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und die Schattenmaenner

und die Schattenmaenner

Titel: und die Schattenmaenner
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Gerätschaften. Als Bob die Treppe hinunterstieg und an der Stelle vorüberkam, von wo er beinahe rücklings ins Nichts gestürzt wäre, spürte er ein leichtes Kribbeln in der Kehle.
    »Aber was wollte Alberto hier?« Ziellos ließ Peter den Schein der Taschenlampe über Wände, Decken und Böden wandern. Eine Fledermaus flatterte auf und verzog sich hinter einem dicken Querbalken ins Dunkle.
    Bob hob die Schultern. »Vielleicht werden wir das nie erfahren«, sagte er resigniert. »Lass uns nach draußen gehen. Rom ist zu schön, um den Tag mit Fledermäusen zu verbringen.«
    Sie schwangen sich auf ihre Vespa und rollten durch die Hofeinfahrt hinaus. Ehe sie auf die Straße einbiegen konnten, musste Peter einen elfenbeinfarbenen Sportwagen passieren lassen. Wer am Steuer saß, konnten die beiden Detektive so schnell nicht erkennen. Aber der Beifahrer mit dem blassen Gesicht und dem Nackenzopf kam ihnen bekannt vor.
    »Alberto!«, rief Peter.
    »Hinterher!« Bob nahm an, Peter würde einen Blitzstart hinlegen, und umschlang ihn von hinten mit beiden Armen.
    »Ich weiß nicht«, rief Peter stattdessen über die Schulter. »Wollen wir wirklich stundenlang hinter diesem Wagen herfahren? Außerdem, Alberto würde es doch merken.«
    »Ach was, wir müssen ihm nach!«
    »Sieh mal, wer da kommt!« Peter zeigte nach links die Straße hinunter, und Bob riss den Kopf herum. Eine schlanke Gestalt mit einem tiefgrünen Helm preschte mit Vollgas vorüber, ohne von ihnen die geringste Notiz zu nehmen.
    Das Haus, das Alberto Bergamelli bewohnte, hatte Justus sich anders vorgestellt. Es war klein, aber zweistöckig, hatte einen winzigen, hübschen Vorgarten und machte einen gepflegten Eindruck. Es passte zu dieser Gegend mit ihren offenkundig wohlhabenderen Bewohnern, weitab von der lärmenden, stinkenden Straßenschlucht am Beginn der Via Appia.
    Justus hatte sich alles genau zurechtgelegt. Natürlich würde er zunächst klingeln, und wenn Alberto dann öffnete, würde er ihn in ein unbarmherziges Verhör nehmen. Er würde ihn nicht eher gehen lassen, als bis er mit allem herausrückte, was er über ›Los Olvidados‹, die Spinne, den Burschen mit dem Helm und die Fabrik Petrocelli wusste – kurz, über all die merkwürdigen Dinge, die sich hier abspielten, und all die krummen Geschäfte, um die es dabei zweifellos ging. Wenn sich aber auf sein Klingeln hin nichts rührte, würde er ohne weiteres Zögern, das Nachbarn hätte misstrauisch machen können, in das Haus einsteigen. Als er bei diesem Teil seines Plans angekommen war, staunte er über sich selbst. Wieso bin ich so sicher, dass ich in diesem Haus etwas finde? Aber dann hatte er diese Frage weggewischt, weil er eine Gewissheit spürte, die keinen Zweifel zuließ.
    ›Alberto Bergamelli.‹ Das war der einzige Name auf dem Klingelschild. Justus drückte zweimal, aber es geschah nichts. Er rüttelte an dem schmiedeeisernen Tor. Verschlossen.
    Zwischen Gehsteig und Vorgarten umgab eine halbhohe Mauer das Grundstück. Ohne sich weiter zu besinnen, flankte Justus darüber hinweg und marschierte über einen Kiesweg zu der kleinen Treppe, die zur Haustür hinaufführte. Aus den Augenwinkeln spähte er zu den beiden Nachbarhäusern, konnte aber nichts Auffälliges entdecken. Wieder klingelte er. Keine Reaktion. Er lief um das Gebäude herum. Hinter Alberto Bergamellis hübscher Behausung erstreckte sich wieder ein Garten, ganz ähnlich dem bei der ›Albergo Torino‹. Mehr interessierte Justus allerdings etwas anderes: das rostige Gitter, das einen kleinen Schacht abdeckte, und das sperrangelweit offen stehende Kellerfenster darunter. Justus blickte sich um. Keine Menschenseele war zu sehen. Er bückte sich, hob kräftig an – und hielt das Gitter in den Händen.
    Das Kellerfenster war kein Hindernis für Justus. Er zwängte sich hindurch und sprang auf den Boden. Auf Zehenspitzen schlich er in einen kleinen Flur und von dort die Treppe hinauf ins Parterre. Oben blieb er stehen und lauschte durch die geschlossene Tür ins Haus.
    Alles war still. Leise drückte er die Klinke herunter. Direkt gegenüber lag das Wohnzimmer. Geschmackvoll und nicht gerade billig mit italienischen Stilmöbeln eingerichtet, stellte Justus mit raschem Blick fest. Modernste Einrichtung zierte auch die Küche nebenan. Am Fuß der Treppe, die ins Obergeschoss führte, zog Justus vorsichtshalber die Schuhe aus. Man kann nie wissen, dachte er, während er behutsam die Stufen erklomm. Aber auch das
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