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Und Freunde werden wir doch

Und Freunde werden wir doch

Titel: Und Freunde werden wir doch
Autoren: Sabine Jörg
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Telefon hindurch. Darum schimpft er nicht weiter, sondern fragt: »Also, kommst du jetzt? Ich freue mich schon!«
    Nein, Sandra kann nicht kommen, und sie will auch nicht kommen. Felipe bittet flehentlich, aber Sandra bleibt stur. Doch Felipe gibt nicht so schnell auf. Schließlich macht Sandra den Vorschlag, daß er zu ihr kommen kann.
    Das ist Felipe natürlich genauso recht. Bis zum Südbad soll er vorgehen, da will Sandra ihn abholen. Felipe legt auf und jubelt: »Ich darf zu Sandra kommen. Alberto du bist ein Engel.«
    Strahlend läuft Felipe aus dem Café hinaus, und Alberto lächelt hinter dem Kind drein.

6

    Die meisten Kinder in der Umgebung sind dem Sandkastenalter lange entwachsen, und so sieht der Sandkasten auch aus: ein Quadrat aus den grauen Steinplatten ausgespart, in einer Ecke liegt noch Laub vom Vorjahr. Mehrere kleine Buchenschößlinge haben hier Wurzeln gefaßt und wohl schon ein- oder zweimal den Winter überstanden.
    Sandra ist früher auf diesem Spielplatz viel herumgetobt. Zusammen mit den anderen Kindern aus den Wohnblocks, zu denen der Spielplatz gehört, hat sie hier ganze Nachmittage Verstecken gespielt, geturnt, sogar Fußball gespielt und mit Hanna Weitsprung geübt.
    Sie würde sich auch jetzt noch gerne mal in die Schaukel setzen oder einfach den Sand durch ihre Hände rieseln lassen. Da jedoch zahlreiche Fenster auf den Spielplatz hinausgehen, traut sie sich nicht mehr so recht. Mit Felipe zusammen ist das natürlich kein Problem. Aber gerade heute nachmittag hätte Sandra sich lieber ins Bett verkrochen, die Daunendecke bis über beide Ohren gezogen und die Welt um sich herum vergessen. Vergessen, das ist alles, was sie will, das Denken vergessen, die Schmerzen im Magen vergessen und die Traurigkeit. Aber weder der Magen noch die Gedanken und Gefühle machen, was Sandra ihnen befiehlt. Die Gedanken wandern immer wieder zu Ronni, die Gefühle toben sich in alle Richtungen aus, und der Magen liegt wie ein Stein im Bauch. Aber Sandra ist nicht selbstquälerisch veranlagt. Darum wollte sie auf keinen Fall Felipe sehen. Mit Felipe zu spielen, ohne an Ronni zu denken, ist etwa so leicht, wie in die Sonne zu sehen, ohne geblendet zu werden.
    Trotzdem steht sie nun hier und sieht Ronnis Bruder beim Spielen zu. Felipe hat sich mal wieder durchgesetzt. Er ist begeistert von den Holzpferden und Pfählen, dem Klettergerüst und der Sandkiste. Voller Tatendrang probiert er nacheinander alle Geräte aus. Als erstes hangelt er sich an der Teppichstange hoch, rutscht quietschend wieder hinunter und nimmt gleich Anlauf zum Sprung in die Wiese. Geschmeidig wie ein Affe bewegt er sich im Klettergitter, läßt sich unvermittelt auf den Boden fallen und reißt die Arme in die Luft: »Huaah, ich bin ein Krafttier.«
    Dieser Begeisterung kann sich Sandra nicht lange entziehen. Und als Felipe sie fragt: »Warum wolltest du eigentlich nicht zu Alberto kommen?«, antwortet sie augenzwinkernd: »Ach, weißt du, mein Zwergkaninchen hat Ohrenschmerzen.«
    Felipe schwingt sich auf das kleine Holzpferd, das sich lustig hin- und herbewegen läßt, weil es auf einer Eisenspirale befestigt ist. Felipe ist schon viel zu groß für dieses Pferdchen, selbst mit abgewinkelten Beinen berühren seine Knie fast den Boden, aber das stört ihn nicht. Mit Indianergeheul und einem unsichtbaren Lasso in der Hand reitet er davon. »Peng, peng. Ich hole euch alle ein, ich erwische euch Verbrecher. Krach, bum! Ich siege!« ruft er in Richtung Zaun. Sandra hat sich auf die Schaukel gesetzt und beobachtet, wie Felipe sich austobt. Er steht am Marterpfahl und trommelt mit seinen kleinen Fäusten auf das Holz ein: »Ihr werdet euch wundern, wenn ich zurückschlage! Wartet nur ab! Gleich habe ich mich befreit. Rache, Rache!«
    »Sag mal, Felipe, du siehst wohl ’n bißchen zu viel fern?«
    Sandra schaut ihn besorgt an.
    Ohne auf Sandras Frage einzugehen, fängt Felipe an zu erzählen:
    »Meinen Onkel Manuel, den haben sie abgeholt. Die Polizei hat ihn frühmorgens, als er noch schlief, aus dem Bett gezerrt. Dann haben sie ihn getreten und die Treppe hinuntergeworfen. Auf der Straße haben sie ihm die Hände auf dem Rücken zusammengebunden und in den Wagen gestoßen. Dann sind sie abgebraust. Meine Tante ist überall hingegangen, zum Gefängnis, zur Polizeistation, zu allen Ämtern. Man hat sie fortgejagt, niemand hat ihr gesagt, wo er geblieben ist. Aber Onkel Manuel hat ein Zauberschwert. Damit kann er sich losmachen, damit kann
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