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und der Hongkong-Buddha

und der Hongkong-Buddha

Titel: und der Hongkong-Buddha
Autoren: Dorothy Gilman
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Hitchens.
»Wir sind praktisch Nachbarn«, bestätigte sie und wandte sich erneut an den Angestellten an der Rezeption. »Und wo gibt es Frühstück?« erkundigte sie sich.
»Im Goldenen-Lotus-Saal«, erwiderte der Angestellte, beugte sich über den Schalter und deutete in die Richtung.
»Ich würde mich sehr gerne vorher rasieren«, sagte Mr. Hitchens. »Ist es Ihnen recht, wenn wir uns in einer halben Stunde dort treffen?«
»Schön... Wenn ich mich recht erinnere, gibt es ein Frühstücksbuffet mit Papayas, Melonen und allem, was das Herz begehrt.«
»Ich kann's kaum erwarten«, strahlte Mr. Hitchens.
Zimmer 614 war beeindruckend. Die Sonne strömte durch die breite Fensterfront, und in Gedanken dankte Mrs. Pollifax Bishop, der alles arrangiert hatte. Sie warf einen Blick in den kleinen, doch bis obenhin gefüllten Kühlschrank in der Ecke, nahm ihren Hut ab und ließ sich dann auf das Bett sinken, um den Stadtplan, den Bishop ihr - zusammen mit einem Bündel Hongkong-Dollars - gegeben hatte, eingehend zu studieren. Feng-Imports lag laut Bishop im Stadtteil West Point - unweit des buddhistischen Man Mo Tempels - und versteckt als das unscheinbare Haus Nummer 31 in der Dragon Alley.
Die Lage des Hauses war auf dem Stadtplan ganz leicht mit Bleistift markiert, und Mrs. Pollifax schätzte die ungefähre Entfernung vom Hotel. Sie würde ein Taxi nehmen müssen, stellte sie fest, als ihr Finger über exotische Namen wie Ice House Street, Cotton Tree Drive, Jardine's Bazaar und Yee Wo Street fuhr. Ganz sicher nicht New Jersey, dachte sie erfreut und überlegte, daß es wohl am besten wäre, in der Dragon Alley zu sein, noch ehe der Laden öffnete, um Sheng Ti abzufangen, bevor er das Haus betrat.
Wenige Minuten später saß Mrs. Pollifax erwartungsvoll im Goldenen-Lotus-Saal, in dem sie bereits im Juni des letzten Jahres opulent gespeist hatte. Ein weißlivrierter Ober goß ihr gewandt dampfenden Kaffee ein. Sie nippte an der Tasse, wartete auf Mr. Hitchens und beobachtete die fremdartigen Gesichter an den Tischen um sie herum. Geschäftsleute gestikulierten heftig über irgendwelchen Kostenrechnungen.
Die jungen Pärchen mit ihren Kameras waren offensichtlich Touristen. Als Mr. Hitchens endlich auf dem Stuhl neben ihr Platz nahm, trug er Hosen mit Bügelfalten und ein Jackett. Er sah jetzt älter, weniger exzentrisch und eine Spur weniger interessant aus, doch in seinen Augen und auf seinem Gesicht spiegelten sich Erregung und Unternehmungslust.
»Sie werden nicht glauben, wen ich gerade in der Halle gesehen habe«, platzte er mit jungenhafter Begeisterung heraus. »Den drittreichsten Mann der Welt! Den drittreichsten Mann der westlichen Welt, um genauer zu sein... Hier im Hotel!«
»Nun sind Sie es, der sehr gut informiert ist«, erwiderte sie. »Wer um alles in der Welt ist dieser drittreichste Mann der Welt?«
»Er heißt... eh...« Er legte die Stirn angestrengt in Falten.
»Ach ja: Lars... Lars Petterson.« Er strahlte. »Als ich auf mein Zimmer kam, machte ich den TV an, und Hongkong-Television brachte gerade ein Interview mit ihm...«
»Ich habe sicherlich auch einen TV im Zimmer, aber er ist mir gar nicht aufgefallen«, erwiderte Mrs. Pollifax zerstreut.
Er lachte. »Ich bin fernsehsüchtig, müssen Sie wissen; besonders nach Serien wie die ›I-Love-Lucy-Show‹ oder die ›Mary-Tyler-Moore-Show‹ - und nach grünen Bananen«, fügte er hinzu. »Wahrscheinlich ein Schock für meine bisherigen drei verflossenen Ehefrauen, die wohl erwartet hatten, ein Psychologe müsse ein aufregendes Leben rühren.«
»Und mit Fernsehserien und grünen Bananen hatten sie nicht gerechnet«, stellte Mrs. Pollifax amüsiert fest.
»Anscheinend nicht... Oh, danke sehr«, sagte Mr. Hitchens, als der Ober ihm den Kaffee eingoß. »Dort ist er!« flüsterte er aufgeregt und nickte mit dem Kopf in Richtung des Eingangs.
»Wer?« fragte Mrs. Pollifax.
»Mr. Petterson - der Mann, von dem ich Ihnen eben erzählt habe.«
Mrs. Pollifax schielte unauffällig über den Rand ihrer Kaffeetasse, um einen verstohlenen Blick auf den drittreichsten Mann der Welt zu werfen.
»Der Mann an der Tür«, erklärte Mr. Hitchens, »der, der gerade mit dem Ober spricht.«
Mrs. Pollifax' Blick fiel auf einen außerordentlich attraktiven jungen Mann, blond und braungebrannt. Allein seine leicht gebogene Nase bewahrte ihn davor, geradezu unverschämt gut auszusehen. Er trug einen orangefarbenen Blazer, silbergraue Hosen, ein gestreiftes blaues Hemd und ein
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