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...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

Titel: ...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
Autoren: Olaf Borkner-Delcarlo
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ab.
    „Aber Herr Anwalt...“, sagte Martelli in betont ruhigem Ton, „gerade Sie sollten doch wissen, dass Ihnen eine Weigerung nichts nützen wird. Ich werde mir einfach einen Gerichtsbeschluss besorgen, dann dauert es zwar einige Tage länger, aber am Ende bekomme ich doch was ich will.“
    Die Veränderung in Micoli ç s Gesicht war eindrucksvoll. Er lehnte sich wieder bequem in seinen Sessel und setzte sein altes Lächeln auf. Und Martelli spürte, dass er im Begriff war, seine Strategie zu verändern.
    „Herr Kommissar, wir können die Sache auch abkürzen. Den DNA-Test brauchen wir doch nicht. Das ganze können wir beide auch hier und jetzt erledigen.“
    Verlegen grinsend machte er eine Pause.
    „Also gut...“, sagte er, seufzte und lehnte sich zurück: „Ich werden Ihnen alles genau erzählen, so wie es sich damals abgespielt hat. Ich werde Ihnen auch sagen, wer zugestochen hat und ich werde Ihnen auch erzählen, wer alles dabei gewesen ist. Dann haben Sie Ihren Fall geklärt und ich habe wieder meine Ruhe. Einverstanden? Mir können Sie sowieso nichts anhaben, denn ich habe das Mädchen nicht erstochen. Und was den Rest angeht, das ist alles bereits verjährt.“
    Micoli ç vermied es den Begriff Vergewaltigung zu verwenden.
    Martelli nickte. Mehr konnte er im Augenblick nicht verlangen. Aber wenn ihm der Anwalt wirklich alle Beteiligten nennen würde, dann könnte er den Fall in einer, spätestens zwei Wochen zu den Akten legen, das war auch schon etwas Wert. Außerdem gab ihm das die einmalige Gelegenheit, den Mord tatsächlich nach dieser langen Zeit aufzuklären.
    „Sie wissen, dass Sie bei einer Anklage gegen den Mörder aussagen müssen?“, sagte Martelli.
    Der Anwalt nickte: „Ja..., Sie haben recht“, fuhr er fort, „ich war damals dabei. Aber ich habe die Schlampe nicht umgebracht, sondern nur gevögelt. Und das war genau das, was Maria wollte.“
    Micoliç bemerkte es nicht, aber bei dem Wort Schlampe zuckte Martelli unmerklich zusammen.
    „Es war heiß“, sagte Micoliç, „wir hingen damals alle im Golden Apple rum. Und wie so oft, war auch Maria mit dabei. Es war heiß, aber das erwähnte ich schon und Maria hatte plötzlich diese grandiose Idee, sie wolle es mit uns treiben. Sie sagte, dass sie es schon mal mit drei Männern gleichzeitig gemacht hätte, aber mit fünf, das wäre ihr nasser Traum.“ Micoliç grinste: „Nasser Traum, ich erinnere mich genau, so hat sie gesagt.“
    Ärgerlich zog Martelli die Brauen hoch. Von vier Tätern wusste er, der fünfte tauchte damals weder in der Presse, noch in seinen Akten auf. Ruhig setzte er sich in Positur und forderte Micoliç mit einer Handbewegung auf, weiterzuerzählen.
    „Im Golden Apple wäre es nicht gut gegangen, der Wirt war zwar ständig blau, aber manchmal kam er doch ins Hinterzimmer und das hätte unserer Dorfschlampe ganz schön die Lust verdorben.“
    Wieder grinste er dreckig den Kommissar an: „Und uns natürlich den Spaß, wie Sie sich denken können!“
    Micoliç steckte sich eine Zigarette an und blies den Rauch in Kringeln in die Luft. Dann klappte er das Etui wieder auf und hielt es in Martellis Richtung.
    Der verneinte stumm.
    „Ach entschuldigen Sie“, sagte der Anwalt und machte eine großspurige Handbewegung in Richtung der kleinen Bar, die sich an der gegenüberliegenden Wand des Raumes befand: „Ich habe Ihnen ja noch gar nichts angeboten…, Whiskey, Grappa, oder einen guten Rum? Ich hätte da einen, zehn Jahre alt, den könnte ich Ihnen sehr empfehlen.“
    „Mir wäre es lieber, Sie würden weitererzählen, ich möchte eigentlich nur raus hier“, sagte Martelli und zeigte unmissverständlich seine Verachtung für den Mann.
    „Also gut..., wie Sie wollen.“
    Micoliç nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette und blies den grauen Rauch in die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fielen: „Zuhause bei einem von uns ging das natürlich auch nicht.“ Er kicherte: „Meine Mutter wäre in Ohnmacht gefallen, wenn Sie uns mit der stadtbekannten Nutte zusammen in meinem Zimmer erwischt hätte.“
    Martelli unterbrach: „Ich möchte Sie doch bitten, von Frau Wagedorn nicht als Nutte oder Schlampe zu sprechen. Einer von Ihnen hat sie damals umgebracht. Soviel Achtung vor einer Toten sollten selbst Sie haben mit Ihrem anscheinend unterentwickelten Moralbegriffen..., meinen Sie nicht auch?“
    „Also gut...“, sagte der Anwalt gelangweilt: „Wir sind dann mit Frau Wagedorn in den Wald gefahren und
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