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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter
Autoren: Heinz G. Konsalik
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du bist großartig, ich verdiene dich nicht. Du bist hier, Carola ist weg, du hast offenbar gesiegt. Was hat sie denn gesagt?«
    Ehe Yvonne antworten konnte, fragte er sie noch: »Weißt du überhaupt, daß sie Carola heißt?«
    »Carola Burghardt, ja.«
    »Hat sie sich dir vorgestellt?«
    »Nein, das wußte ich schon vorher.«
    »Von wem?«
    »Ihr Vater war bei mir.«
    »Ihr Vater? Bei dir?«
    »Das scheint dich genauso zu überraschen wie Carola.«
    »Natürlich. Was wollte er? Wie kam er überhaupt zu dir?«
    »Detlev«, sagte Yvonne, »du siehst, ich habe dir noch manches zu erzählen. Du mir aber auch, ich glaube sogar, noch viel, viel mehr. Ich schlage vor, wir überstürzen nichts. Es muß sich noch einiges setzen in jedem von uns, meinst du nicht auch?«
    Er seufzte.
    »Yvonne, ich kann dir nur sagen, daß ich dieses Abenteuer nicht gesucht habe. Nein«, unterbrach er sich, »Abenteuer ist nicht der richtige Ausdruck, es war mehr, ich gebe das zu.«
    »Dein Kaffee ist sicher schon kalt, Detlev. Du hast ihn noch nicht angerührt. Auch die Plätzchen nicht.«
    »Ich habe in Jevenstedt gefrühstückt, danke.«
    »Wie lange dauern die Arbeiten hier noch?«
    »Einige Wochen. Auf den Tag genau kann man das nicht sagen.«
    »Ich überlege, ob ich diese Zeit hier bei dir bleiben soll.«
    »Yvonne, du bist nicht bei Trost, sieh dich um, diese Primitivität hier …«
    »Weißt du, was ich mir noch überlegt habe?«
    »Was?«
    »Schikurse mitzumachen. Gibt's da so eine Art Fernunterricht, den man vorab absolvieren kann?«
    »Yvonne«, meinte er lachend.
    »Und da auch diese Stricke noch reißen könnten, mußt du mir zusätzlich eines versprechen …«
    »Was?«
    »Daß du dieser modernen Unsitte der Männer, keinen Ehering zu tragen, abschwörst.«
    »Einverstanden«, sagte er. »Aber ich weiß gar nicht mehr, wo der meine zu Hause liegt.«
    Yvonne lächelte und griff in ihre Handtasche.
    »Ich habe ihn dir mitgebracht.«
    Er steckte sich den Ring an, beziehungsweise wollte es tun, denn der Versuch schlug fehl.
    »Zu klein«, sagte er grinsend. »Er muß eingegangen sein.«
    »Oder du bist auseinandergegangen.«
    »Ich zu fett?!« protestierte er. »Sag das nicht noch einmal. Sieh mich an.«
    Er strich sich mit der Hand über den Bauch, der wirklich keiner war.
    »Den Ring«, erklärte sie lachend, »werden wir weiten lassen. Gib ihn her.«
    »Kauf doch einen neuen.«
    »Unter keinen Umständen. Das sähe dir ähnlich, du Banause. Was hätte denn ein solches Stück mit unserer Trauung zu tun? Ihr Männer seid doch schrecklich. Du brächtest es glatt fertig und …«
    Die Tür wurde aufgestoßen, und die alte Witwe Fringold stolperte in ramponiertem Zustand herein. Abgesehen von den Spuren des draußen herrschenden Unwetters, die sich an ihr zeigten, schien sie sich auch seelisch in einer schlimmen Verfassung zu befinden. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Lippen zitterten, sie war blaß. Sie sah nur Padenberg an, die Frau auf der anderen Seite des Tisches beachtete sie nicht. Sie brachte einen Brief zum Vorschein und streckte ihn Padenberg hin.
    »Hier«, sagte sie mit einer Stimme, die ihr kaum mehr gehorchen wollte.
    Gegrüßt hatte sie nicht, auch nicht angeklopft. Sie schien derart außer Rand und Band zu sein, daß sie beides vergessen hatte.
    »Was ist das?« fragte Padenberg.
    »Vom Fräulein … an Sie.«
    Detlev betrachtete den Umschlag, drehte ihn um. Eine Anschrift war nicht zu entdecken.
    »Wieso an mich?« fragte er. »Ist das sicher?«
    Die Witwe nickte heftig.
    »Sie hat es mir zugerufen«, sagte sie dabei.
    »Zugerufen?«
    »Ehe sie davonlief.«
    »Wohin?«
    »Ich glaube … zum Deich.«
    Es war nicht leicht, die alte, völlig konsternierte Frau dazu zu bringen, im Zusammenhang zu berichten. Nach einiger Zeit stand jedoch fest, daß Carola am Vormittag weinend bei der Fringold aufgetaucht war und sich in ihr Zimmerchen zurückgezogen hatte. Zu ihr vorzudringen war unmöglich gewesen, da sie die Tür abgeschlossen hatte. Nach stundenlangem Weinen, zu vernehmen durch die Tür, war es endlich still geworden. Wahrscheinlich hatte sie in der Zeit den Brief geschrieben. Und dann war das Ende gekommen. Carola hatte plötzlich die Tür aufgerissen und war herausgetreten, leichenblaß, mit dem Brief in der Hand. »Für Herrn Padenberg«, hatte sie gesagt und den Brief auf den Tisch gelegt. Dann war sie plötzlich aus der Hütte gestürzt. Niemand hatte sie aufhalten können, auch Per nicht.
    Der Junge
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