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und die verschwundene Seglerin

und die verschwundene Seglerin

Titel: und die verschwundene Seglerin
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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hätten wir gern gewusst, wie das genau passiert ist.«
    Â»Ich war auch dabei.« Die helle Stimme des Mädchens erinnerte Justus an das Gebimmel von Weihnachtsglocken. »Möchtet ihr etwas trinken?« Es stand auf. »Vielleicht eine Tasse Tee?«
    Â»Wenn es nicht zu viel Mühe macht«, entgegnete Justus schnell, bevor Bob abwehren konnte. Der Erste Detektiv hatte sogleich erkannt, dass Lu Kwans Tochter ein starkes Mitteilungsbedürfnis besaß. Und schon war ihre Gastgeberin in der angrenzenden Küche verschwunden.
    Â»Es war schrecklich«, rief das Mädchen durch die offen stehende Tür. »Wir haben am Strand gesucht und gesucht und gesucht – und meine Mutter ist immer nervöser geworden und hat immer mehr Angst bekommen.« Sie hörten, wie es Wasser in einen Kessel laufen ließ und geräuschvoll aufsetzte. Dann erschien es wieder im Türrahmen. »Sie konnte sich nicht vorstellen, dass …« Das Mädchen schlug die Hände vor das Gesicht. »Ihr wisst ja bestimmt: Tante Irma war eine gute Schwimmerin.« Es stockte einen Augenblick, verschwand wieder in der Küche, klapperte mit Geschirr und rief: »Ich habe nämlich auch Tante zu ihr gesagt.«
    Justus zog eine Grimasse. So ganz wohl fühlte er sich nicht dabei, das Mädchen auszuhorchen. Wahrscheinlich war es viel allein und froh über den unerwarteten Besuch. Bob blickte auch nicht besonders fröhlich drein. »Komm, wir gehen!«, zischte er. Justus tippte sich an die Stirn und wies auf die Küche. Schließlich wurde gerade Tee für sie gekocht. Dann stand das Mädchen plötzlich wieder vor ihnen. Ȇbrigens«, sagte es, »von zwei Neffen in New York hat Tante Irma nie etwas erzählt.«
    Bob war vollkommen verdattert. Ȁhm …«, stotterte er, »… ähm.«
    Â»Er meint, wir haben Tante Irma schon sehr lange nicht mehr gesehen«, versuchte Justus die Situation zu retten. »Tante Irma lebte eben hier in Kalifornien und wir in New York. Und da hat es sich nicht ergeben.«
    Â»Dann seid ihr bestimmt die Söhne von ihrer Schwester May.« Das Mädchen lächelte sie mit ihren wachen schwarzen Augen an. »Die hat Tante Irma ab und zu erwähnt.«
    Justus wurde immer seltsamer zumute. Aber bevor er reagieren konnte, nickte Bob schon und murmelte: »Genau. Ihre Schwester May ist unsere Mutter.«
    Â»Mit eurem Vater hat sich Tante Irma toll verstanden«, fuhr ihre Gastgeberin fort und Justus spürte, wie ihm allmählich der Schweiß ausbrach. Er wandte sich zur Seite und wäre beinahe an die Schwinge einer Fledermaus-Nachbildung gestoßen, die gleich neben dem Sofa hing. Seufzend ließ er den Arm sinken. Seine Hand landete im weit aufgerissenen Rachen eines Porzellanlöwen. Und dieser schwere, süßliche Duft!
    Bob fand es dringend an der Zeit, das Thema zu wechseln. »Habt ihr Tante Irma denn damals hinterhergesehen, als sie vom Boot wegschwamm?«
    Das Mädchen nickte heftig mit dem Kopf. »Fast noch in Sichtweite des Strands kommen ein paar Felsen aus dem Wasser. Bis dahin haben wir sie gesehen. Aber dann mussten wir uns um das Boot kümmern.«
    Â»Aber dort hinzuschwimmen, das ist doch wegen der Strömung bestimmt verboten.«
    Â»Verboten schon«, entgegnete Mrs Lu Kwans Tochter. »Aber es ist nur eine winzige Badebucht, und eine Aufsicht gibt es da nicht. Außerdem konnte Tante Irma doch fabelhaft schwimmen.«
    Â»Seid ihr öfter zu dritt segeln gegangen?«, erkundigte sich Justus.
    Â»Zwei oder drei Mal jeden Sommer.« Ihre Gastgeberin warf ihre blauschwarz glänzenden Haare über die Schultern und ging in die Küche. Bob versuchte, sich mit wilden Gesten Justus verständlich zu machen, aber der Erste Detektiv wurde nicht schlau aus seinen Zeichen. Und ehe sie sich versahen, schwebte das Mädchen schon wieder mit drei dampfenden Teetassen auf einem Tablett lautlos ins Wohnzimmer zurück. Justus sprang auf und half, die Tassen zu verteilen.
    Â»Wie heißt du eigentlich?«, wollte Bob wissen.
    Â»Olivia.« Das Mädchen nippte an ihrem Tee und blickte sie über den Rand ihrer Tasse hinweg spöttisch an. Als wollte es beobachten, dachte Justus, wie wir darauf reagieren, dass es keinen chinesischen Namen trägt. Er setzte sein Pokerface auf. »Ihr habt euch ja schon vorgestellt«, sagte das Mädchen mit der Glöckchenstimme. »Ihr
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