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Und am Ende siegt die Liebe

Titel: Und am Ende siegt die Liebe
Autoren: Jude Deveraux
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sein?«
    »Laßt sie gehen! Sie wird schon wiederkommen!« schnaubte Jonathan. »Laßt sie einen Geschmack von der Welt bekommen, dann kommt sie bestimmt wieder zurück.«
    Regan verließ rasch der Mut, als sie den Haß in den Augen ihres Onkels und die Verachtung auf Farrells Gesicht sah. Ehe sie anderen Sinnes werden konnte, ehe sie vor Farrell auf die Knie fallen würde, drehte sie sich um und floh aus dem Haus.
    Es war dunkel draußen, und der Wind vom Meer strich durch die Bäume. Als sie auf der Vortreppe stehenblieb, reckte sie das Kinn hoch. Sie würde es schaffen, egal, was es sie kosten würde; sie würde ihnen zeigen, daß sie keine nutzlose Person war, wie die beiden zu glauben schienen. Die Steine waren kalt unter ihren Füßen, als sie sich vom Haus entfernte. Sie vergaß, daß sie nur mit einem Nachthemd bekleidet war. Eines Tages, dachte sie, werde ich mit einem Seidenkleid und mit prächtigen Federn im Haar zurückkommen. Farrell würde vor ihr auf die Knie sinken und erklären, daß sie die schönste Frau der Welt sei. Natürlich würde sie dann durch die Partys, die sie gab, berühmt werden. Man würde sie wegen ihres Witzes, ihrer Intelligenz und nicht zuletzt wegen ihrer außergewöhnlichen Schönheit feiern.
    Die Kälte schnitt ihr so heftig in die Haut, daß sie darüber ihre Träume vergaß. Sie hielt am eisernen Gartenzaun an und begann, ihre Arme zu reiben. Wo war sie eigentlich? Farrells Worte fielen ihr ein, daß sie wie eine Gefangene behandelt worden war, und das war die Wahrheit. Seit ihrem zweiten Lebensjahr hatte sie Weston Manor nur selten verlassen. Dienstmädchen und verschüchterte Gouvernanten waren ihre einzige Gesellschaft gewesen, der Garten die einzige Stätte ihrer Zerstreuung. Obwohl sie allein war, hatte sie sich selten einsam gefühlt. Dieses Gefühl erwachte erst, als sie Farrell kennenlernte.
    Sie lehnte sich gegen den eisernen Zaun und verbarg das Gesicht in den Händen. Wen wollte sie eigentlich zum Narren halten? Was vermochte sie allein in der Nacht, nur mit einem Nachthemd bekleidet, auszurichten?
    Sie hob den Kopf, als sie Schritte auf sich zukommen hörte. Ein strahlendes Lächeln erhellte ihre Züge: Farrell war ihr nachgeeilt. Als sie sich vom Zaun wegdrehte, verfing sich ein Ärmel in den eisernen Spitzen, und der Stoff zerriß an der Schulter. Sie achtete nicht auf den Schaden und begann der Gestalt entgegenzulaufen.
    »Hallo, Mädchen«, sagte ein schäbig gekleideter junger
    Mann. »Du heißt mich willkommen, schon fertig angezogen fürs Bett?«
    Regan wich vor ihm zurück und stolperte über den Saum ihres langen Nachthemdes.
    »Du brauchst doch vor Charlie keine Angst zu haben«, sagte der Mann. »Ich will nichts von dir, wenn du es nicht ebenfalls willst.«
    Regan begann zu laufen. Das Herz pochte ihr wild in der Brust, ihr Ärmel riß bei jeder Bewegung weiter auf. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie lief. Sie stürzte, und keiner hielt sie auf. Dann kam sie wieder hoch.
    Stunden schienen vergangen, ehe sie in eine Gasse schlüpfte und sich ihr Herz soweit beruhigte, daß sie die Schritte des Mannes hören konnte. Als dann alles in ihrer Nähe ruhig zu sein schien, lehnte sie den Kopf gegen die feuchte Ziegelmauer und atmete den salzigen Geruch von Fischen und Meerwasser ein. Sie konnte Gelächter hören, das rechts von ihr auszumachen war. Eine Tür fiel ins Schloß, Metall klapperte, und der Schrei einer Seemöwe erklang.
    Als sie auf ihr Nachthemd hinuntersah, bemerkte sie, daß es zerrissen und schmutzig war; sie hatte auch Schmutz in den Haaren, und, wie sie vermutete, auf den Wangen. Sie versuchte, nicht daran zu denken, wie sie aussah, sie wollte nur ihre Angst vergessen. Sie mußte fort von diesem gräßlichen Ort und vor dem Morgengrauen eine Unterkunft finden, eine Stätte, wo sie sich ausruhen konnte.
    So gut es ging, ordnete sie ihr Haar, zog den zerrissenen Stoff ihres Nachthemds zusammen, verließ die Gasse und ging in die Richtung, aus der sie das Lachen gehört hatte. Vielleicht würde sie dort die Hilfe finden, die sie so dringend brauchte.
    Binnen Sekunden versuchte ein Mann, sie beim Arm zu packen. Als sie sich von ihm loß riß, griffen zwei andere Männer nach ihrem Nachthemd; der Stoff zerriß abermals an drei Stellen.
    »Nein«, flüsterte sie, während sie vor den Männern zurückwich. Der Gestank nach Fischen wurde stärker, und die Dunkelheit war so schwer wie ein Tuch. Wieder fing sie an zu laufen, die Männer dicht auf ihren
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