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und der Hongkong-Buddha

und der Hongkong-Buddha

Titel: und der Hongkong-Buddha
Autoren: Dorothy Gilman
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losgejubelt und Detwiler zugerufen, daß er es geschafft hatte. Das Funkgerät war noch immer auf Sendung; inzwischen bereits zwei Minuten und achtundfünfzig Sekunden... neunundfünfzig... Drei Minuten!
Ein heiserer Aufschrei schreckte sie auf. »Oh, nein!« stöhnte sie laut, als ihr Blick auf den Mann fiel, der über Detwiler gebeugt stand und ihn ungläubig anstarrte. Sie sah, wie Verstehen im Gesicht des Mannes dämmerte, sah, wie er den Schalter zurückwarf. Nun eilten auch die übrigen Männer hinzu und scharten sich um Detwiler. Waffen wurden gezogen.
Mrs. Pollifax schloß die Augen. Ein Schuß fiel. Als sie die Augen wieder öffnete, lag Detwiler leblos hingestreckt auf den staubigen Dielen vor der Holzkiste. Seine Augen starrten sie blicklos an.

17
    Gewaltsam löste Mrs. Pollifax ihren Blick von der leblosen Gestalt Detwilers. › Er muß es geahnt haben‹, dachte sie bestürzt. › Das war es, was er mir zu sagen versucht hat: Er sah keine Perspektive mehr für sich, und er wußte, daß es kein Zurück mehr für ihn gab...‹
    »Arme Mrs. O'Malley«, flüsterte sie.
    Nun erst begriff sie allmählich, daß Detwiler ganz bewußt sein Leben riskiert hatte. Vermutlich hatte er ihr durch seine mutige Tat das Leben gerettet, denn schließlich hatte sie vorgehabt, selbst zum Funkgerät zu kriechen. Ungeschickt wischte sie sich mit den gefesselten Händen die Tränen aus den Augen. Neben ihr war Alec Wi aus dem Schlaf hochgefahren.
    »Was ist?« rief er verstört um sich blickend. »Was ist passiert?«
Sie nickte mit dem Kopf in Richtung Detwilers. »Sie haben ihn erschossen.«
Seine Augen weiteten sich entsetzt, als er Detwiler liegen sah. »Ist er tot?« flüsterte er und starrte sie betroffen an. »Ich dachte, man würde zuerst Sie erschießen. Ich habe nicht erwartet, daß...«
»Ich weiß«, sagte sie.
»Sind jetzt wir an der Reihe?« fragte Alec mit unsicherer Stimme. »Hört denn dieser Alptraum nie auf?!«
Mrs. Pollifax hatte beobachtet, wie die Männer das Fenster wieder in den Rahmen gesetzt hatten, und als sie sah, daß Eric der Rote sich zu ihr und Alec umwandte und auf sie zusteuerte, sammelte sie ihre letzten Kraftreserven. »Aufstehen - los!« sagte er barsch. »Wir brechen auf.«
›Der Augenblick der Wahrheit!‹ dachte sie. › Nun muß sich zeigen, wozu der Orangensaft und die Vitamintabletten all die Jahre zum Frühstück gut waren... Los, Emily, du magst dich vielleicht nach einem weichen Bett, einer kräftigen Mahlzeit und liebevoller Pflege sehnen, aber das beste, was du jetzt tun kannst, ist, dich von diesem einladenden, wundervollen Fußboden zu erheben und irgendwie die Treppe hinabzusteigen.‹ Alec half ihr auf die Beine zukommen - eine äußerst galante Geste, wie sie fand: ihr war entgangen, daß Alec entsetzt ihren blutverkrusteten Rücken anstarrte, als sie sich nach vorn auf die Hände gestützt hatte. Sie taumelte leicht und stellte fest, wenn sie sich auf Detwilers letzte, heldenhafte Tat konzentrierte, war der Schmerz, den die Berührung ihrer Bluse mit ihrem Rücken verursachte, leichter zu ertragen. Stufe um Stufe folgte sie Eric dem Roten die Stiege hinab, und jedesmal, wenn sie das Gleichgewicht zu verlieren drohte, stützte sie Alec von hinten.
    Die ehema ls blaue Tür stand offen, und sie konnte den Wagen erkennen, der in dem schmalen Gäßchen stand, in das sie Feng wie es ihr schien vor Ewigkeiten - gebracht hatte. Es war kein Lieferwagen, wie sie ihn zusehen erwartet hatte, sondern ein verblüffend harmlos anmutender Volkswagenbus, der aussah, als hätte man unter einer Zeltplane auf dem Dachständer das Reisegepäck verstaut. Und - ›welch ein gerissener Einfall!‹, stellte sie fest - an dessen Rückfront man zwei Fahrräder angebracht hatte. Lediglich vor den beiden hintersten Seitenfenstern waren Vorhänge gespannt. Die übrigen Fenster waren für jedermann leicht einsehbar, ganz so, als wollte man betonen, daß es in diesem Bus nichts zu verbergen gebe. Mrs. Pollifax stellte jedoch beim Einsteigen fest, daß sich unterhalb der hinteren Fenster ein Stapel Maschinenpistolen, einige Tragnetze mit Konservendosen und etliche Holzkisten mit der Aufschrift AMMO befanden.
    Wo blieb nur der Funkortungswagen?!
    Sie gemahnte sich zur Ruhe und hielt sich an dem Gedanken fest, daß sie immerhin noch am Leben war. Offenbar wurde sie als Geisel benutzt und würde deshalb wohl auch noch ein bißchen länger leben - falls niemand nervös wurde, falls alles gutging... Sie setzte
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