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Unbescholten: Thriller (German Edition)

Unbescholten: Thriller (German Edition)

Titel: Unbescholten: Thriller (German Edition)
Autoren: Alexander Söderberg
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warf sich die Tabletten in den Mund, nahm ihr das Wasserglas ab und trank. Dabei konzentrierte er sich die ganze Zeit auf sein Buch.
    »Immer wieder gut«, sagte er leise und blickte auf. »Sie tragen heute andere Ohrringe, Sophie.«
    Sie griff unwillkürlich an ihr Ohr.
    »Ja?«, sagte sie.
    »Ganz sicher. Und sie stehen Ihnen gut.«
    Sie ging zur Tür.
    »Könnte ich etwas Saft bekommen? Ginge das?«, fragte er.
    »Ja, natürlich«, antwortete Sophie und öffnete die Tür.
    Ein Mann kam ihr entgegen, der sich bei seinem letzten Besuch als ein Cousin vorgestellt hatte. Er sah Hector aber keineswegs ähnlich. Er war groß und schlank, hatte schwarzes Haar, wache, eisblaue Augen, die alles zu registrieren schienen. Er nickte Sophie zu. Dann sagte er auf Spanisch etwas zu Hector, Hector antwortete und lachte.
    Auf dem Flur saß Gunilla Strandberg mit einem Blumenstrauß in der Hand und sah, wie die Krankenschwester aus Hector Guzmans Zimmer kam. Gunilla betrachtete sie. War das Freude, die sie in ihren Augen sah? Die Frau ging an ihr vorüber. An ihrer linken Brusttasche hing ihr Namensschild, Sophie .
    Gunilla schaute Sophie hinterher. Sie bewegte sich leicht, als würden ihre Füße die Erde nur streifen, sehr elegant und weiblich.
    Gunilla schaute wieder zu Zimmer Nummer elf, in dem Hector Guzman lag. Sie spürte, dass ihn etwas umgab. Eine Energie, etwas Besonderes, das nicht zu greifen war und von dem Sophie einen Hauch aus dem Zimmer mitgenommen hatte.
    Gunilla erhob sich, ging den Flur entlang und schaute in das leere Schwesternzimmer. An der Wand hing der Dienstplan dieser Woche. Sie blickte sich im Flur um, trat dann ein und ging zu der Liste.
    Helena …
    Roger …
    Anne …
    Carro …
    Nicke …
    Sophie …  Sophie Brinkmann .
    Sie stellte den Blumenstrauß in eine leere Vase auf einem Rollwagen und verließ die Abteilung. Im Aufzug nahm sie ihr Handy heraus, rief im Büro an und bat um die Adresse einer Sophie Brinkmann.
    Statt zurück zur Polizeistation in der Brahegatan fuhr sie nach Stocksund, in das Wohngebiet auf der anderen Seite der Autobahn. Vor einem kleinen gelben Holzhaus mit weißen Giebeln hielt sie an.
    Sie blieb noch einen Moment im Auto sitzen. Es war eine ruhige Gegend. In den Bäumen hing dichtes Laub, und die Birken standen kurz vor der Blüte. Gunilla stieg aus, der Geruch eines Faulbaums wehte ihr entgegen. Sie sah sich um, betrachtete erst die Nachbarhäuser, dann das von Sophie Brinkmann. Es war schön, kleiner als die anderen und, wie ihr schien, weniger gepflegt. Nein, es war nicht unordentlich. Eher fühlte sich der Anblick der Nachbarhäuser verkehrt an. Dort herrschte ein Perfektionismus, eine traurige, unbeseelte Ordnung. Sophies Haus dagegen wirkte lebendig. Die Fassade war nicht frisch gestrichen, das Gras nicht frisch gemäht, die Fenster nicht gerade sauber …
    Gunilla ging durch die Gartenpforte und über den Kiesweg zum Eingang. Sie schaute durch das Küchenfenster. Sie sah einen Wasserhahn aus Messing, einen Herd mit gusseisernen Türen und eine Arbeitsplatte aus altem Eichenholz. Gunilla trat zurück und blickte an der Fassade hoch. Hinter einem Fenster im oberen Geschoss stand ein schöner Strauß.
    Im Auto auf dem Weg zurück in die Stadt dachte sie darüber nach, wie Hector Guzman an eine solche Person kam und in welchem Verhältnis sie zu ihm stand.

Leszek Smialy fühlte sich wie ein herrenloser Hund: Wenn er nicht in der Nähe seines Herrchens war, wurde er unruhig. Doch Adalberto Guzman hatte ihm befohlen zu reisen. Also hatte sich Leszek in ein Flugzeug gesetzt und war wenige Stunden später in München gelandet.
    In den letzten zehn Jahren war er kaum von Guzmans Seite gewichen, mit Ausnahme der einen Woche Urlaub, zu der er alle drei Monate verpflichtet war. Sein Lebensrhythmus folgte diesen Dreimonatsschichten. Wenn er Urlaub hatte, nahm er sich ein Hotelzimmer und betrank sich von früh bis spät. Wenn er nicht zu betrunken war oder schlief, sah er fern. Er wartete darauf, dass die Woche vorüber war und er wieder arbeiten konnte. Leszek begriff nicht, warum Adalberto auf diesen Zwangsurlauben beharrte.
    Leszek saß hinter dem Lenkrad eines Ford Focus in der Villengegend Grünwald außerhalb von München. Überall standen große Häuser mit eingezäunten Gärten, aber weit und breit war kein Mensch zu sehen.
    Adalberto Guzman hatte Leszek Fotos von Christian Hanke gegeben, einem fünfundzwanzigjährigen, gepflegt aussehenden jungen Mann mit kurzem
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