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und der verrueckte Maler

und der verrueckte Maler

Titel: und der verrueckte Maler
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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missachtet.« Der Mann an Justus’ Beinen hatte eine Fistelstimme, mit der er ziemlich geschwollen daherredete, wie Justus fand. »Deswegen erteilen wir euch jetzt eine Lektion.« Er stand auf und gab Justus’ Beine frei. Aus beiden Hosentaschen und aus der Innentasche seines Anoraks holte er Zeitungspapier. Er knüllte es zu einem großen Ballen zusammen und hatte plötzlich ein kleines Fläschchen in der Hand.
    »Das dürfte reichen«, kicherte er. Er goss die Flasche über der Papierkugel aus, kramte einen kleinen glänzenden Gegenstand aus seiner Jacke hervor und ging die paar Schritte hinüber zum Campingwagen. »Ihr geht doch alle drei noch zur Schule,ihr drei großen Detektive. Warum konzentriert ihr euch nicht auf eure Aufgaben und genießt die Ferien, wie alle anderen braven Jungs, hä?« Der Mann hob den Papierballen in die Höhe wie ein Lehrer den Zeigestock.
    So ein geschwätziger Idiot, ärgerte sich Justus. Einen Moment lang überlegte er, ob er doch versuchen sollte, sich loszureißen. Gleichzeitig verfluchte er sich, weil er körperlich nicht fit war, trotz der vier Kilo, die er nun nicht mehr mit sich herumtrug. Peter würde ein Mal seine Muskeln anspannen, dachte er bitter, und diese drei Würstchen flögen durch die Luft. Aber es hatte keinen Sinn. Außerdem waren seine Arme längst taub.
    Aus dem glänzenden Gegenstand sprang eine bläuliche Flamme. Der Mann bückte sich und schob die Papierkugel unter den Campingwagen. »Sieh gut zu«, sagte er in Justus’ Richtung. Jetzt hielt er das Feuerzeug an das Zeitungspapier. »Es wird euch eine Lehre sein.«
    Die sind wahnsinnig, fuhr es Justus durch den Kopf, die wollen tatsächlich unseren Campingwagen einäschern, mit allem, was drin ist, vom Computer bis zum Fotolabor und zum Telefon. Er bäumte sich auf und trat in die Luft. Die beiden Gestalten auf seinen Armen drückten ihn wieder mit aller Kraft zu Boden. An dem Knebel verschluckte sich Justus fast. Auf der Stirn und unter den Achselhöhlen spürte er den Schweiß.
    Der Papierballen hatte sich in eine brennende Kugel verwandelt. Die Flammen leckten am Boden des Campingwagens hoch.
    Es ist nicht wahr, dachte Justus. Es muss einer meiner Vollmondträume sein. Er wollte sich in den Arm kneifen, aber natürlich ging auch das nicht. Durch ihren Augenschlitz schien ihn die Gestalt auf der rechten Seite höhnisch anzusehen. Die links drehte ihm noch immer den Rücken zu.
    Das Papier wurde schwarz mit roten Flecken.
    »Das blöde Ding will kein Feuer fangen«, rief der Anführer und gab der Glut einen Tritt, dass sie aufstob. Er hielt einen Augenblick lang inne. »Warum so umständlich, wenn es auch einfach geht? Du schläfst doch bestimmt nicht vor deiner verschlossenen Haustür, oder?« Er stieg die Stufen zur Tür hoch und öffnete sie.
    Das nächste Mal schließe ich ab und verstecke den Schlüssel, schwor sich Justus. Aber dann fiel ihm ein, dass es kein nächstes Mal geben würde. Jedenfalls nicht mit diesem Campingwagen. Und woher sollte schon die gute Fee kommen, die den drei ??? einen neuen schenken würde?
    »Na also«, sagte der Mann. Er stand im Türrahmen. In der einen Hand hielt er das Benzinfläschchen und in der anderen das Feuerzeug und streckte Justus beides triumphierend entgegen.
    »Mach endlich!« Der mit dem roten Schal wurde offenbar ungeduldig. Justus erinnerte sich daran, dass er einmal einen rechten Arm besessen hatte. Aber nun spürte der Erste Detektiv rechts von seinen Schulterblättern nichts mehr und links war es auch nicht viel besser.
    Er zuckte zusammen. Ein Knall donnerte über den Schrottplatz.
    »Stehen bleiben und Hände hoch!«, rief eine helle Stimme. Mit aller Kraft riss Justus den Kopf nach hinten. Ein weißes Nachthemd kam auf sie zu, mit etwas Länglichem, das auf den Campingwagen zeigte. Auch aus Justus’ verkehrter Perspektive war unzweifelhaft Tante Mathilda zu erkennen. Sie kam rasch näher und trug im Anschlag eine doppelläufige Flinte. So weit Justus zurückdenken konnte, hatte sie unberührt an der Wand im Flur gehangen.
    »Verdammter Mist«, krächzte der Anführer, »weg hier!« Er warf seine Brandstifterutensilien zu Boden, hüpfte die kleine Treppe hinunter und rannte davon.
    »Du Idiot!«, zischte der Mann mit dem roten Schal, sprang auf und lief in dieselbe Richtung. Er war noch keine zehn Meter weit gekommen, da wurde er schon von jenem stummen Wesen eingeholt, das Justus’ Linke schachmatt gesetzt und ihm immer den Rücken zugekehrt
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