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und der Hongkong-Buddha

und der Hongkong-Buddha

Titel: und der Hongkong-Buddha
Autoren: Dorothy Gilman
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Lebensstil von dem prachtvollen und imposanten Handelszentrum der Stadt, wo sie eben noch gefrühstückt hatte.
    »Das ist das China, das ich gesucht habe«, dachte Mrs. Pollifax, und fast schwelgerisch sog sie die aromatischen Düfte, die aus den kleinen Läden auf die Straße strömten, in die Lungen. Das schmale Gäßchen, das sie hinaufblickte, war gesäumt von eng aneinander geduckten Häusern, von deren Fassaden ein Wald von Schildern und Reklametafeln in schreienden Farben bis weit in die Straße hinein reichte. Die Bambusstangen, die von den Balkons der Häuser fast bis zur Mitte des Gäßchens ragten, taten ein übriges, das bunte Bild zu vervollkommnen: An ihnen flatterten knallbunte Wäschestücke, vorwiegend in grellem Rot, die in der leichten Brise, die vom Meer heraufwehte, zum Trocknen ausgehängt waren. Obwohl es noch früh am Tage war, pulsierte die enge Straße bereits von Leben und Geschäftigkeit. Auf den Gehsteigen reihten sich Verkaufsstände, die Plastikblumen, frische Schnittblumen, Sandalen, Gewürze und Kräuter, getrockneten Fisch und frisches Obst feilboten. Der Duft von Räucherstäbchen, Ingwer und gebratenen Nudeln hing in der Luft. Das Stimmgewirr der Passanten, die schrillen Rufe der Verkäufer und das Plärren von Transistorradios vermischten sich zu einem exotischbunten Klangteppich, der sich vor Mrs. Pollifax ausbreitete.
    »Wie wunderschön«, seufzte sie und setzte sich in Bewegung, um das enge Gäßchen hinaufzuschlendern. Hin und wieder blieb sie an einer der Straßenbuden stehen, um einen Blick auf die Gläser mit eingelegtem Schlangenfleisch, aufgehäuften Gingsengwurzeln oder Reiseandenken von Hongkong zu werfen. Genau wie der Taxifahrer es ihr beschrieben hatte, stieß sie nach wenigen Minuten auf die Einmündung der Dragon Alley, die - kaum breiter als eine ausgetretene Steintreppe - zu einer oberhalb gelegenen Parallelstraße führte. Ohne zu zögern, begann Mrs. Pollifax die flachen und schiefgetretenen Steinstufen emporzusteigen.
    Das Haus mit der Nummer 31 lag auf der rechten Straßenseite.
Es beherbergte einen schäbigen kleinen Laden, dessen Schaufenster blind vor Staub war. Über der Tür hing ein Schild mit der Aufschrift › FengImports ‹ - in englischen und in chinesischen Lettern. Die Ladentür war noch verschlossen, wie Mrs. Pollifax mit einem schnellen Blick aus den Augenwinkeln feststellte. Wie eine neugierige Touristin ließ sie ihre Blicke über die malerischen Fassaden wandern, und scheinbar ganz zufällig blieb sie an dem Schaufenster von FengImports hängen.
Offensichtlich unentschlossen - und wie sie hoffte gänzlich unauffällig - blieb sie stehen, um die ausgestellten Elfenbeinund Jadeschnitzereien zu betrachten.
Die Stücke waren von erlesener Qualität und schienen irgendwie gar nicht in das verstaubte Fenster zu passen. Mrs. Pollifax versuchte in das Innere des Ladens zu spähen; soweit sie jedoch feststellen konnte, war er leer. Sie trat einen Schritt zurück und entdeckte an der Innenseite der Glastür eine handgeschriebene Notiz mit den Öffnungszeiten des Ladens. Er war erst ab 10 Uhr geöffnet, Jetzt war es 9 Uhr 40.
    Mrs. Pollifax wandte sich ab und schlenderte weiter. Haus Nummer 33 war ebenfalls ein Laden - ein Laden für Plastikblumen.
    Auch er hatte noch nicht geöffnet. Haus Nummer 35 war besonders schmal und zum Teil hinter einer Steinmauer versteckt. In Nummer 37 befand sich die Werkstatt eines Schneiders, eines schmächtigen Alten, der über seine Nähmaschine gebeugt saß. Dann folgte die kahle Wand des Eckhauses der Dragon Alley, dessen Fenster und Eingang auf die oberhalb liegende Straße blickten. Auf der linken Seite der Dragon Alley lagen - von einem kleinen Elektroladen abgesehen, der billige Transistorradios feilbot - windschiefe, winzige Holzhäuschen mit Balkons und Gartentürchen, die in Hinterhöfe führten. Neben der Eingangstür eines dieser Häuser hing ein Schild mit der Aufschrift ›ZIMMER‹. Vor diesem Haus, dem Haus Nummer 40, stand eine kleine Bank, auf die sich Mrs. Pollifax sinken ließ, um auf Sheng Ti zu warten.
    Fünfzehn Minuten vor zehn Uhr kam ein junges Mädchen die Stufen der Dragon Alley emporgeeilt und strebte auf die Eingangstür von FengImports zu. Es war eine auffallend hübsche Chinesin in einem dunkelblauen BaumwollCheongsam, mit rabenschwarzem Haar und einer Haut so weiß wie Porzellan. Sie schloß die Tür auf und verschwand im Laden. »Angestellte Nummer eins«, entschied Mrs.
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