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und die Schattenmaenner

und die Schattenmaenner

Titel: und die Schattenmaenner
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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die Spanische Treppe, es läuft eine Modenschau, und ich habe zu arbeiten.« Er drehte sich um und nahm zwei Stufen auf einmal nach oben.
    Justus streckte eine Hand aus, bekam sein T-Shirt zu fassen und riss ihn heftig zurück. »Du bleibst hier«, zischte er. »Da oben wartet die Polizei auf dich.«
    »Du spinnst«, fauchte Alberto. An den Pflanzen vorbei konnte Justus beobachten, wie ein Trupp junger Damen in kühnen Miniröcken die Stufen hinabstolzierte. Rauschender Beifall war zu hören, übertönt von den poppigen Klängen eines Ohrwurms aus den 60-er Jahren. Alberto blickte ins Leere. Mit einem Mal schien er vergessen zu haben, was um ihn herum losging. »Du spinnst«, wiederholte er mechanisch.
    »Ganz bestimmt nicht. Wie heißt der Boss?« Justus wollte zum Ende kommen. Er ließ seine Augen zu schmalen Schlitzen werden. »Du weißt, wer der Boss ist. Der kleine Dicke mit dem Angeber-Siegelring am Finger und Haaren wie ein Igel.« Alberto fuhr zusammen, und Justus setzte nach. »Du kennst seinen Namen, und du wirst ihn mir sagen. Wenn nicht, wirst du hier auf der Spanischen Treppe festgenommen. Es wird ein Riesenskandal. Deine Kollegen werden tolle Bilder von dir schießen, wie du bei der großen Modenschau auf der Spanischen Treppe abgeführt wirst wie ein Schwerverbrecher. Die Zeitungen werden morgen voll davon sein, und du bist erledigt.«
    »Ich bin kein Schwerverbrecher«, stieß Alberto hervor.
    »Das weiß ich«, sagte Justus versöhnlich. »Wer hat mich in der Via del Ponte eingesperrt?«
    Der Fotograf senkte den Blick. »Ich jedenfalls nicht.«
    »Wer dann?«
    Alberto schluckte. »Leute in der Bande, die mir einen Anfängerfehler anhängen wollten. Einen harmlosen Fremden k. o. schlagen lassen und verschleppen – das wollten sie mir in die Schuhe schieben.«
    »Gehört der Junge mit dem grünen Helm auch dazu?«
    Alberto nickte.
    »Und warum wollten sie dir das anhängen?«
    »Sie misstrauen mir.«
    »Warum?«
    Als Alberto schwieg, beschloss Justus, ihm die Antwort abzunehmen. »Weil du für ihren Geschmack zu schnell aufgestiegen bist. Zu schnell mit dem großen Boss auf du und du. Mit demselben großen Boss, den die meisten Bandenmitglieder gar nicht kennen. Wie zum Beispiel Franca.«
    Alberto wurde aschfahl, und Justus hielt den richtigen Zeitpunkt für den entscheidenden Stoß gekommen. Auf ein Zeichen traten Peter und Bob aus ihrem Versteck. Verwirrt sah Alberto von einem zum anderen. »Es ist noch jemand da.« Wieder machte Justus das verabredete Signal: ein ›V‹ aus Daumen und Zeigefinger. Hinter ihm erschien Franca. Hoch erhobenen Hauptes ging sie auf Alberto zu. Auf den Stufen der Spanischen Treppe wirkten ihre merkwürdigen Bewegungen noch merkwürdiger. Aber ihre Augen blitzten, und für einen Augenblick sah es so aus, als wollte sie auf ihren Peiniger losgehen.
    Zufällig setzte gerade die Musik aus, und auch die beschwingte Stimme des Ansagers schwieg. Plötzlich herrschte eine beklemmende Stille. Alberto sank zu Boden. Mit beiden Händen umfasste er seine zitternden Knie. Justus beugte sich zu ihm hinunter und hörte ihn stammeln: »Petrocelli. Francesco Petrocelli. Er war es. Er hat das alles so gewollt.«
    »Wo wohnt er?«
    »In der Via Appia. Nicht weit von meinem Haus.« Alberto schlug die Hände vors Gesicht. »Ich gehöre doch eigentlich gar nicht dazu. Ich … ich … ursprünglich wollte ich bloß eine große Reportage …« Er brach den Satz ab und schluckte. Die Musik setzte wieder ein, und der Ansager fuhr fort, die Modelle und ihre extravagante Bekleidung vorzustellen.
    »Was wolltest du in der alten Fabrik Petrocelli?«
    »Nur die Kerle loswerden, die dauernd hinter mir herliefen.«
    »Dem Vater vom Boss hat die Fabrik einmal gehört?«
    Alberto nickte nur. Er glich einem Häufchen Elend. Der Pferdeschwanz hing schlaff an seinem Hals herunter.
    Ein aufgeregtes Modell stürzte die Treppe herauf, schrie: »Platz da! Platz da!«, stieß Justus und Bob beiseite und rannte, ihren Rock hochraffend, weiter die Stufen hinauf.
    »Du kanntest deine Verfolger wirklich nicht? Auch nicht den Typ mit der Vespa?«, mischte Bob sich ein.
    »Nein. Ehrenwort. Die Bande ist groß. Die meisten kennen sich überhaupt nicht.«
    Franca zog Bob auf die Seite. »Vespa. Ich kenne«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Er Gino. Gino Polzano. Fährt Vespa.«
    Bob setzte eine grimmige Miene auf. »Ach so ist das«, sagte er. »Dann versteckt er vielleicht eine Schramme unter dem grünen Helm.«
    Die
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