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Um Mitternacht am schwarzen Fluß

Um Mitternacht am schwarzen Fluß

Titel: Um Mitternacht am schwarzen Fluß
Autoren: Stefan Wolf
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große Menge dazugehöriger Munition. Der Polizei-Chef in Genua
hat sich die Haare gerauft. Man nimmt an, daß da irgendwas im Gange ist. Denn
ein Waffenliebhaber mit privaten Interessen klaut nicht 500 Meuchelpuffer.“
    Mich boxt ein Waldkauz! dachte Tim. Das
ist nicht nur ein Hammer — das ist ein ganzer Werkzeugkasten!
    Er tauschte Blicke mit seinen Freunden.
    Triumpf in allen Mienen.
    „500 Faustfeuerwaffen“, meinte Tim
nachdenklich. „Wer die hat, könnte was damit anstellen?“
    „Wenn er Waffenhändler ist“, sagte
Müller-Deh, „könnte er sie verkaufen.“
    „Lohnt sich das?“
    „Allemal.“
    „Aber es ist verboten?“
    „Strengstens.“
    „Vielen Dank für die Auskunft.“ Tim
stand auf.
    Seine Freunde schnellten hoch.
    „Leute!“ sagte Müller-Deh, „wenn ihr da
auf irgendwas gestoßen seid — sagt es mir oder der Polizei. Aber haltet euch
raus. So was ist lebensgefährlich. Kriminelle, die mit Waffen handeln, gehen
auch über Leichen.“
    Tim lächelte. „Uns war ja nur an dem
Foto gelegen. Aber vielleicht hören Sie von uns. Tschüs.“
    Als sie auf der Straße waren, setzte
sich die Überraschung in Wortschwall um.
    Alle redeten durcheinander.
    Dann übertönte Tim seine Freunde: „Ruhe!
Die Passanten hören schon mit. Kommt erst mal in die Ecke.“
    Hinter einem Mauervorsprung hatten sie
ihre Drahtesel aneinander gekettet. Mithören konnte hier niemand.
    „Darf ich mal anfangen“, sagte Tim: „Ich
finde, die Puzzle-Stückchen passen prima zusammen. Werdy und Riscanto kommen
aus Genua. Sie hatten zwar Käse im Laster. Aber in dem Riesen-Brummi kann man
acht Waffenkisten leicht verstecken. Ich wette, sie haben sie mitgebracht. Das
erklärt auch, weshalb sie unerlaubterweise durch den Naturpark gefahren sind.
Sie wollten zu Muhson, zum Seehotel, oder wenigstens in die Nähe. Um irgendwo
dort die Kisten zu verstecken. Das haben sie auch getan. Werdy, Riscanto und
Muhson gehören zusammen. Sicherlich ist Muhson der Boss. Als solcher hat ersieh
auch gleich je eine der Waffen genommen. Bestimmt nicht zum persönlichen
Gebrauch. Aber vielleicht, um sie einem Käufer zu zeigen.“
    „Das ist es“, sagte Karl. „So und nicht
anders.“

    Gaby nickte eifrig.
    Klößchen staunte noch.
    Tim überlegte. „Ich frage mich, wie
Tanjas Verschwinden in den Zusammenhang paßt?“
    „Deine Theorie“, sagte Karl, „stimmt
immer noch. Aber der Grund für Werdy und Riscanto, sich Tanja zu kaschen, hat
jetzt mehr Gewicht. Sie fürchten die Polizei so sehr, daß sie auf keinen Fall
eine Vernehmung wegen der Unfallflucht riskieren wollen. Weil sie nicht
glaubwürdig begründen können, weshalb sie mit dem Brummi im Naturpark
rumgebrettert sind.“
    „Guter Gedanke“, meinte Tim. „Und
damit, Freunde, drängt die Zeit noch mehr. Werdy und Riscanto verstecken sich
irgendwo. Sie haben Tanja. Wie gehen wir vor? Gehen wir gleich auf Muhson los?
Ich glaube, der wird leugnen bis zum letzten Blutstropfen. Er hat zuviel zu
verlieren. Und wir wissen nicht, ob sich die beiden Waffen noch im Porsche
befinden. Vielleicht hat er sie woanders versteckt, weil ihm sein geliebtes
Auto zu wichtig ist. Dann hätten wir keinen Beweis. Nur auf Jans Aussage könnte
wir uns stützen. Aber der müßte zugeben, daß er den Porsche geklaut hat.
Zusammenfassend meine ich, daß wir uns auf Muhson erst stürzen, wenn wir mit
Gnazow eine Niete ziehen. Erst fragen wir den, wo Werdy jetzt steckt.“
    „Ist sicherlich besser“, nickte Karl. „Aber
wir sollten Jan verständigen, damit er Muhson im Auge behält.“
    Sie gingen wieder in die Milchbar,
riefen im Seehotel an und informierten Jan.
    Der kam aus dem Staunen nicht raus.
    „Aber vorläufig“, schärfte ihm Tim ein,
„kein Wort zu irgendwem. Wenn die Halunken Lunte riechen, könnten sie Tanja als
Geisel benutzen. Fingerspitzengefühl ist jetzt angesagt - bei unserem weiteren
Vorgehen. Deshalb rücken wir erst mal Gnazow auf die Bude. Und den mische ich
auf grün und blau, wenn er nicht sagt, was er weiß.“
    „Aber mach’s mit Fingerspitzengefühl“,
sagte Jan.
    „Das sowieso.“
    Tim legte auf.
    Hilleberger Straße — das war auf der
anderen Seite der Stadt.
    Eine lange Strecke lag vor ihnen.
    Nicht vor ein Uhr, dachte Tim, sind wir
dort.

21. Die Ratte im Schacht
     
    Es war Mittag, der Dienst beendet.
    Polizeimeister Jürgen Becker befand
sich auf dem Heimweg.
    Seine Gedanken liefen voraus.
    Inge, seine Frau, hatte Karten für das
Pop-Konzert besorgt — und
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