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und der Hongkong-Buddha

und der Hongkong-Buddha

Titel: und der Hongkong-Buddha
Autoren: Dorothy Gilman
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purpurroten wollenen Anzug, wählte eine rosarote Hemdbluse und entschied sich schließlich für einen Hut, der einem Garten mit roten und rosaroten Rosen nicht unähnlich war. Dann setzte sie sich an den Schreibtisch und griff nach einem Stift, um Cyrus ein paar hastige Zeilen zu schreiben.
Alles kam so unerwartet.
Bishop ist hier und hoffte, auch Dich anzutreffen. In fünfzehn Minuten bin ich unterwegs nach Hongkong.
Ich rufe Dich an oder Du mich. Bin zu erreichen...
»Bishop!« rief sie. »Wo werde ich wohnen und wie lange?«
»Ungefähr eine Woche«, rief Bishop zurück. »Wir haben für Sie im Hongkong-Hilton reserviert.«
...im Hongkong-Hilton. Zurück in einer Woche. Vergiß nicht, wie lieb Du mir bist! Love, love, love, Emily.
Sie überflog es noch einmal und setzte ein PS darunter:
Laß es ja nicht zu, daß Mr. Lupalak das Rundfenster in die Mitte setzt!
Dann hielt sie einen Augenblick inne und stellte sich vor, wie Cyrus wohl reagieren würde, wenn er die Nachricht las und feststellen mußte, daß sie ausgeflogen war. Sie hatte Cyrus versprochen, ohne ihn nie mehr für Carstairs zu arbeiten; andererseits hatte Cyrus darauf bestanden, daß sie - allein um ihm einen Gefallen zu tun - keinen Auftrag ablehnen würde.
»Ich möchte dich nicht einsperren. Liebes«, hatte er gesagt. »Zu viele Jahre habe ich auf jemanden wie dich gewartet, der voller Überraschungen steckt und mit dem das Zusammenleben nie langweilig wird. Es gibt nichts an dir, das ich verändern möchte.«
Lieber Cyrus, dachte sie zärtlich. Welch großes Glück sie gehabt hatte, ihm damals in Sambia zu begegnen. Er war mit seiner Tochter Lisa unterwegs gewesen, und sie selbst hatte einen flüchtenden Mörder verfolgt. Cyrus hatte ihr das Leben gerettet, und kurz darauf sie ihm ebenfalls - eine Basis, auf der sich eine herzliche Freundschaft entwickelte. Doch Cyrus ließ von Beginn an keinen Zweifel aufkommen, daß er mehr wollte als nur ihre Freundschart.
In ihre Gedanken an Cyrus drängte sich Bishops Bemerkung, daß der Auftrag auch gefährlich werden könne. Natürlich war dies niemals ganz auszuschließen, dessen war sie sich bewußt. Der Auftrag, Sheng Ti zu finden und mit ihm zu sprechen, schien auf den ersten Blick alles andere als ein gefährliches Unterfangen, doch dasselbe war im Jahr zuvor, bei ihrer Reise nach China der Fall gewesen - denn niemand hatte voraussehen können, daß auch der KGB in die Angelegenheit verwickelt war, und Carstairs hatte weder mit Mord, einem durchgehenden Gaul, einem gebrochenen Handgelenk, noch mit den langwierigen Verhören, die sie vor der chinesischen Geheimpolizei bestehen mußte, gerechnet. Es war jedoch alles gut ausgegangen damals: Ihr Handgelenk war sehr gut verheilt, Wang Sheng war sicher über die Berge gebracht worden, und sie war mit dem Bewußtsein aus dem Abenteuer hervorgegangen, daß Cyrus Reed für ihre Zukunft von absolut zentraler Bedeutung war und nicht länger auf die lange Bank geschoben werden durfte.
Seit zehn Monaten war sie nun mit Cyrus verheiratet. Mit einem Lächeln sah sie sich in dem Raum um, in dem Cyrus' Gegenwart fast körperlich zu fühlen war. Sie konnte nur hoffen, daß er Verständnis dafür aufbringen würde, daß man sie brauchte.
»Ich werde gebraucht!« wiederholte sie laut und faltete entschlossen den Zettel mit der Nachricht für Cyrus zusammen.
Sie erhob sich und klappte den Koffer zu.
Es war genau zehn Minuten vor zwölf, als sie mit dem Koffer in der einen und der Notiz in der anderen Hand die Treppe hinunterging. Bishop stieß einen Pfiff aus, als er sie sah.
»Gießen Sie diese Rosen jeden Abend? Was für ein Hut!« rief er verzückt. »Was für ein Hut!«
»Danke sehr!« erwiderte sie geziert und ging - nachdem sie den Koffer abgestellt hatte - ins Kellergeschoß hinab, um den erstaunten Mr. Lupalak davon in Kenntnis zu setzen, daß sie für einige Tage verreisen müsse, daß er Mr. Reed ausrichten solle, er würde eine erklärende Nachricht am gewohnten Platz finden und daß er das Rundfenster unter allen Umständen leicht asymmetrisch anbringen solle. Sie kehrte ins Eßzimmer zurück.
»Ganz sicher glaubt er, ich verlasse Cyrus«, seufzte sie. »Wahrscheinlich nimmt uns ohnehin kein Mensch in der Nachbarschaft ab, daß Cyrus und ich verheiratet sind. Namensschilder wie Reed-Pollifax geben immer Anlaß zu Spekulationen.«
»Ich könnte ja kurz in den Keller gehen und vor Mr. Lupalak bezeugen, daß ich Ihre Hochzeit miterlebt habe«, schlug Bishop mit
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