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Und fuehre mich nicht in Versuchung

Und fuehre mich nicht in Versuchung

Titel: Und fuehre mich nicht in Versuchung
Autoren: Vera Bleibtreu
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er mir wie einer flüchtigen Bekannten zugenickt. Ich bin keinen Augenblick auf die Idee gekommen, mich bei ihm zu melden, weil er immer zuverlässig war. Er notierte sich unsere Treffen mit einem Codewort im Kalender, ich hatte sie im Kopf.» Wieder erschien dieses rätselhafte Lächeln auf ihrem Gesicht.
    «Es gab für mich nichts Wichtigeres, da war es leicht, sich die Daten zu merken.» Arne hakte nach. «Meinen Sie, Ihr Mann könnte etwas von diesen Treffen geahnt haben?»
    Wiebke Steinmann schüttelte den Kopf. «Das ist ganz unmöglich. Wir haben Zeiten gewählt, in denen er mit Sicherheit nicht zu Hause sein konnte, wir haben uns nur bei ihm getroffen, unsere Putzhilfe kannte Steffen gar nicht. Und Steffens Putzfrau kam nicht jeden Tag. Wenn ich erst einmal auf dem Grundstück war, hätte ich mich nackt ausziehen können, kein Nachbar hätte es sehen können, so dicht sind die Hecken.» Arne und Tanja nickten, sie hatten es ja selbst in Augenschein genommen. «Aber ange nommen, Ihr Mann hätte von Ihrer Beziehung Kenntnis gewonnen, hätte sie beobachten lassen, wie hätte er reagiert?» Wiebke Steinmann runzelte die Stirn. «Selbst wenn er mich hätte beobachten lassen, was wäre anderes festzustellen gewesen, als daß ich einmal im Monat einen Nachbarn in der Friedrichstraße besuche? Wir hatten uns aber auch für diesen Fall abgesichert. Ich habe ja Kunstge-schichte studiert, und offiziell hatte Steffen mich gebeten, seine Sammlung Meißner Porzellan zu katalogisieren.
    Aber Reiner hat nie gefragt, ich habe mich ihm gegenüber auch nicht anders verhalten, er hatte also gar keinen Grund, mißtrauisch zu sein.» Arne insistierte: «Aber wenn er es erfahren hätte, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, die Sie getroffen haben?» Unwillig schüttelte Wiebke Steinmann den Kopf. «Er hat es nicht erfahren.» Dann zögerte sie. «Wenn er es erfahren hätte – dann weiß ich nicht, wie er reagiert hätte. Er ist es nicht gewöhnt zu verlieren. Die Konsequenzen für mich wären gewiß alles andere als angenehm gewesen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, daß Reiner lange gewartet hätte, wenn er von Steffen und mir erfahren hätte. Er hätte mich umgehend aus dem Haus geworfen.» Tanja nagte an ihrer Kulispitze. «Können Sie sich vorstellen, daß Ihr Mann sich in so einer Situation hätte rächen wollen?» Wiebke Steinmann runzelte die Stirn. «Das könnte sein, aber Reiner denkt immer in poli-tischen Koordinaten. Ein Mord ist nicht gerade förderlich für die Karriere und in der Parteizentrale alles andere als gern gesehen. Nein, ich glaube, Reiner hätte mich aus dem Haus gejagt und fertig.» Arne schaute sie grübelnd an:
    «Wieso haben Sie sich eigentlich auf dieses riskante Spiel eingelassen? Gut, Ihre Bedürfnisse wurden nicht ganz befriedigt, aber Sie haben doch einiges in Kauf genommen,  um diesen Lebensstandard zu gewinnen. Wieso haben Sie Ihre komfortable Situation gefährdet?» Wiebke Steinmann schaute Arne an. Wieder lächelte sie ihr rätselhaftes Lächeln. «Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen.
    Anders kann ich Ihnen das nicht erklären. Steffen Vogel war die inkarnierte Versuchung, jedenfalls für mich. Ich bin sonst eher kühl und überlegt und neige zu allem anderen als zu übereilten Entscheidungen. Wenn Steffen mir gesagt hätte, ich solle ihn um 13.00 Uhr in Lissabon auf dem Flughafen an Schalter 150 treffen oder um 17.00 in Nikosia – ich wäre hingeflogen. Ich hätte gewußt, er ist da.
    Ich bin nicht schwindelfrei, aber wenn er gesagt hätte:
    ‹Spring von diesem Turm› – ich hätte es getan und gewußt: Er wird sich etwas dabei gedacht haben. Er brachte mich an Grenzen und darüber hinaus, in jeder Beziehung. Ich habe ja schon gesagt, es war, als ob er mir in die Seele schauen könnte und ausprobieren wollte, wie weit ich gehen würde.
    So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt und werde es wohl auch nie wieder erleben.» Wiebke Steinmann trank ihr Glas aus. «Sie entschuldigen mich jetzt bitte, ich habe noch einen Termin. Können wir das Gespräch jetzt beenden?» Tanja und Arne nickten. Alles war gesagt. Sie leerten ihre Gläser aus und standen auf.
    Plötzlich schien es, als ob Wiebke Steinmann sich einen Ruck geben würde. Sie schaute die beiden Kommissare an:
    «Sollte mein Mann doch wider alles Erwarten hinter diesem Mord stecken, dann werde ich es herausfinden und Ihnen persönlich die Beweise übermitteln. Das verspreche ich Ihnen. Denn in einem habe
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