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und der Hongkong-Buddha

und der Hongkong-Buddha

Titel: und der Hongkong-Buddha
Autoren: Dorothy Gilman
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»Hervorgerufen durch die Folter, wie Dr. Chiang sagte, und dadurch, daß Sie mit ansehen mußten, wie Detwiler erschossen wurde.«
›Hervorgerufen durch die Folter und dadurch, daß ich mit ansehen mußte, wie Detwiler erschossen wurde...‹, wiederholte Mrs. Pollifax in Gedanken. › Vielleicht werde ich eines Tages eines schönen Sommertages, zwischen den Blumen in meinem Garten - in der Lage sein, alles aus einer größeren Distanz heraus zu überdenken und endlich diese Welt begreifen, die einerseits Mikrochips, computergesteuerte Roboter und Satelliten produziert, die sogar Menschen zum Mond schickt, andererseits jedoch nicht fähig ist, in Frieden und Eintracht zu leben, und deren Bewohner ohne das geringste Mitgefühl einander foltern, quälen und töten. Eines Tages vielleicht; doch nicht jetzt - noch nicht...‹ Es fiel ihr leichter, an Detwiler zu denken; an den Menschen Detwiler, der mißbraucht und manipuliert worden war, hin-und hergerissen zwischen Schwäche und Entschlossenheit, zwischen Selbstaufgabe und Opfermut - bis er dann doch noch die Kraft fand, zu handeln. Detwiler, der lieber gestorben war, als sich weiterhin zu unterwerfen und erniedrigen zu lassen...
Ihr wurde bewußt, daß alle sie verwundert und besorgt anstarrten. »Ich mußte an Detwiler denken«, erklärte sie. »Daran, daß es doch nicht umsonst war, daß er sein Leben für ein Funksignal von drei Minuten Länge geopfert hat.«
»Nein - es war nicht umsonst«, versicherte Marko. »Ganz sicher nicht, meine liebe Mrs. Pollifax! Denn hätte uns Cyrus nicht aus unserer Lethargie gerissen, wäre Detwilers Verzweiflungstat die einzige Chance gewesen, Sie und Alec doch noch zu retten. Das Signal wurde tatsächlich aufgefangen und das Gebäude gefunden. Wir hatten soeben die Vorhut der Terroristen im Turm überwältigt, als die Besatzung des Funkortungswagens Verstärkung anforderte, doch Duncan versicherte ihnen, wir hätten die Situation bereits unter Kontrolle. Sie hatten die Anweisung, Ihnen und dem VW-Bus in sicherer Distanz zum Gipfel zu folgen. Detwilers Tat war also keinesfalls umsonst.«
Mrs. Pollifax suchte Alecs Blick. »Vielleicht fällt es Ihnen nun leichter, ihm zu vergeben?«
»Vergeben - ja. Aber nicht vergessen«, erwiderte Alec verbittert. »Er war es ja nicht, der meinen Vater erschossen hat. Es war Mr. Feng... Mr. Feng hat...« Alecs Stimme versagte.
»Feng ist tot«, versuchte ihn Marko zu beschwichtigen.
»Er hat sich nach dem ersten Verhör erschossen.«
»Dann erklären Sie mir doch endlich, aus welchem Grund er diesen ganzen Wahnsinn angezettelt hat!«
Marko seufzte. »Sobald die Terroristen Hongkong in ihre Gewalt gebracht hatten, sollten sie die sofortige Einstellung aller Verhandlungsgespräche zwischen Großbritannien und Peking und eine Berücksichtigung Taiwans bei der Aufteilung der ehemaligen Kronkolonie fordern... Das sind Fengs eigene Worte...«
»War der Mann verrückt?« fuhr Alec auf.
»Alle Fanatiker sind mehr oder weniger verrückt«, stellte Marko trocken fest. »Er hat sein ganzes Leben der Rückeroberung Chinas durch die Nationalchinesen geopfert und ist damit gescheitert. Er war entschlossen, wenigstens zu verhindern, daß 1997 auch Hongkong an Rotchina fällt«, erklärte Marko. »Der Erwerb von Häusern in den verschiedensten Stadtvierteln Hongkongs, in denen Waffen und Munition versteckt und gelagert werden konnten... Wir nehmen sehr stark an, daß ihn dabei sein Bruder und andere Sympathisanten von Taiwan aus unterstützt haben. Den Kontakt mit der ›Befreiungsfront 80‹ hat sein Neffe Xian Pi hergestellt. Dann folgten die Überfälle auf die Diamantenkuriere, um die Operation zu finanzieren, und schließlich die methodische Verteilung der Diamanten, um Waffen und Schweigen zu kaufen.«
›Und die allmähliche Versklavung Detwilers‹, dachte Mrs. Pollifax.
»Genau betrachtet«, fügte Marko freudlos hinzu, »waren seine Motive am Ende dann nicht mehr von denen der ›Befreiungsfront 80‹ zu unterscheiden: Er wollte Hongkong in Schutt und Asche legen und seine Wut und seinen Haß gegen die ganze Welt befriedigen. Ihm kann nicht entgangen sein, daß es für seinen Traum von der Rückkehr der nationalistischen Regierung auf das Festland längst keine reale Grundlage mehr gibt. Doch er hatte sein ganzes Leben dieser Vorstellung gewidmet, und konnte offenbar nicht mehr zurück.«
»Das war Fengs Beweggrund«, warf Robin ein. »Der der ›Befreiungsfront 80‹ war etwas profaner: Sie hatte die
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