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und die Schattenmaenner

und die Schattenmaenner

Titel: und die Schattenmaenner
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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begann zu schwärmen – von der tollen Atmosphäre, der Musik, den Menschen. »Außerdem erinnere ich mich, dass einer deiner Freunde behauptet hat, du sehest gern hübsche Mädchen.«
    Peter spürte, wie er ein wenig rot wurde. »Nicht nur ich«, antwortete er. »Die beiden andern auch.« Er hatte schon wieder so ein Gefühl wie am Vortag in der Hütte. Bevor er anfangen konnte, darüber nachzudenken, kam es aus dem Hörer: »Alberto Bergamelli ist übrigens auch da. Er muss arbeiten. Als Fotograf.«
    »Wir kommen«, sagte Peter.

Die Hölle der Via Appia
    Mit dem Bus war Justus an den Beginn der Via Appia gefahren und wollte nun diese einstmals bedeutendste Straße Europas bis zu Albertos Adresse zu Fuß entlanggehen. Er verfluchte den Reiseführer, der vergessen hatte zu erwähnen, dass es auf diesen ersten Kilometern der Via Appia keine Gehwege gab. Es war die Hölle.
    Zusammen mit einigen anderen Unglücklichen, ahnungslose Touristen wie er, quetschte sich Justus an den Mauern entlang, die die Fahrbahn einzäunten. Nur vier Meter dreißig war sie breit, das wusste Justus, so breit, wie sie die Römer damals gebaut hatten, um Waren und Menschen in den Süden Italiens und nach Nordafrika zu transportieren oder sie von dort heranzuschaffen. Seither war sie nicht erweitert worden, und über diese vier Meter dreißig hinweg rauschten in beide Richtungen unaufhörlich Autos und Busse. Den Fahrern blieb gar nichts anderes übrig, als die Fußgänger derart an die Wand zu drücken, dass denen himmelangst werden musste. Schon nach wenigen Minuten war Justus in Schweiß gebadet. Wieder presste er seinen Rücken an die Mauer, um einen holländischen Reisebus an seiner Nasenspitze vorüberfahren zu lassen. Aus den Fenstern starrten die Insassen ihn an wie ein Wesen von einem fremden Stern. Einige drehten sich nach ihm um, als sie an ihm vorüber waren, und schienen verwundert zu sein, dass er überlebt hatte. Fünfzig Meter hinter Justus kämpfte ein Pärchen denselben verzweifelten Kampf. Justus warf einen Blick zurück, während er überlegte, ob es nicht doch klüger wäre umzukehren. Aber die beiden machten keine Anstalten aufzugeben. Kehrte er um, musste er zwangsläufig an ihnen vorbei. »Das bedeutet absolute Lebensgefahr«, sagte sich Justus. Es kamen eine ganze Reihe von Pkw, und mit denen hatte er es leichter. Er beschloss, die nächsten dreißig Meter im Eilschritt zurückzulegen, bis der nächste breite Bus kam und es wieder galt, sich an die Wand zu drücken, den Bauch einzuziehen und den Atem anzuhalten.
    Justus keuchte und hustete. Die Abgase, die aus dem Kolonnenverkehr auf der Via Appia in Mund und Nase stiegen, nahmen ihm fast den Atem. Das glaubt mir zu Hause kein Mensch, dachte er. Unwillkürlich fiel ihm Cäsar ein. Der hatte in seiner prächtigen vierspännigen Pferdekutsche rund einhundert Meilen täglich auf der Appia zurückgelegt. Dabei pflegte er seine Briefwechsel zu erledigen, wie Justus irgendwo gelesen hatte. Für einen Augenblick hätte er gern mit Cäsar getauscht. Aber dann erinnerte er sich daran, was er in der Schule über diese Zeit vor zweitausend Jahren gelernt hatte. Zum Beispiel über diese Straße: Was waren nicht alles für Grausamkeiten auf ihr geschehen! Schaudernd sah Justus die Mauern hoch. An Kreuzen, alle zweihundert Meter eines, hatten auf der Via Appia über viele Meilen hinweg jene Sklaven gehangen, die mit ihrem Anführer Spartakus einen Aufstand gewagt und verloren hatten …
     
    An diesem Tag hatten Peter und Bob endlich eine Vespa gemietet. »Man muss unbedingt auf so einem Ding durch Rom gefahren sein«, hatte Peter behauptet und tief in die Reisekasse gegriffen: Umgerechnet fünfzehn Dollar kostete der Spaß.
    Allerdings, es lohnte sich. Schneller, als sie gedacht hatten, erreichten sie mit Peter als Fahrer und Bob auf dem Sozius die Via del Ponte in San Lorenzo. Aber ihre Hoffnung trog. Die Tür von Haus Nummer 25 war fest verschlossen, auf stürmisches Klingeln reagierte niemand, und zwei Versuche, mit Nachbarn ins Gespräch zu kommen, scheiterten an deren Eile und an Verständigungsschwierigkeiten.
    Ähnlich unergiebig verlief der Abstecher zur alten Fabrik Petrocelli. Zwar gelangten sie ohne Mühe hinein, und Albertos Taschenlampe erlaubte es ihnen auch, das Innere des Gebäudes in aller Ruhe in Augenschein zu nehmen. Oben, in der ersten Etage, kapitulierten sie allerdings vor dieser undurchdringlichen Wand aus antiquierten, ausrangierten, kaputten Möbeln und
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