg zwar, aber Henry erkannte an ihrem schräggehaltenen Kopf und der gerunzelten Stirn, daß sie besorgt war und angestrengt nachdachte.
    Ihr Auto war ein unauffälliger, acht Jahre alter Chevrolet, einer der speziell ausgestatteten Gebrauchtwagen, die Henry zur Verfügung standen. Er erleichterte es ihnen, sich unbeobachtet zu bewegen. Wie immer wurden sie von zwei Geheimagenten begleitet, einer saß hinterm Steuer, der andere spähte vom Beifahrersitz wachsam nach drau
    ßen. Zwischen den Vordersitzen und der Rückbank befand sich eine dicke Trennscheibe, so daß Henry und Sunday sich unbelauscht unterhalten konnten.
    Endlich brach Sunday das für sie ungewöhnlich lange Schweigen und sagte: »Henry, an diesem Fall ist was faul.
    Schon die Zeitungsberichte kamen mir verdächtig vor, und nach unserem Gespräch mit Tommy bin ich sicher, daß etwas nicht stimmt.«
    Henry nickte. »Da bin ich ganz deiner Meinung. Zuerst glaubte ich, daß er das grausige Verbrechen einfach verdrängt hat.« Kopfschüttelnd hielt er inne. »Inzwischen ist mir jedoch klar, daß es anders sein muß. Tommy weiß tatsächlich nicht, was vorgefallen ist. Und das alles paßt so gar nicht zu ihm«, fügte er hinzu. »Auch wenn Tommy noch so provoziert wurde, sei es durch Erpressung oder sonst etwas, kann ich mir nicht vorstellen, daß er – selbst unter dem Einfluß einer Schlaftablette und eines Martinis – derart die Beherrschung verliert und eine Frau ermordet. Als ich ihn heute sah, habe ich die Bestätigung bekommen, daß die Theorie der Polizei einfach nicht schlüssig ist. Du kanntest ihn zwar damals nicht, aber er hat Constance angebetet. Doch als sie dann starb, war seine Fassung bemerkenswert.«
    Wieder hielt er inne und schüttelte den Kopf.
    »Nein, Tommy ist kein Mensch, der so leicht in Rage gerät, auch wenn man ihn noch so sehr reizt.«

    »Seine Haltung nach dem Tod seiner Frau mag durchaus bemerkenswert gewesen sein, aber daß er sich bis über beide Ohren in Arabella verliebt hat, als Connie noch kaum unter der Erde lag, sagt auch etwas über ihn aus. Da mußt du mir recht
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