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Und Nietzsche lachte

Und Nietzsche lachte

Titel: Und Nietzsche lachte
Autoren: Christoph Quarch
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verstanden? Dass der schauerliche Ernst, die linkische Zudringlichkeit, mit der sie bisher auf die Wahrheit zuzugehen pflegten, ungeschickte und unschickliche Mittel waren, um gerade ein Frauenzimmer für sich einzunehmen? Gewiss ist, dass sie sich nicht hat einnehmen lassen.« Im weiteren Verlauf seiner Rede spielt er an auf Motive aus seinem Werk Also sprach Zarathustra .
    Angemerkt sei außerdem, dass die von Platon und Sokrates herbeigerufene Diotima eine Figur aus Platons Dialog Symposion ( Gastmahl ) ist.
    Erstes Zwischenspiel im Himmel
    Der Dialog zwischen Kant und Nietzsche lässt die beiden Protagonisten mehrfach im Originalton zu Wort kommen. Es geht los damit, dass Kant sagt, es stelle sich ihm eine Frage. Dafür rekurriert er auf eine Passage aus der Kritik der reinen Vernunft (Seite B 647 in der Paginierung der 2. Auflage). Und bevor er innehält, sind ihm Worte aus der gleichen Schrift (B 841) in den Mund gelegt. Zum Ende seiner Rede zitiert er die berühmten Anfangssätze aus seiner Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (B1).
    Auch Nietzsches Antworten sind teilweise wörtliche Zitate: Zunächst kontert er mit einer Passage aus dem Kapitel »Auf den glückseligen Inseln« seines großen Werkes Also sprach Zarathustra (KSA Bd. 4, S. 110). Es folgt ein Zitat aus dem Abschnitt »Von den Verächtern des Leibes« (KSA 4, S. 39f.). Und zum Ende, bevor sein Lachen den ortlosen Ort durchdringt, spricht er mit Worten aus Jenseits von Gut und Böse (KSA 5, S. 107). Danach spielt er mit der »Krone des Lachenden« noch einmal auf Also sprach Zarathustra an (KSA 4, S. 368) und zitiert in seinen Schlussworten aus dem Kapitel »Auf den glückseligen Inseln« (KSA 4, S. 112).

    Zweites Zwischenspiel im Himmel
    Den Satz, den Nietzsche entschuldigend aus seinem mitgebrachten Buch zitiert, findet man im dritten Hauptstück über »das religiöse Wesen« in Jenseits von Gut und Böse (KSA 5, S. 70). Anschließend antwortet er dem Gott Hermes mit mehreren Zitaten aus dem Stück »Von den Hinterweltlern« aus Also sprach Zarathustra (KSA 4, S. 35f.), die auf einen Passus zulaufen, der dem Stück »Von der Selbst-Ueberwindung« entnommen ist. (KSA 4, S. 147f.). Nach Hermes’ erstem, brummeligen »Verstehe« geht’s dann weiter mit einem längeren Zitat aus Jenseits von Gut und Böse (KSA 5, S. 107). Und solcherart in Schwung gekommen, macht Nietzsche nach einem zweiten »Verstehe« von Hermes geradewegs weiter mit seiner Philippika gegen das Christentum, die ebenfalls von Passagen aus Jenseits von Gut und Böse inspiriert ist (KSA 5, S. 67 und KSA 5, S. 211). Nachdem Hermes ihn dann zum Weiterreden ermutigt hat, wechselt Nietzsche wieder zu Also sprach Zarathustra , aus dem er zunächst einen Satz aus dem Kapitel »Auf den glückseligen Inseln« (KSA 4, S. 111) zitiert und dann den »Übermenschen« unter Rückgriff auf »Zarathustras Vorrede« (KSA 4, S. 14) preist. Dass Apollon mit Nietzsche »ein Hühnchen zu rupfen« hat, spielt an auf die Schlussszene aus Platons Phaidon , in der Sokrates seinen Freunden sagt, man habe dem Asklepios einen Hahn zu opfern.

    Drittes Zwischenspiel im Himmel
    Die von dem bemerkenswert gedächtnisstarken Platon rezitierten Nietzsche-Worte stammen aus den eher wenig bekannten Vorstudien zu seinem Buch Über die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (KSA 1, S. 554). Und Nietzsches verächtliche Replik auf Platon erfolgt mit den Worten seiner Abhandlung Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne (KSA 1, S. 880f. und S. 876).
    Der apollinische Blitzstrahl wird von Worten des Gottes begleitet, die der antiken Überlieferung zufolge seinen Tempel zu Delphi zierten: »Erkenne dich selbst!« Und »Halte das Maß« (wörtlich: »Nichts allzu sehr!«). Die Geste Platons, mit der er Nietzsche die Fesseln abnimmt, spielt an auf das Höhlengleichnis aus Platons Dialog Politeia ( Der Staat ).
    Viertes Zwischenspiel im Himmel
    Nietzsche tröstet sich ob seiner Zweifel mit Gedanken aus seiner Vorrede zu Jenseits von Gut und Böse (KSA 5, S. 12). Sein daran anschließendes Bekenntnis zur Jüngerschaft des Dionysos hat er in Ecce homo verewigt (KSA 6, S. 258), während die Anspielung auf den dionysischen Charakter seines Zarathustra im nachträglichen Vorwort zur Geburt der Tragödie zu finden ist (KSA 1, S. 22). Die anschließende Schmährede auf Sokrates ist zusammengebaut aus Zitaten, die ebenfalls Jenseits von Gut und Böse entnommen sind (KSA 5, S. 146 und S. 12). Schließlich endet
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