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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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entscheiden.
    Groll rief im ›Ritz‹ an.
    »Bedaure, Herr Aranda ist nicht im Hause … Nein, wir wissen nicht, wo er sich befindet …«
    Groll rief die Möven-Apotheke an.
    Ein Mädchen erklärte: »Herr Aranda war da. Vor zehn Minuten ist er mit Fräulein Waldegg fortgefahren.«
    »Wohin?«
    »Das weiß ich nicht. Jemand hat telefoniert. Dann sind sie ganz plötzlich …«
    »Danke«, sagte Groll. Er hatte eben aufgelegt, da klingelte das Telefon wieder. Sein Freund Hanseder war am Apparat: »Du hast freie Hand – aber wenn etwas schiefgeht, trägst du die Verantwortung. Wir haben mit der Sache nichts zu tun.«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Groll böse.
    Seelenmacher war an den Schreibtisch gekommen, während Groll in fliegender Hast die Nummer des Sicherheitsbüros wählte.
    »Man hat die Dokumente aus dem Tresor gestohlen?«
    »Ja! Und Manuel und die Waldegg sind weggefahren, keiner weiß wohin, nach einem Anruf …«
    »Großer Gott!«
    Grolls Erschöpfung schien weggezaubert. Staunend hörte Seelenmacher, wie er seinen Chef um Genehmigung einer Großfahndung mit allen verfügbaren Wagen und Mannschaften bat. Er erhielt die Erlaubnis. Bereits Minuten später fuhren die ersten Streifen, die eine Beschreibung von Irene und Manuel sowie von Manuels Wagen erhalten hatten, aus dem Hof des Sicherheitsbüros. Da telefonierte Groll gerade mit dem Inspektor Schäfer.
    »Nehmen Sie sich einen Wagen und holen Sie mich ab.«
    »Aber Sie sind doch krank, Herr Hofrat …«
    »Krank, Scheiße! Einer muß das jetzt koordinieren! Holen Sie mich ab, sage ich Ihnen! In zehn Minuten sind Sie da! Ich ziehe mich an und warte auf der Straße! Kein Wort mehr, kommen Sie!« Groll knallte den Hörer in die Gabel und eilte in das Schlafzimmer, wo er sich anzukleiden begann. »Die Schweine«, sagte er dabei. »Sie dürfen es nicht schaffen … Wir müssen schneller sein diesmal … wir
müssen!«
    Zur selben Zeit eilte der Inspektor Ulrich Schäfer bereits auf einen Funkwagen zu, der im Hof des Sicherheitsbüros stand. Er startete den Motor und glitt durch einen Torbogen auf die Straße hinaus. Das Unwetter war so arg geworden, daß er, auch mit Licht, kaum etwas erkennen konnte und im Schritt fahren mußte. Plötzlich trat er jäh auf die Bremse. Ein Mann war vor der Kühlerhaube des Wagens aufgetaucht. Fluchend kurbelte Schäfer ein Fenster herunter, um den Passanten anzubrüllen, doch dieser eilte bereits zum rechten vorderen Schlag, öffnete ihn und ließ sich neben den Inspektor gleiten. Er hatte den Hut tief in die Stirn gedrückt und zog jetzt ein dickes Kuvert, einen Bogen Papier und einen Kugelschreiber aus der Tasche.
    »Hier«, sagte der Unbekannte. »Hunderttausend Schilling. Keine Zeit, sie nachzuzählen, es stimmt schon. Unterschreiben Sie, daß Sie das Geld empfangen haben.«
    Der Inspektor Ulrich Schäfer unterschrieb mit unsicheren Fingern. Der Mann riß ihm Papier und Kugelschreiber aus der Hand und sprang wieder aus dem Wagen. Im nächsten Moment war er in der Dunkelheit verschwunden. Schäfer saß da, das Kuvert in den Händen. Sie haben Wort gehalten, dachte er. Ich habe das ganze Geld. Ich kann das Sanatorium weiter bezahlen. Und vielleicht geschieht ein Wunder, vielleicht finden sie ein Mittel, vielleicht …
    Hinter ihm hupten laut Autos.
    Der Inspektor Schäfer steckte den Umschlag ein und fuhr im Schritt weiter. Er war erfüllt von lauter Glückseligkeit.

79
    Der Sturm heulte um den Wagen, er rüttelte an ihm, er schüttelte ihn.
    Der Sturm peitschte die dichten Hagelschauer nun schräg durch die Luft, ließ sie auf Dächer, gegen Hauswände, auf Straßen knallen, wo sie in kürzester Zeit schon einen dicken, körnigen Belag über dem glattgefrorenen Schnee bildeten.
    Manuel schaltete die zweite Stufe des Scheibenwischers ein. Die Gummiblätter flogen auf dem Glas hin und her. Es half nicht viel, er sah kaum etwas. Die andauernd zuckenden Blitze blendeten. Der Donner, der ihnen jedesmal folgte, klang gedämpft durch das rasende Prasseln der Eisstückchen auf dem Wagendach.
    »Wir hätten Geduld haben müssen, bis das vorbei ist«, sagte Irene, während Manuel in den Rennweg einbog.
    »Aber sie hat gesagt, wir sollen sie so schnell wie möglich treffen! Sie wartet doch schon«, antwortete er, weit über das Steuer geneigt. »Außerdem schau, da hinten wird der Himmel hell.«
    »Verrückt, im Januar … Aber ich erinnere mich, vor drei Jahren gab es auch so etwas, mitten im Winter …«
    Vor
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