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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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Mänsson. Sie hörten sich das Band gemeinsam an.
    »Was meinst du?« fragte Martin Beck.
    »Ich glaube, wir sind auf der richtigen Fährte«, sagte Mänsson. »Es gibt ja ein Motiv. Erst nach mehr als zwölf Jahren in Palmgrens Unternehmen entlassen, dann vom selben Palmgren mit Sack und Pack auf die Straße gesetzt und als Krönung des Ganzen die Scheidung. Und dann mußte er von Stockholm weg, um überhaupt Arbeit zu finden, dazu eine Arbeit, die schlechter bezahlt und minderwertig ist. Alles nur wegen Palmgren.«
    Martin Beck nickte, und Mänsson fuhr fort: »Außerdem war er letzten Donnerstag in Stockholm. Ich habe nie richtig kapiert, warum die Brüder in Stockholm ihn nicht am Haga-Terminal gefaßt haben. Hätten sie ihn dort nicht verpaßt, hätten wir ihn schon vor dem Tod Palmgrens gehabt. Ich werde richtig sauer, wenn ich daran denke.«
    »Ich weiß, warum sie nicht rechtzeitig hingekommen sind«, sagte Martin Beck. »Aber das will ich dir lieber später einmal erzählen.
    Wenn du die Geschichte hörst, wirst du an die Decke gehen.«
    »Okay, dann heb sie dir mal auf«, sagte Mänsson.
    Martin Beck zündete sich eine Zigarette an und schwieg eine Weile. Dann sagte er: »Diese Zwangsräumung ist eine miese Geschichte. Es war doch offensichtlich die Hausverwaltung, die ihn bei den verschiedenen Stellen angeschwärzt hat.«
    »Mit Hilfe eines kooperationswilligen Nachbarn, ja.«
    »Der ohne Zweifel Angestellter irgendeiner Palmgren-Firma oder Brobergs oder von beiden war. Es ist klar, daß Palmgren ihn aus der Wohnung raushaben wollte, als er nicht mehr bei ihm angestellt war. In Stockhohn ist so eine Neubauwohnung viel Geld wert. Schwarzes Geld.«
    »Du meinst, Palmgren habe einen seiner Angestellten veranlaßt, einen Kündigungsgrund zu provozieren?« fragte Mänsson.
    »Ja, davon bin ich überzeugt. Das lief natürlich alles über Broberg.
    Und Bertil Svensson hat die Zusammenhänge sicher durchschaut. Es ist wirklich kein Wunder, daß er Palmgren haßte.«
    Mänsson kratzte sich im Nacken und schnitt eine Grimasse. »Nein, wahrhaftig nicht«, meinte er. »Aber daß er so weit geht, ihn zu erschießen…«
    »Du darfst nicht vergessen, daß Svensson über lange Zeit hinweg nur Rückschläge hat hinnehmen müssen. Als ihm dann allmählich klar wurde, daß es nicht das Schicksal war, das ihm an den Kragen wollte, sondern eine Einzelperson oder vielleicht eher eine Gesellschaftsschicht, muß er sich in seinem Haß verrannt haben.
    Man hatte ihm ja praktisch alles genommen.«
    »Und Palmgren war der richtige Vertreter dieser Gesellschaftsschicht«, ergänzte Mänsson und nickte.
    Martin Beck stand auf und sagte: »Ich glaube, es ist am besten, wenn wir einen Mann abstellen, der ihn bis auf weiteres im Auge behält, damit er uns nicht noch einmal durch die Lappen geht. Einen Beamten, der im Dienst keinen Kartoffelbrei ißt.«
    Mänsson starrte ihn verblüfft an.

28
    Der Mann, der Bertil Svensson hieß, wohnte in Kirsebergsstaden nahe der östlichen Stadtgrenze Malmös. Man nennt dieses Gebiet auch Bulltofta bakkar oder nur Backarna, denn im Gegensatz zur Topographie der übrigen Stadt gibt es hier bemerkenswerte Höhenunterschiede.
    Draußen in Backarna zu wohnen hat in der Bourgeoisie Malmös seit jeher als recht unfein gegolten, aber viele Kirsebergs-Bewohner sind stolz auf ihren Stadtteil und fühlen sich dort sehr wohl, obwohl den Wohnungen nicht selten jeglicher Komfort fehlt. Einige Häuser sind recht heruntergekommen, weil die Eigentümer nicht daran denken, sie zu unterhalten oder zu reparieren. In den schlechtesten Wohnungen landen teils Menschen, die in den besseren Stadtteilen nicht erwünscht sind, teils solche, von denen man meint, sie brauchten keinen hohen Wohnstandard. Es ist kein Zufall, daß viele der ausländischen Industriearbeiter, die in den letzten Jahren nach Malmö gekommen sind, dort draußen wohnen.
    Am späten Freitagnachmittag fuhr Benny Skacke nach Backarna hinaus. Er hatte von Martin Beck den Auftrag erhalten, herauszufinden, ob Bertil Svensson sich in seiner Wohnung befand, und, sollte das der Fall sein, ihn im Auge zu behalten, ohne sein Mißtrauen zu wecken. Außerdem sollte er sich stündlich bei Mänsson oder Martin Beck melden und Bericht erstatten. Unter Umständen würden sie Svensson schon diesen Abend festnehmen; Martin Beck hatte gesagt, daß nur noch einige Details zu klären seien.
    Den Angaben des Mannes bei seinem Arbeitgeber und beim Schießklub zufolge wohnte er
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