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...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

Titel: ...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
Autoren: Olaf Borkner-Delcarlo
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lassen, aber er wollte ja nicht auf mich hören.“
    Er deutete lässig mit dem Glas auf seinen Gegenüber und sagte: „Hören Sie Kommissar, Sie müssen mir glauben! Mir tut das alles sehr leid was damals geschehen ist, aber ich habe nichts getan, wofür ich belangt werden könnte und die anderen auch nicht. Wenden Sie sich an Franco Manzo, der hat zugestochen, er ist der Mörder. Außerdem glaube ich, dass sie auch dem nichts anhaben können, es war schließlich im Affekt, da können Sie allerhöchstens einen Totschlag draus machen und der ist, wie Sie wissen sollten, ebenfalls bereits verjährt. Mit einem nur halbwegs fähigen Anwalt, hat er gute Chancen davonzukommen.“
    Micoliç wirkte ruhig. Das Geständnis, das ihn vermutlich kaum etwas kosten würde, hatte ihn doch beruhigt. Und dass er alle seine Komplizen verraten hatte, das schien ihm auch nichts auszumachen.
    Obwohl er innerlich zerrissen war, wirkte Martelli jetzt ebenfalls ruhiger. Still notierte er sich die Namen noch einmal, obwohl er sie alle aus der Akte kannte. Außer natürlich den Namen seines Freundes.
    „Und über den Todesfall Malte Pieper...? können Sie mir darüber etwas sagen? Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass auch der im Zusammenhang mit dem Fall Maria Wagedorn steht.“
    Bei der Erwähnung des Namens seines alten Freundes wurde Micoliç nervös.
    ***
    Als er ihn vor vierundzwanzig Jahren aus dem Fenster des Zuges geworfen hatte, da war die Tat für ihn eher etwas Abstraktes, Unwirkliches. Das Gefühl, ihn umgebracht zu haben, kam ihm während der restlichen Heimfahrt und auch die Nacht danach nicht in den Sinn. Im Gegenteil, er erinnerte sich noch gut daran, dass er ausgezeichnet geschlafen hatte, in dem Bewusstsein, dass die größte Gefahr für seine Zukunft beseitigt war. Aber als er wenige Tage später die Bilder in der Presse sah, da wurde ihm bewusst, was er angestellt hatte. Die darauf folgenden Tage und Wochen waren etwas schwierig. Die Polizei befragte ihn zwar, aber nur sehr halbherzig. Niemand kam auf die Idee, dass er es gewesen sein könnte, der Malte Pieper aus dem Fenster gestürzt hatte. Am Ende wurde alles als ein tragischer Unfall gesehen und Mario Micoliç brachte es sogar fertig, der Mutter seines Freundes bei seinem Begräbnis zu kondolieren. Er erinnerte sich noch ganz genau daran. Er hatte sich gefragt, was da eigentlich in dem Sarg lag, den die Träger mit trauernden Gesichtern in die feuchte und schwarze Erde hinunter sinken ließen.
    ***
    „Das war doch ein Unfall!“, sagte Micoliç und Martelli spürte, dass da etwas an diese Aussage nicht stimmte.
    Martelli versuchte einen Bluff: „Ich bin aber davon überzeugt, dass das kein Unfall war!“
    Mit einem Mal wurde es Mario Micoliç sehr heiß. Seine Gedanken kreisten um den damaligen Tag. Er ließ das ganze Geschehen vor seinem inneren Auge passieren. Fieberhaft überlegte er, was der Kommissar gegen ihn in der Hand haben konnte, aber ihm fiel nichts ein.
    ***
    Auch wenn sein Gewissen über eine gewisse Robustheit verfügte, so ist es ihm während der ganzen vierundzwanzig Jahren nie so recht gelungen, diesen Tag aus seinem Gedächtnis zu streichen. Auch jetzt konnte er sich noch an alle Einzelheiten erinnern. Aber ihm fiel nichts ein, was er übersehen haben könnte. Die Tat geschah so spontan, so planlos, dass auch die Polizei keinen Plot in dem Hergang erkennen wollte. Es war ein Unfall! Das hatte sein Bewusstsein über die letzten vierundzwanzig Jahre glauben wollen. Doch sein Unterbewusstsein wusste es besser, der Fall Malte Pieper war Mord.
    Die Bemerkung des Kommissars konnte nur bedeuten dass er etwas herausgefunden hatte, dachte Micoliç. Über Indizien verfügte, die die Geschichte mit dem Unfall in Frage stellen konnten. Und das wiederum konnte nur bedeuten, dass er ihn, Mario Micoliç verdächtigte. Niemand sonst war mit Malte Pieper während des bewussten Tages zusammen gewesen. Jetzt wurde es wirklich eng für ihn. Wenn dieser verdammte Kommissar ihm den Mord an Malte Pieper nachweisen konnte, dann würde er seine Anwaltszulassung verlieren und was noch schlimmer war, er würde wegen Mordes angeklagt und vielleicht sogar verurteilt werden. Das Strafmaß kannte er und da er damals bereits fünfundzwanzig Jahre alt war, ja sogar ein Jura-Studium abgeschlossen hatte, konnte das nur bedeuten: Lebenslänglich..., unter Feststellung der besonderen Schwere der Tat , weil er mit dem Mord an Malte Pieper eine andere Straftat verschleiern
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