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und die verschwundene Seglerin

und die verschwundene Seglerin

Titel: und die verschwundene Seglerin
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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einer bestimmten Entfernung zur Küste gibt es bekanntlich einen Sog nach draußen. Wer da ertrinkt, dessen Körper wird nicht an den Strand geschwemmt, sondern …«
    Â»Sinkt entweder auf den Meeresboden oder geht auf eine große Reise Richtung Japan«, ergänzte Justus und bekam von Bob eine Rüge wegen seines flapsigen Tons bei einem so traurigen Thema. Sie starrten auf die beiden Kopien, die das Faxgerät ausgespuckt hatte, und schwiegen eine Weile. Justus zupfte an seiner Unterlippe, wie gewöhnlich, wenn er sein berühmtes Superhirn in besonders schnelle Bewegung versetzte. »Warum hat die Polizei Zeugen gesucht?«, fragte er schließlich und gab die Antwort gleich selbst. »Weil sie selbst offenbar noch einen gewissen Aufklärungsbedarf gesehen hat.«
    Â»Und was schließen wir daraus?«, wollte Bob wissen. Er spürte, wie die vertraute Neugier in ihm wach wurde.
    Â»Dass wir uns ein wenig mit dieser Freundin unterhalten werden«, verkündete Justus und hielt Bob schon das Telefon hin. »Am besten, du rufst noch einmal deinen Vater an und lässt dir die Nummer von Don Jordan geben.«
    Eine Minute später bekam Bob den Reporter an den Apparat. Um ihn nicht unnötig misstrauisch zu machen, hatte er den Telefonlautsprecher abgestellt.
    Â»Guten Tag, Mr Jordan. Ich bin Bob Andrews. Mein Vater arbeitet in der Politikredaktion und hat mir Ihre Nummer gegeben. Ich soll Ihnen einen Gruß ausrichten.«
    Â»Okay. Was kann ich für dich tun?«
    Â»Im Juni ist eine Irma Bannister südlich von Ventura im Pazifik ertrunken. Sie haben darüber geschrieben und erwähnt, dass eine Freundin bei ihr war. Ich hätte gern gewusst, wie diese Freundin heißt und wo sie wohnt.«
    Einige Sekunden blieb es still in der Leitung. »Was willst du von der Frau?«
    Â»Das ist eine furchtbar lange Geschichte. Ich könnte sie Ihnen erzählen, aber Sie würden sich ziemlich langweilen«, wich er aus.
    Â»Wenn der Name dieser Freundin damals in meinem Artikel nicht erwähnt worden ist, dann darf ich ihn nachträglich auch nicht nennen. Du weißt doch: Datenschutz.«
    Â»Ich weiß. Aber mein Vater meinte, Sie seien ein unheimlich netter Kollege und würden in diesem Fall ganz bestimmt eine Ausnahme machen.« Das war eine kleine Notlüge, denn wenn sein Vater Ausdrücke wie »Schlitzohr« und »Windhund« benutzte, dann zeugte das nicht gerade von großer Hochachtung für den Betreffenden.
    Justus griff sich an die Kehle, was bedeuten sollte: Nur nicht lockerlassen!
    Â»Freut mich, dass dein Vater das über mich sagt. Aber Tatsache ist, dass ich verdammt wenig Zeit habe«, tönte es aus dem Hörer. »In einer halben Stunde muss ich mit einer Riesenstory fertig sein. Bis ich den Namen dieser Frau gefunden habe, kostet mich das mindestens zehn Minuten. Wenn ich die Unterlagen von damals überhaupt noch habe. Klar?«
    Â»Klar. Ich weiß ja, wie es bei der Zeitung zugeht.«
    Â»Also, tut mir leid.«
    Bob reagierte blitzschnell. »Okay«, sagte er, »ich lasse Sie in Ruhe.« Und ehe der Reporter noch etwas erwidern konnte, hatte Bob aufgelegt.
    Justus sah ihn erwartungsvoll an. »Na?«
    Â»Irgendetwas stimmt da nicht«, entgegnete Bob. »Zuerst war er ziemlich baff, dass ich nach dieser Frau gefragt habe. Und dann hat er plötzlich so einen hektischen Tonfall gekriegt und den Eiligen gemimt, der mächtig unter Zeitdruck steht.«
    Â»Er hat dir den Namen also nicht gesagt«, stellte der Erste Detektiv enttäuscht fest.
    Bob tätschelte ihm beruhigend den Arm. »Noch nicht«, sagte er, »noch nicht.«
    Am nächsten Vormittag statteten Justus und Bob der Lokalredaktion der Los Angeles Post in Ventura einen überraschenden Besuch ab. Don Jordan erwies sich als untersetzter Dreißiger mit schwarzem Kraushaar und Spitzbart. Seine muskulösen Oberarme ließen Justus vermuten, dass Mr Jordan ein ständiger Besucher von Fitnessstudios war. Das machte ihn dem Ersten Detektiv auf Anhieb unsympathisch. Hinzu kam die Tänzerin, die sich der Reporter auf einen Unterarm hatte tätowieren lassen. Solche Verzierungen auf der nackten Haut hatte Justus noch nie ausstehen können.
    Der Reporter saß vor seinem Computer und starrte Löcher in die Luft, als die beiden Detektive die Redaktionsräume betraten und für ein paar Sekunden Gelegenheit hatten, ihn
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