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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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und am Tisch saßen einige Menschen.
    PM: Sie haben vorhin gesagt, daß Sie Palmgren noch nie gesehen hatten. Woher wußten Sie denn, daß er es war?
    BS: Ich habe sein Bild oft in den Zeitungen gesehen. Und einmal, als er aus seiner Villa kam, fuhr ich gerade mit dem Fahrrad vorbei. Er stieg damals in ein Taxi ein. Ich wußte wirklich ganz genau, wen ich da vor mir hatte.
    MB: Was taten Sie dann?
    BS: Ich habe nicht darüber nachgedacht, was ich dann tat, obwohl ich es andererseits sehr genau wußte. Das ist schwer zu erklären.
    Ich radelte am Eingang zum Savoy vorbei und stellte das Rad dann in den Fahrradständer.
    Ich weiß noch, daß ich das Rad nicht abschloß. Das spielte sozusagen keine Rolle mehr. Ja, dann nahm ich den Revolver heraus und steckte ihn ins Jackett. Ja, ja, natürlich hatte ich ihn erst geladen; es waren nämlich keine Passanten in der Nähe, und ich stand mit dem Rücken zur Straße und hatte den Revolver noch in der Kiste, während ich ihn lud. Dann ging ich ins Restaurant und schoß Palmgren in den Kopf. Er fiel auf den Tisch. Dann sah ich, daß das nächste Fenster geöffnet war. Ich kletterte also ins Freie und ging zu meinem Fahrrad.
    PM: Hatten Sie keine Angst, geschnappt zu werden? Es saßen ja noch andere Menschen im Restaurant.
    BS: So weit dachte ich gar nicht. Für mich stand nur fest, daß ich dieses Schwein umbringen mußte.
    MB: Haben Sie nicht gesehen, daß das Fenster geöffnet war, bevor Sie das Hotel betraten?
    BS: Nein, an derlei dachte ich überhaupt nicht. Ich rechnete gar nicht damit, ungeschoren davonzukommen. Erst als ich sah, wie Palmgren zusammenbrach und daß kein Mensch sich um mich kümmerte, dachte ich an Flucht.
    PM: Nun, und was machten Sie dann?
    BS: Ich legte den Revolver in die Kiste zurück und fuhr dann mit dem Rad weg, über die Hjälmarbron und am Hauptbahnhof vorbei. Ich kenne die Abfahrtszeiten der Schiffe zwar nicht auswendig, aber ich wußte, daß die Tragflächenboote jede volle Stunde abfahren.
    Die Bahnhofsuhr zeigte zwanzig vor neun, und darum fuhr ich zur Butterkontrolle und stellte dort das Fahrrad ab. Dann kaufte ich eine Fahrkarte nach Kopenhagen. Die Revolverkiste nahm ich mit. Ich fand es sehr merkwürdig, daß kein Mensch mir folgte. Bei der Abfahrt des Bootes blieb ich oben an Deck stehen, und die Stewardess sagte, daß ich reingehen müsse, aber ich kümmerte mich gar nicht um sie, sondern blieb einfach stehen, bis wir etwa mitten im Sund waren. Ich warf die Kiste mit dem Revolver und die Patronen ins Wasser und ging hinunter in die Kabine und setzte mich hin.
    MB: Wußten Sie eigentlich, was Sie in Kopenhagen anfangen sollten?
    BS: Nein, ich hatte keine Ahnung. Ich konnte sozusagen nur eins nach dem anderen denken.
    MB: Was haben Sie in Kopenhagen gemacht?
    BS: Ich lief nur herum. Irgendwo war ich in einer Kneipe und trank ein Bier. Dann dachte ich, daß es gut wäre, nach Stockhohn zu fahren und meine Frau zu besuchen.
    MB: Hatten Sie Geld?
    BS: Ich hatte etwas mehr als 1000 Kronen bei mir, weil ich vor dem Urlaub zwei Monatslöhne ausbezahlt bekommen hatte. MB: Fahren Sie fort.
    BS: Ich nahm den Bus nach Kastrup und kaufte ein einfaches Ticket nach Stockholm. Am Schalter wollten sie mir sagen, mit welcher Maschine ich mitkommen würde. Ich habe natürlich nicht meinen richtigen Namen genannt.
    MB: Wie spät war es da?
    BS: Etwa zwölf Uhr, würde ich schätzen. Ich blieb bis zum frühen Morgen in der Halle sitzen und kam dann mit einer Maschine mit, die um sieben Uhr fünfundzwanzig, glaube ich, startete. In Stockholm nahm ich erst den Bus von Arlanda zum Haga-Terminal, und dann ging ich nach Hause zu meiner Frau und den Kindern. Sie wohnen in der Norrtullsgatan.
    PM: Wie lange blieben Sie dort?
    BS: Eine Stunde etwa. Vielleicht auch zwei. PM: Wann fuhren Sie zurück nach Malmö?
    BS: Am Montag. Am Montagabend war ich wieder hier.
    PM: Wo wohnten Sie in Stockholm?
    BS: In einer Pension in der Odengatan. Ich weiß aber nicht mehr, wie sie heißt.
    MB: Was machten Sie, nachdem Sie wieder nach Malmö zurückgekehrt waren?
    BS: Nichts Besonderes. Auf den Schießplatz konnte ich ja nicht mehr gehen, weil ich keinen Revolver hatte.
    MB: Und das Fahrrad? Stand das immer noch am Hafen?
    BS: Ja, ich holte es ab, nachdem ich aus dem Zug gestiegen war. PM: Mk ist etwas durch den Kopf gegangen. Haben Sie eigentlich schon früher daran gedacht, Viktor Palmgren zu erschießen? Bevor Sie ihn zufällig durch das Fenster des Savoy sahen? Oder war das
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