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und der Hongkong-Buddha

und der Hongkong-Buddha

Titel: und der Hongkong-Buddha
Autoren: Dorothy Gilman
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sitzenließen, weil Sie nicht wußten, was Sie sonst mit ihm anfangen sollten.«
»Niemand konnte schließlich mit Ihrer Großzügigkeit rechnen«, erwiderte Bishop ungerührt. »Wir hatten zwei Männer erwartet, die über die Berge nach Kaschmir kommen würden und nicht drei. Außerdem haben wir ihn in Hongkong nicht einfach sitzenlassen, wie Sie es ausdrücken; wir haben ihn ganz bewußt dorthin placiert. Bei einem unserer Agenten.«
»Oh!« machte sie.
»So ist es. Und um es kurz zu machen, meine liebe Mrs. Pollifax - denn die Zeiger der Uhr hinter Ihnen rücken unaufhaltsam weiter -, wir sind in großer, in sehr großer Sorge wegen dieses Agenten. Und Ihr Freund Sheng Ti ist der einzige, der in der Lage ist, uns einige Informationen zu liefern.«
»Was könnte er schon wissen?« fragte sie skeptisch.
»Er arbeitet für unseren Mann. Er ist an Ort und Stelle und wie wir von unseren Leuten in Hongkong wissen ständig anwesend. Der Name unseres Agenten ist Detwiler. Er ist Eurasier. Als Deckadresse benutzt er eine Export-Import-Firma für Diamanten und andere Edelsteine. Der alte Feng leitet den Laden. Detwiler ist für den Import zuständig, und Sheng Ti ist einer der beiden Angestellten.«
»Und Detwiler bereitet Ihnen Kopfzerbrechen?«
»Mehr als ich zu sagen imstande bin«, erwiderte Bishop. »Der Mann weiß zu viel; er hat eine Menge anzubieten. In seinem letzten Bericht ist er zu weit gegangen: Die Informationen, die er ans Ministerium sandte, waren in einer derart eklatanten Weise gefälscht, daß wir uns veranlaßt sahen, auch seine früheren Berichte zu überprüfen. Wir stellten fest, daß er uns seit etwa zwei Monaten getürkte Informationen liefert. Kurz gesagt: irgend etwas läuft eindeutig schief in Hongkong. Er hintergeht uns, und der Verdacht liegt nahe, daß es sich dabei um eine eigennützige und überaus suspekte Aktion Detwilers handelt, die unseren Interessen nur schaden kann. Mit Sicherheit ist er für uns nicht mehr zu gebrauchen, und wir sind entschlossen herauszufinden aus welchem Grund.
Wir müssen wissen, für wen er nun arbeitet, welche Art von Informationen er anderweitig verkauft und, was zum Teufel, überhaupt vor sich geht in Hongkong. Überdies«, fügte er hinzu, »hat jemand Ihrem Freund Sheng Ti eine höllische Angst eingejagt.«
»Wie kommen Sie darauf?« fragte sie erschrocken.
»Weshalb, glauben Sie, brauchen wir gerade Sie so dringend?« entgegnete er. »Weil wir nämlich bereits zwei unserer Leut e zu Feng-Imports geschickt haben, die versuchen sollten, sich Sheng Ti zu nähern - nettes Gespräch, Einladung zu einem Bier, ins Kino, Mädchen... Keine Chance! Die Einschätzung der Situation lautet immer gleich: ›Dem Jungen sitzt die Angst im Nacken. Er befindet sich in Panik.‹ Was - wie ich betonen möchte - unseren Verdacht, daß bei Feng-Imports etwas nicht in Ordnung ist, nur bestätigt.«
»Und Sie glauben, Sheng Ti würde mit mir reden?«
Bishop nickte. »Er kennt Sie. Schließlich hat er es nur Ihnen zu verdanken, daß er aus Turfan und aus China herausgeschmuggelt wurde. Er vertraut Ihnen. Sie sind für ihn ein bekanntes Gesicht.« Erneut warf er einen schnellen Blick auf seine Uhr. »Das ist natürlich nicht alles, doch so sieht im großen und ganzen die Situatio n aus. Sie sind der einzige Mensch, der an Sheng Ti herankommen kann, und wir brauchen die Informationen, die er uns geben kann. Wir müssen wissen, was bei Feng-Imports vor sich geht.«
»Ich verstehe«, nickte Mrs. Pollifax.
Bishop bedachte sie mit einem nachdenklichen Blick.
Schließlich sagte er: »Es kann natürlich auch gefährlich werden. Das ist nicht auszuschließen, vor allem wenn Sie nicht sogleich mit Sheng Ti Kontakt aufnehmen können und zu auffällig bei Feng-Imports herumschnüffeln.«
Mrs. Pollifax nickte und überdachte seine Worte noch einmal. Dann erhob sie sich und trug die Kaffeekanne in die Küche. » Es ist jetzt fünfundzwanzig nach elf«, rief sie durch die offene Tür. »Wenn Sie inzwischen die Tassen und die Kanne ausspülen...«
»Sie nehmen also an?« rief Bishop erfreut.
Sie kam lächelnd ins Zimmer zurück. »In Hongkong regnet es wenigstens nicht - oder? Ja, ich komme mit. Wenn Sie mich jetzt für einen Augenblick entschuldigen...« Sie eilte die Treppe empor, holte ihren Koffer vom Schrank und warf ein paar leichte Hosen, Rock und Blusen, ihre Zahnbürste, ein Paar bequeme Schuhe und ihren Pyjama hinein. Den Paß steckte sie in ihre Handtasche und schlüpfte in einen
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