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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mehr.«
    »Du nanntest mir sogar den Namen dieses …«
    Jens brach ab, da er erkannte, daß er dabei war, einen Riesenfehler zu machen. Doch es war schon zu spät.
    »Welchen Namen, Jens?«
    »Ist ja egal. Komm, laß uns gehen, Carola.«
    Er streckte die Hand aus, um sie am Arm zu fassen.
    Sie wich einen Schritt zurück.
    »Welchen Namen?«
    Er räusperte sich.
    »Es war ja nur der Vorname.«
    »Welcher?«
    »Detlev.«
    »Den habe ich dir genannt?«
    »Ja.«
    Der Zweifel wich nicht aus Carolas Gesicht.
    »Aber Flensburger, die Detlev heißen, gibt's doch viele.«
    »Sicher, Carola, aber nur ein Architekt in Flensburg heißt Detlev.«
    Carola überlegte. Man konnte ihr ansehen, daß sie in Gedanken nachvollzog, was Jens vermutlich unternommen hatte.
    »Du hast also«, sagte sie, »in Flensburg jenen Architekten ermittelt.«
    »Ich bin hingefahren. Ja.«
    »Und?«
    »Und habe ihn im Branchenadreßbuch gefunden.«
    »Wen?«
    »Den Padenberg«, sagte Jens, fast ein bißchen stolz auf seine Findigkeit.
    Carolas Reaktion holte ihn aber rasch von seinem Podest wieder herunter.
    »Wer gab dir das Recht dazu?« fragte sie ihn kalt.
    »Wo … wozu?« stammelte er.
    »Mir nachzuspionieren.«
    »Carola, das war doch kein Nachspionieren.« Er sah sie flehentlich an. »Wir hatten alle Angst um dich, ganz besonders ich. Du weißt auch, warum.«
    »Du willst mir sagen, daß du mich … liebst?«
    »Ja, unendlich«, erwiderte Jens leise.
    »Immer noch?«
    »Immer und ewig, Carola.«
    Das klang so schön und so ehrlich, daß es Carola, ob sie wollte oder nicht, ein bißchen warm ums Herz wurde. Ein bißchen nur, aber immerhin …
    »Ach Jens«, sagte sie nach einem flüchtigen leisen Lächeln, »ich verstehe dich nicht, du hast doch am eigenen Leib erfahren, daß ich dir den anderen vorgezogen habe. An deiner Stelle wäre das ein für allemal ausschlaggebend für mich.«
    »Für mich aber nicht.«
    »Jens, du bist verrückt.«
    »Ja«, nickte er, »ich weiß, ich bin verrückt. Und es ist wohl so, daß mich das in deinen Augen erst recht erledigt.«
    »Nein, Jens«, erwiderte Carola.
    »Ich bin sogar so verrückt, daß ich dem anderen bis heute gar nicht böse sein konnte. Warum sollte er dich nicht lieben? Warum sollte dich nicht jeder lieben, der dich sieht? Das sagte ich mir, mußte ich mir sagen, aufgrund meiner eigenen Liebe … bis heute«, wiederholte er.
    Er tat dies mit einem gewissen Nachdruck, der Carola aufhorchen ließ.
    »Nur bis heute, Jens?«
    »Ja.«
    »Soll das also heißen, daß du die Nase endgültig voll hast von mir?«
    »Nein, nein, Carola, das soll heißen, daß ich neuerdings ganz anders denke. Ich hasse den Kerl. Wenn du willst, bringe ich ihn um für das, was er dir angetan hat.«
    Die Temperatur fiel wieder in Carolas Herz. Kalt wurde ihr. Was weiß der? fragte sie sich. Detlevs falsches Spiel? Meine Blamage, mehr noch: meine Schande?
    »Jens«, sagte sie, »ich möchte nicht, daß du dich in Schwierigkeiten bringst.«
    Ich wurde benützt, dachte sie, wurde benützt, in der klaren Erwartung des Augenblicks, in dem ich weggeworfen werden würde.
    »Er hat dir weh getan«, sagte Jens.
    Sie brach in Tränen aus, deren sie sich nicht erwehren konnte.
    »Ja, das hat er«, schluchzte sie.
    »Ich bringe ihn um.« Jens geriet in Fahrt. »Ich habe deinen Brief an ihn gelesen.«
    Carola erstarrte.
    »Was hast du?«
    »Deinen Brief gelesen. Er lag in seiner Hütte offen auf dem Tisch. Carola, du hast darin das Kind nicht beim Namen genannt, aber ich weiß, was er dir angetan hat.«
    »Was?«
    »Er hat dir nicht gesagt, daß er verheiratet ist, nur das kann es gewesen sein – oder?«
    Ich wurde benützt und weggeworfen, dachte sie. Es ist bekannt.
    Der Tränenfluß stockte.
    »Woher weißt du das, Jens?«
    Sicher von seiner Frau – wie ich – dachte sie. Er war ja in Flensburg. Oder hat er sie hier getroffen?
    »Von deinem Vater«, sagte er.
    Das Herz drohte ihr stehenzubleiben.
    »Von …«
    »Wir haben miteinander telefoniert.«
    »Wann?«
    »Vor wenigen Stunden. Er wollte von mir erfahren, wo du bist, damit er herkommen könnte.«
    »Herkommen?«
    »Ich habe es ihm aber nicht verraten. Er will nämlich den Padenberg erschießen, weißt du, sagte er, und dazu brauche ich ihn nicht, dachte ich und legte auf.«
    Carola sagte nichts mehr. Ihr Entschluß, in den Wellen Vergessen zu suchen, der vorübergehend ins Wanken geraten war, stand nun wieder fest. Sie wollte nicht mehr leben. Detlevs Verhalten, ihr Schmerz,
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