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Und fuehre mich nicht in Versuchung

Und fuehre mich nicht in Versuchung

Titel: Und fuehre mich nicht in Versuchung
Autoren: Vera Bleibtreu
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Paris wart. Seine Idee, die Leiche ein-zufrieren, hat ihm ein perfektes Alibi verschafft, da so der Todeszeitpunkt nicht auf den Tag genau festgestellt werden konnte – zumal du mit ihm unterwegs warst und ich an deiner Aussage keinerlei Zweifel hatte.» Susanne schluchzte erneut auf. Tanja fuhr fort: «Nach eurer Rückkehr aus Paris mußte er die Leiche fortschaffen, auf Dauer konnte sie ja nicht in seiner Gefriertruhe bleiben.» Urs Bernhard kicherte. «Das wäre dann nicht die ewige, son dern die eisige Ruhe.» Tanja schaute ihn strafend an.
    «Bevor er mit den Leichenteilen zum Lennebergwald fuhr, fiel ihm ein Bericht ein, den er kürzlich über Satanisten gelesen hatte. So nagelte er die Hähne und die Hand an die Platanen – du weißt ja, daß sein Auto faktisch ein Werk-zeugkasten war.» Susanne kamen bei der Erinnerung an Jens wieder die Tränen. «Das war doch nicht er», klagte sie.
    «Er muß außer sich gewesen sein, wie von Sinnen.» «Wir wissen nie, wer wir sind, wenn wir der Versuchung erliegen», sagte Urs Bernhardt erstaunlich sanft und schob sich – nach einigem Zögern – noch eine Walnuß-Marzi-pan-Praline in den Mund. «Hat er nach mir gefragt?»
    erkundigte sich Susanne zaghaft. Tanja schluckte einen Moment. «Nein, und ich glaube, ich weiß auch warum. Er weiß sehr genau, was er dir angetan hat. Es wird seine Zeit dauern, aber du wirst sehen, daß er dir damit zeigt, daß er dich sehr lieb hat. Er gibt dich frei, Susanne. Das ist das mindeste, was er für dich tun kann. Und das schwerste.»
    Urs Bernhardt dachte nach und ergänzte: «Das ist Liebe, und manchmal gehört es zur Liebe dazu zu verzichten.» Er klappte den Deckel der Pralinenschachtel zu und nahm Susanne, ganz vorsichtig, in die Arme. «Was machen Sie eigentlich hier, Herr Bernhardt?» fragte sie schniefend und etwas undeutlich, weil ihr Gesicht gegen seinen Nickipul-lover gedrückt wurde. Weiß der Himmel, dachte sie, wo er diese Dinger auftreibt, die sind doch schon seit Jahren aus der Mode. «Du hast offenbar eine echte Erinnerungslü-
    cke», stellte Tanja fest. «Wer weiß, ob du ohne Herrn Bernhardt noch leben würdest. Ihm kam es nämlich komisch vor, daß du nicht da warst, wo ihr euch doch fest zum Kaffeetrinken verabredet hattet. Er hat dann an der Wohnungstür gestanden und gewartet und plötzlich ein Stöh nen aus der Wohnung gehört. Das hat ihn dann beunruhigt und er hat die Polizei gerufen. Tja, und da haben wir dich gefunden, du hattest noch den Schuh in der Hand. Es war keine Minute zu früh, denn dein Kreislauf war lebens-bedrohlich zusammengebrochen, und Jens war schwer verletzt und hatte einiges an Blut verloren. Ich kenne dich, ich weiß, was du dir für Vorwürfe gemacht hättest, wenn er tatsächlich gestorben wäre. Na, und um dich wäre es ja auch schade gewesen, wen soll ich sonst beim Joggen antreiben?» Tanja schneuzte sich, damit Susanne nicht sah, daß ihr die Tränen in die Augen gestiegen waren. Ihre Freundin war dem Tod tatsächlich nur um Haaresbreite von der Schippe gesprungen. «Tja», meinte Urs Bernhardt,
    «und so müssen wir das mit dem Kaffeetrinken halt hier im Krankenhaus erledigen. Obwohl ich mir sicher bin, daß Ihr Kaffee besser wäre als diese Brühe.» Er rümpfte die Nase. Dann hellte sich seine Miene auf. «Aber wir könnten das mit dem Kaffeetrinken ja wiederholen, was meinen Sie, meine Liebe?» Susanne nickte stumm. Und dann drückte sie ihren Kopf noch einmal gegen den unmöglichen Nicki und nahm ihren Lebensretter so fest sie konnte in die Arme.

    * * *
    Frau Klaas-Selter schüttelte Tanja und Arne fest die Hände.

    «Gratuliere, Frau Schmidt, Herr Dietrich, Sie haben die Ermittlungen zu meiner vollsten Zufriedenheit geführt und zu einem guten Abschluß gebracht. Aber eigentlich hatte ich auch nie Zweifel an Ihrem Erfolg – Sie zwei sind schließlich mein bestes Team.» Frau Klaas-Selter lächelte herzlich. Arne und Tanja lächelten herzlich zurück.
    «Motte», flüsterte Arne Tanja ins Ohr. «Wie bitte?» Frau Klaas-Selter schaute mißtrauisch. «Flott», Arne blickte Frau Klaas-Selter bewundernd an. «Das habe ich gerade zu meiner Kollegin gesagt. Flott, wie Frau Klaas-Selter heute wieder aussieht.» «Ach, tatsächlich?» Geschmeichelt blickte die Vorgesetzte an ihrem Outfit herunter. Sie trug heute ein rosa Twinset, mit dem sie auch in einer englischen Vor-abendserie hätte auftreten können. Tanja lächelte strahlend.
    «Wirklich flott, da hat der Kollege Dietrich
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