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Unbescholten: Thriller (German Edition)

Unbescholten: Thriller (German Edition)

Titel: Unbescholten: Thriller (German Edition)
Autoren: Alexander Söderberg
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Hand. Ihr Herz schlug schneller. Sie bewegten sich nicht, als wären sie zwei schüchterne Jugendliche, die einander zum ersten Mal berührten und sich nicht trauten, sich dabei anzusehen. Schließlich machte Sophie sich los und ging zur Tür.
    »Brauchen Sie noch etwas?«, fragte sie. Ihre Stimme war belegt, als wäre sie eben erst aufgewacht. Hector betrachtete sie und schüttelte den Kopf.
    Sophie trat auf den Flur hinaus. Er war nicht ihr Typ, sagte sie sich. Aber wer war das schon? Sie hatte im Lauf der Jahre viele verschiedene Typen gehabt. Sie redete sich ein, dass es nicht um physische Anziehung ginge, dass er nur jemand wäre, dem sie nah sein wollte. Vielleicht könnte er ihr Liebhaber sein, nicht aber ihr Ehemann oder Freund. Und trotzdem schien er eine wunderbare Mischung all dessen.
    Den Rest des Tages hatte Sophie in der Notaufnahme zu tun. Als sie am Nachmittag auf die Station zurückkam, war Hector mitsamt seinen Sachen verschwunden.
    ––––––––
    Der Abend war verlaufen, wie Jens es vorausgesehen hatte. Nachdem sie ein paar Minuten mit den einheimischen Huren absolviert hatten, begannen die Russen mit Schießübungen. Sie schossen unkontrolliert mit den automatischen Waffen, bis Jens Vitali ins Gesicht schlug, um dem Treiben ein Ende zu machen.
    Am nächsten Morgen gingen sie noch einmal die Details durch. Lieferdatum, Logistik und Bezahlung. Dann verabschiedete sich Jens, und die Sache war für ihn erledigt.
    Ein Einheimischer nahm ihn mit zurück nach Ciudad del Este. Die Fahrt dauerte zwei Stunden. Der Fahrer war schweigsam, und das Radio dröhnte in voller Lautstärke, wie immer in diesem Land, dachte Jens. Der Empfang war schlecht, auch das war hier normal. Ein scharfer Diskant jaulte aus den beiden Lautsprechern in den Türen. Aber Jens hatte sich daran gewöhnt. Und so hatte er genügend Zeit, seine Planung noch einmal zu durchdenken. Es war nicht perfekt, aber es würde gut gehen – so war es meistens, und es war schon immer gut gegangen.
    Jens lehnte selten etwas ab, und man konnte meinen, dass diese Einstellung seinem Gesicht anzusehen war: Eine ungebrochene Neugier blitzte in seinen Augen.
    Die Maschinenpistolen, die die Russen von ihm gekauft hatten, sollten per Lastwagen von Ciudad del Este ostwärts in die brasilianische Hafenstadt Paranaguá transportiert werden, um dann mit einem Schiff nach Rotterdam zu gelangen. Von dort würden die Waffen mit dem Auto nach Warschau gebracht werden, und damit war Jens’ Auftrag erfüllt.
    Dieser Auftrag hatte sich vor zwei Monaten ergeben. Risto hatte ihn aus Moskau angerufen und gesagt, er habe eine Anfrage nach MP7ern und noch effektiveren Waffen.
    »Wie viele?«
    »Jeweils zehn Stück.«
    »Das ist nicht viel.«
    »Nein, aber es ist ein Kunde mit Ambitionen. Er wird deine Hilfe noch öfter in Anspruch nehmen. Sieh es als Investition in die Zukunft.«
    Ein kleiner Auftrag also, der sich leicht erledigen ließ.
    »Okay, ich höre mich um und gebe dir Bescheid.«
    Jens kontaktierte seinen Makler. Auf dessen Homepage konnte man sich über Modellflugzeuge informieren. Um den Kontakt zu ihm herzustellen, musste man ein Losungswort im Forum der Seite eingeben. Es war noch nie vorgekommen, dass der Makler abgelehnt hatte oder Jens’ Wünschen nicht nachgekommen war. Der Makler vermittelte ihm einen unbekannten Verkäufer. Es war eine sichere Sache: Niemand konnte irgendjemanden verpfeifen. Jens bestellte MP7er und Steyr AUG. Und wie immer hatte der Makler eine Lösung parat. Jens bekam die volle Anzahl der österreichischen Waffen, dazu acht MP7er und zwei MP5er. Das würde gehen.
    Risto hatte ihn gebeten, nach Prag zu fahren, um seine Kunden zu treffen.
    »Wozu?«, fragte Jens.
    »Keine Ahnung. Sie bestehen darauf«, antwortete Risto.
    Das Treffen in Prag hatte sich als belanglos herausgestellt. Sie wollten einfach sehen, mit wem sie es zu tun hatten.
    Auch dort benahmen sich Dmitri, Goscha und Vitali schon, als befänden sie sich immer noch in einer Art bösartiger Pubertät. Sie tranken Wodka auf Jens’ Hotelzimmer. Vitali nahm den Badezimmerspiegel ab, legte ihn auf den Couchtisch und zog mehrere dicke Lines mit einer abgenutzten Diners Card. Dann kamen die Huren, ein paar junge Frauen aus der ehemaligen Sowjetunion, die sichtlich unter Drogen standen. Dmitri lud zum Essen ein. Er bestellte Champagner für alle und lieferte sich einen Hummerkrieg mit Goscha.
    Als Jens zurück in seiner Wohnung in Stockholm war, erhielt er eine
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