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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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im Vattenverksvägen, einer Straße, die Kirsebergsstaden von Lundavägen im Westen bis zur Bahnlinie nach Simrishamn im Osten durchschneidet. Vom Lundavägen an ging die Straße steil bergan, und Skacke stieg ab, bevor er ganz oben war. Er führte das Fahrrad an dem runden alten Wasserturm vorüber, der schon vor vielen Jahren zu einem Wohnhaus umgebaut worden war. Skacke fragte sich, ob die Wohnungen wie Tortenstücke geschnitten seien. Er erinnerte sich, irgendwo gelesen zu haben, daß die sanitären Verhältnisse in diesem Haus, das hauptsächlich von Jugoslawen bewohnt wurde, skandalös seien.
    Am Kirsebergstorg stellte er das Fahrrad in einen Fahrradständer und hoffte, man würde es nicht stehlen. Er hatte das Wort POLIZEI auf dem Rahmen mit schwarzem Klebeband überklebt. Das war eine Vorsichtsmaßnahme, die er zu ergreifen pflegte, wenn er nicht auffallen wollte.
    Das Haus, das er beobachten wollte, war ein älteres zweistöckiges Gebäude. Er behielt es eine Weile von der anderen Straßenseite aus im Auge. Es hatte zur Straße hin neun Fenster; zwei auf jeder Seite des Eingangs und fünf im Obergeschoß. Außerdem waren in der Dachschräge noch drei Fenster zu sehen, aber da oben schien niemand zu wohnen. Die Fenster starrten vor Schmutz und hatten keine Gardinen.
    Skacke ging mit schnellen Schritten über die Straße und öffnete die Eingangstür des Hauses. An der Tür rechts von der Treppe entdeckte er ein Stück Karton, auf dem in Kugelschreiber-Druckbuchstaben B. SVENSSON stand.
    Skacke kehrte zum Markt zurück und fand eine Bank, von der aus er das Haus sehen konnte. Er holte die Abendzeitung aus der Tasche, die er auf dem Weg vom Polizeihaus gekauft hatte, schlug sie auf und tat, als lese er.
    Er brauchte nur zwanzig Minuten zu warten. Die Tür ging auf, und ein Mann trat auf die Straße. Sein Aussehen stimmte weitgehend mit der Beschreibung des Schützen im Savoy überein, obwohl er nicht so hochgewachsen war, wie Skacke es sich vorgestellt hatte. Auch die Kleidung schien der Beschreibung zu entsprechen - dunkelbraunes Jackett, etwas hellere braune Hosen, ein beigefarbenes Hemd und eine rot-braun gestreifte Krawatte. Skacke ließ den Mann nicht aus den Augen, zeigte aber keine Eile.
    Er faltete die Zeitung zusammen, stand auf, stopfte das Blatt in die Tasche und begann, dem Mann langsam zu folgen. Dieser bog in eine Querstraße ein und ging in ziemlich raschem Tempo auf das Gefängnis am Ende des Abhangs zu.
    Skacke tat dieser Mann plötzlich sehr leid, der noch nicht wußte, wie kurz der Tag bevorstand, an dem man ihn in die düsteren Mauern dieses alten Gefängnisses bringen würde. Vielleicht hatte er schon das Gefühl, in Sicherheit zu sein.
    Beim Gefängnis bog der Mann erst nach rechts ab, dann nach links in die Gevaldigergatan, wo er gegenüber der Gefängnismauer am Drahtzaun stehenblieb, der den Fußballplatz umgab.
    Skacke blieb ebenfalls stehen. Auf dem Rasen war gerade ein Spiel im Gang, und Skacke erkannte die beiden Mannschaften sofort: B.
    K. Flagg in roten Trikots und F. K. Balkan in blauen. Es schien ein munteres Spiel zu sein, und Skacke wäre gern ein Stündchen geblieben, aber der Mann setzte sich fast sofort wieder in Bewegung und ging weiter.
    Sie gingen den Lundavägen entlang, und nachdem sie den Dalhemsplanen passiert hatten, ging der Braungekleidete in ein Lebensmittelgeschäft. Skacke warf einen Blick ins Schaufenster, als er vorüberging, und sah den Mann vor der Verkaufstheke stehen. Er selbst stellte sich ein Stück weiter weg in einen Hauseingang und wartete. Nach kurzer Zeit verließ der Mann den Laden. In der einen Hand hielt er einen Karton, in der anderen eine Einkaufstüte. Er kehrte um und ging den gleichen Weg zurück. Jetzt konnte Skacke sich in größerer Entfernung halten, weil er davon ausging, daß der andere auf dem Nachhauseweg war. Als er am Fußballplatz vorbeikam, erzielte Balkan gerade ein Tor, und das fast einstimmige Freudengeheul der Zuschauer ließ den Schluß zu, daß sich das Publikum hauptsächlich aus Balkan-Fans zusammensetzte. Ein Mann mit einem kleinen Kind auf den Schultern stieß mit lauter Stimme einen Anfeuerungsruf aus, aber Skacke verstand kein Wort. Der Mann war Jugoslawe.
    Der Mann, den Skacke beschattete, ging in der Tat nach Hause. Skacke ging ,auf der anderen Straßenseite weiter und sah durchs Fenster, wie der Mann eine Dose Bier aus der Tüte nahm. Skacke nahm die Gelegenheit wahr, betrat eine Telefonzelle und rief im
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