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Und am Ende siegt die Liebe

Titel: Und am Ende siegt die Liebe
Autoren: Jude Deveraux
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spiegelte sich in diesen Augen wider. Regan wirkte wie ein Kin d in ihrem hochgeschlossenen Musselinkleid; doch sie war für ihn nicht mehr und nicht weniger reizvoll als ein junger Hund, der ihn um Zuneigung anbettelte.
    Er entfernte sich ein paar Schritte von ihr, ehe er fragte: »Ist alles für die Hochzeit vorbereitet?«
    »Onkel Jonathan hat alles erledigt.«
    »Natürlich — das war zu erwarten«, sagte Farrell mehr zu sich. »Dann werde ich nächste Woche zur Trauung hierherkommen.«
    »Nächste Woche!« Regan sprang auf. »Nicht eher? Aber Farrell... wir . . . ich . . .«
    Er ging nicht auf ihren Ausbruch ein und bot ihr nun wieder den Arm. »Ich glaube, wir sollten jetzt ins Haus zurückkehren, und vielleicht solltet Ihr auch noch einmal über Euren Entschluß, mich zu heiraten, nachdenken, wenn Euch alles, was ich tue, so mißfällt.«
    Ein Blick von Farrell erstickte ihren Widerspruch. Sie sagte sich abermals, daß sie sich auf ihre Manieren besinnen und still sein müsse —, daß sie ihrem Geliebten keinen Anlaß geben durfte, sie in irgendeiner Weise zu kritisieren.
    Als sie wieder im Speisezimmer waren, schickten Farrell und ihr Onkel sie hinauf in ihr Schlafgemach. Sie wagte nicht, zu widersprechen; sie fürchtete, daß Farrell noch einmal vorschlagen würde, die Hochzeit abzusagen.
    In ihrem Schlafzimmer konnte sie ihren aufgestauten Gefühlen freien Lauf lassen. »Ist er nicht wundervoll, Leslie?« sprudelte es aus ihr heraus, während ihre Zofe sich um sie bemühte. »Hast du schon einmal so einen Brokat gesehen, wie er ihn trägt? Nur ein echter Gentleman kann sich so einen Stoff leisten. Und seine Manieren! Er macht alles korrekt, alles perfekt. Oh, wie sehr wünschte ich mir, daß ich sein könnte, wie er! Immer meiner so sicher.«
    Leslies grobes, häßliches Gesicht verzog sich. »Mir scheint, daß ein Mann schon mehr zeigen sollte als nur gute Manieren«, sagte sie in ihrem breiten Akzent. »Nun steht still und schlüpft aus dem Kleid! Es ist höchste Zeit, daß Ihr ins Bett kommt.«
    Regan tat, was ihre Zofe ihr sagte; sie gehorchte immer. Eines Tages, überlegte sie, würde sie eine bedeutende Persönlichkeit sein. Sie hatte Geld von ihrem Vater geerbt, und sie würde den Mann zum Gatten haben, den sie liebte. Gemeinsam würden sie einen prächtigen Haushalt in London führen, elegante Partys geben und auch ein Haus auf dem Lande haben, wo sie mit ihrem perfekten Ehemann allein sein konnte.
    »Hört auf, zu träumen«, sagte Leslie grob, »und steigt ins Bett! Eines Tages werdet Ihr aufwachen, Regan Weston, und feststellen, daß die Welt nicht nur aus kandierten Feigen und seidenem Brokat besteht.«
    »Oh, Leslie«, erwiderte Regan und lachte. »Ich bin nicht so töricht, wie du glaubst. Ich hatte genug Verstand, um Farrell zu ergattern, nicht wahr? Welches andere Mädchen hätte das wohl fertiggebracht?«
    »Vielleicht ein, die auch Geld von ihrem Vater geerbt hat«, murmelte Leslie, während sie die Decke um den schlanken Körper ihres Schützlings feststopfte. »Nun schließt die Augen und hebt Euch das Träumen für die Nacht auf.«
    Gehorsam drückte Regan die Lider zu, bis Leslie wieder aus dem Zimmer war. Das Geld ihres Vaters! Diese Worte hallten in ihr wider. Natürlich irrte sich Leslie, überlegte sie. Farrell liebte sie ihretwegen, weil...
    Als ihr kein einziger Grund einfallen wollte, den Farrell bei seinem Beschluß, sie zu heiraten, aufgezählt hatte, setzte sie sich im Bett auf. An jedem Vollmondabend, als er ihr den Antrag machte, hatte er sie auf die Stirn geküßt und von seinem Landsitz gesprochen, der seit Generationen im Besitz seiner Familie war.
    Regan schlug ihre Decke auf, ging zum Spiegel und betrachtete sich im Mondlicht. Ihre weit auseinanderstehenden blaugrünen Augen sahen aus, als gehörten sie einem Kind statt einer jungen Frau, und ihre schlanke Figur war unter einem weiten Nachthemd versteckt.
    Was konnte Farrell wohl in ihr sehen? überlegte sie. Wie konnte er ahnen, daß sie neben ihrer Anmut auch Scharfsinn besaß, wenn sie wie ein Kind aussah? Sie versuchte, verführerisch zu lächeln und zog ihr Nachtgewand so zurecht, daß eine Schulter freiblieb. Wenn Farrell sie so sehen würde, dächte er gewiß anders über sie. Sie kicherte leise, als sie an Farrells mögliche Reaktion denken mußte.
    Rasch blickte sie dort hinüber, wo Leslie in dem kleinen, angrenzenden Ankleidezimmer schlief, und überlegte, daß es ihr nichts ausmachte, sich den Unmut des
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