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und der Hongkong-Buddha

und der Hongkong-Buddha

Titel: und der Hongkong-Buddha
Autoren: Dorothy Gilman
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fehlten. Sie führte ihn in das Untergeschoß und stellte ihn Mr. Lupalak vor, der Bishops karierten Anzug mit einem fast ehrfurchtsvollen Blick streifte. Gewöhnlich hatte Bishop auf alles die richtige Antwort, doch Mrs. Pollifax fühlte, daß er heute mit seinen Gedanken nicht bei der Sache war - und ihre Neugier wuchs.
    Als sie ins Eßzimmer zurückkehrten, schenkte Mrs. Pollifax Kaffee ein, stellte Zucker auf den Tisch und brachte einen Teller mit Makronen aus der Küche. Dann ließ sie sich Bishop gegenüber auf der anderen Seite des blankpolierten Tisches nieder. Hinter Bishop schlug der Wind den Regen gegen die Glasscheibe der Schiebetür. Die Steine der Terrasse schimmerten feucht, und nur ein Forsythienbusch mühte sich tapfer, ein bißchen Farbe in das Bild zu bringen.
    »Wie geht es Carstairs?« erkundigte sich Mrs. Pollifax und knabberte an einem Makronenhörnchen.
»Gut geht es ihm«, antwortete Bishop. »Wenn man bedenkt, daß er den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt und ständig Streß und Aufregung ausgesetzt ist, ist er für mich ein medizinisches Phänomen. Er weigert sich beharrlich, zu laufen, zu joggen oder auch nur spazierenzugehen. Seine ganze Lebensweise spricht jeder ärztlichen Erfahrung Hohn. Ihm geht es gut - allen Regeln der Gesundheit zum Trotz. Und wie geht es Cyrus?« erkundigte er sich gleichermaßen höflich.
»Ornithologische Exkursion.«
Bishop nickte verstehend. »Und Sie sind noch immer Mrs. Reed-Pollifax?«
»Allen Regeln der Konvention zum Trotz - ja«, entgegnete sie. »Cyrus bestand darauf.«
Ein vielsagendes Schweigen entstand, als Bishop sie in Gedanken versunken betrachtete.
»Also schön, Bishop«, lächelte sie schließlich. »Sie werden von mir nicht erwarten, daß ich annehme. Sie seien aus purem Zufall hier in der Gegend und nur schnell auf einen kurzen Besuch vorbeigekommen.«
»Nein«, sagte er und ließ sich sein drittes Makronenhörnchen schmecken.
»Nein was?«
Er schluckte. »Nein, ich bin nicht aus purem Zufall in der Gegend«, erklärte er grinsend. »Um hierherzukommen, brauchte ich ein Flugzeug, ein Taxi und einen Mietwagen. Mit anderen Worten, ich scheute weder Mühen noch Kosten, um Cyrus auf dem schnellsten Wege zu erreiche n.«
»Doch der ist nicht hier.«
»Nein... Wir hatten ohnehin schon Bedenken, da Sie jetzt verheiratet sind und alles... Doch es läßt sich nicht ändern: Wir brauchen Sie. Wir brauchen Sie dringendst und sofort.«
»Wofür?« fragte sie. »Und was heißt sofort?«
Er setzte seine Kaffeetasse ab. »Wenn Sie uns helfen wollen, dann jetzt sofort. Keine Zeit, Cyrus zu kontaktieren oder irgend etwas anderes zu erledigen. Sie müßten sofort mit mir aufbrechen - binnen einer Stunde.« Er warf einen flüchtigen Blick auf seine Uhr. »Bis um zwölf müßten wir unterwegs sein.«
Mrs. Pollifax sah auf ihre Uhr. Es war fünf nach elf. »Und Sie haben sich fünf Minuten Zeit genommen, das Haus anzusehen!«
Bishop grinste verlegen. »Ich brauchte Zeit, um nachzudenken - um mich mit der neuen Situation abzufinden. Außerdem bin ich nun mal zur Höflichkeit erzogen worden und all das. Wir haben fest mit Cyrus gerechnet, doch das ändert nichts daran, daß wir auch Ihre Hilfe brauchen - und zwar verdammt dringend.«
Natürlich war dies völlig unmöglich, dachte sie. Sie war viel zu beschäftigt - und das Rundfenster mußte eingesetzt werden, und Cyrus wußte von nichts... »Weshalb ich?« fragte sie. »Und wohin soll ich?«
»Hongkong«, sagte Bishop.
Hongkong ... In Hongkong schien die Sonne, erinnerte sie sich. Eine strahlende Sonne...
»Erinnern Sie sich an Sheng Ti?« fragte Bishop.
Natürlich erinnerte sie sich an Sheng Ti. Es war erst ein paar Monate her, daß sie mit ihm unter einem Lüftungsschacht in einer chinesischen Stadt mit dem Namen Turfan gesessen und von ihm erfahren hatte, daß er hai fen war; eine Person, die ohne Papiere und Identität und ohne ein Zuhause in China lebte, und sie hatte ihren Co-Agenten überredet, ihn zusammen mit Wang Shen, der eigentlichen Hauptperson ihrer damaligen Mission, außer Landes zu schmuggeln.
Sie nickte. »Natürlich erinnere ich mich an Sheng Ti… Ein sehr intelligenter junger Mann, dessen Talente als Ausgestoßener oder Gassenlümmel, wie sie diese Jungens in China nennen, absolut vergeudet waren.«
»Sie wissen, daß er sich jetzt in Hongkong aufhält?«
»Sie haben es bei unserer Hochzeit erwähnt. Ich hatte den Eindruck«, fügte sie spitz hinzu, »daß Sie ihn in Hongkong einfach
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