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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition)
Autoren: Atze Schröder
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auch so abgehen würde. Wir saßen locker zusammen: David Garrett fiedelte ein wenig Zigeunerjazz auf seiner Straddi, und der gute Tom Hanks kloppte einen Gag nach dem anderen raus. Stimmung, Spaß und gute Laune. Als die Eurovisionsmelodie aus der Halle erklang, hatten wir schon fast vergessen, warum wir überhaupt da waren.
    Markus eröffnete zusammen mit Robbie Williams die Show. Die Bremer im Saal standen vor Begeisterung kopf. Das fing ja gut an! Ich hatte als Assistent von Markus Lanz ordentlich Spaß, plante aber eine kleine Aktion auf eigene Rechnung: In der Tasche meines rosafarbenen Cindy-Kostüms hatte ich die alte Katzenmütze von Katis Mutter versteckt, die sie 25 Jahre lang im Essener Karneval trug. Als ich meinen Jungs den Männerabend abgesagt hatte, trugen sie mir nämlich zur Wiedergutmachung diese Spezialaufgabe auf: «Wetten, du schaffst es nicht, ‹Forrest Gump› in der Sendung das olle Dingen auf die Birne zu setzen?»
    Ich hatte zwar noch keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte, aber irgendwas würde mir schon einfallen. Die Chance bot sich schneller, als ich dachte. Während Markus in der ominösen «Lanz-Challenge» gegen einen Saalkandidaten sackhüpfen musste, setzte ich die männlichen Wettpaten als Begrenzungspfähle ein und stülpte Tom Hanks kurzerhand die bescheuerte Katzenmütze über. Er selbst fand das lustig und machte einige müde Katzenwitze. Auch Halle Berry kicherte und war bestens gelaunt. Von meinen Wunschgedanken und Phantasien befeuert, nahm ich mir fest vor, ihr im weiteren Verlauf der Nacht noch eine ganz besondere Überraschung zu präsentieren.
    Mein Plan war ebenso perfide, wie er perfekt war. Ich hatte in all den Jahren auf Tournee und den damit verbundenen Aufenthalten in diversen Luxushotels von einem ausgebufften Concierge den Trick zur Öffnung aller elektronisch gesteuerten Türschließsysteme bekommen. Man benötigte dazu die Magnetkarte des jeweiligen Hotels, ein iPhone und natürlich eine ganze Menge technischen Sachverstand.
    Auf dem iPhone drückt man im Nummernwahlblock eine achtstellige Zahlenkombination. Dann schaltet man das Gerät auf Bluetooth-Modus und überträgt den Code durch einen unterdrückten Anruf auf die Zimmerkarte. Wichtig ist dabei, das Handy vorher auf «Nicht stören» und «Mobile Daten aus» einzustellen, weil sonst eingehende Anrufe oder SMS sowie E-Mails die verlustfreie Übertragung des Crackcodes verhindern. Im Prinzip kinderleicht, wenn man den achtstelligen Code kennt. Ich kannte ihn, und ich war fest entschlossen, ihn zu benutzen.

    Es funktionierte reibungslos, wie immer. Und so lag ich nur mit einem meiner besten und formschönsten Leopardenslips bekleidet in Halle Berrys kuscheligem Kingsizebett. Die Aftershowparty hatte ich mir gespart, und jetzt warteten mein treuer Gefährte und ich in freudiger Erwartung auf die Ankunft der schokoladenfarbenen Schönheit. Ich konnte schon spüren, wie sie sich mit allen Fasern ihres herrlichen Körpers nach mir sehnte. Keine Frage – hier würden sich zwei Erwachsene auf Augenhöhe begegnen.
    Ich betete im Geiste das Kamasutra noch mal rückwärts her und schlief selig dabei ein. Eine eiskalte Hand an einer sehr empfindlichen Stelle weckte mich auf. «Surprise, surprise», hörte ich eine rauchige Stimme murmeln. Von da an ging es wirklich über Stock und Stein. Rustikal, robust und durchaus deftig. Gut, dass es so dunkel war, sonst wäre ich noch rot geworden.
    Als ihr Furor vergangen war und sie von mir abließ, seufzte sie tief und mit eindeutigem Mainzer Dialekt in mein Ohr: «Woher wusstest du, dass das mein Zimmer ist? Das war nämlich vorher das Zimmer von Halle Berry, aber die ist ja gleich nach Berlin weitergefahren. So, mein Spätzchen – jetzt rauch ich schnell eine, und dann scheucht Mutti dich noch mal so richtig durch den Parcours.»
    Ich weiß nicht, wie lange sie noch an mir rumgemacht hat. Irgendwann verlor ich während der Tortur das Bewusstsein. Aber so ist das eben mit dem ZDF: Mit dem Zweiten sieht man besser! Aber nur, wenn das Licht an ist.

[zur Inhaltsübersicht]
    Über Atze Schröder / und Till Hoheneder
    Atze Schröder ist einer der bekanntesten und beliebtesten deutschen Comedians. Er wurde 1965 im Essener Stadtteil Kray geboren und wuchs in einem Frauenhaushalt auf, was ihn zeitlebens prägte. Sein Durchbruch gelang ihm mit der beliebten Comedy-Serie «Alles Atze». Mit seinen Soloprogrammen festigte er seinen Ruf als einer der besten Live-Comedians
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