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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition)
Autoren: Michael Moritz
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Hochdeutsch zu sprechen. »Ich denke, die Straße ist gesperrt? Wie kann der Wagen hinter mir dann durchfahren?« Killian stellte sich dumm.
    Der Feuerwehrmann schnaubte, rang nach Worten, offenbar fiel ihm aber kein passendes Argument ein. Deshalb begann er zu brüllen: »Fahre Sie ran oder Sie kriege ä Anzeige wege Behinderung von …!« Den Rest verstand Killian nicht mehr, da der Feuerwehrmann selbst nicht richtig wusste, wie der Terminus tatsächlich lautete. Killian tat dem leidenden Mann den Gefallen und fuhr zur Seite, um den Cherokee vorbeizulassen. Der Feuerwehrmann lächelte erleichtert und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Killian dachte aber gar nicht daran, am Straßenrand stehen zu bleiben, sondern hängte sich direkt an die Stoßstange des Cherokee.
    »Wo ein Auto durchkommt, schaffen es auch zwei«, grinste er den Feuerwehrmann an, als er an ihm vorbeifuhr. Der grunzte missbilligend zurück, gab sich aber geschlagen und kündigte über Funk die beiden Autos an, die die Straße passieren durften. Dafür fuchtelte er wieder wichtig mit dem Arm, als er einen weiteren Wagen auf sich zufahren sah. Den würde er wohl durch die Weinreben schicken, und wenn es der Bürgermeister persönlich wäre.
    *
    Belledin empfand nicht nur die Tatsache, dass er der einzige Mann auf der Beerdigung des toten Heilpraktikers gewesen war, sondern auch den Umstand, dass offenbar kein Verwandter dem Toten die letzte Ehre erwiesen hatte, als merkwürdig. Die Recherchen hatten nämlich ergeben, dass Thomas Hartmann zwei Schwestern hatte und auch sein Vater noch lebte. Die Familie wohnte zwar in Celle, aber für die Beerdigung eines nahen Verwandten sollte diese Strecke doch nicht zu weit sein.
    Belledin dachte an seine eigene Schwester. Ob sie wohl zu seiner Beerdigung käme? Kolumbien war nicht Celle – aber Belledin war sich sicher, dass sie sich von Bogotá aufmachen würde, wenn man ihn in der Erde versenkte. Sie hatten zwar kein herzliches Verhältnis, sich aber den gegenseitigen Grundrespekt bewahrt. Gleichzeitig machte ihm aber der Gedanke zu schaffen, ob er selbst nach Bogotá reisen würde, um seine Schwester zu beerdigen. Belledin kam zu dem Schluss, dass er es tun würde – so es der Dienstplan zuließe.
    Biggi zupfte ihn wieder am Ärmel und riss ihn aus seinen Gedanken. Sie deutete mit dem Kopf zu einer Bank am Rande des Kieswegs. Dort saß Silke Brenn und schluchzte, ihre Schwester Margit war nirgendwo zu sehen. Die übrigen Trauergäste hatten sich bereits auf den Weg gemacht. Die einen hatten zu arbeiten, andere trafen sich noch im Wirtshaus Krone zum Leichenschmaus.
    Belledin gab Biggi ein Zeichen, dass sie schon mal vorgehen sollte. Sie gehorchte, reichte ihm allerdings noch ein frisches Päckchen Papiertaschentücher.
    Silke kauerte auf der Holzbank, die blonden Locken versteckten ihr Gesicht. Sie hatte nicht wahrgenommen, dass Belledin zu ihr getreten war. Er kannte Silke, jeder kannte sie. Immerhin war sie die schönste Weinkönigin Ihringens, die man in den letzten zehn Jahren gekürt hatte. Ihr Konterfei prangte an jeder Ortseinfahrt, und selbst die Nachbardörfer hatten eingesehen, dass es in diesem Jahr sinnlos war, eine eigene Weinkönigin zu stellen. Silke war ohne Konkurrenz. Nicht nur, weil sie mit ihren fünfundzwanzig Jahren eine natürliche Schönheit war, sondern auch weil ihr Vater Herbert Brenn als einer der größten Winzer im Umkreis galt. Obendrein sollte Ende September die Vermählung zwischen Silke Brenn und Andreas Zimmerlin stattfinden. Und Andreas Zimmerlin wiederum war der Erbe des anderen Big Players der Kaiserstühler Weinszene; eine Elefantenhochzeit also. Um Belledin die Dimension dieser Heirat klarzumachen, hatte Biggi gesagt, es wäre so, wie wenn die Tochter des Aufsichtsratsvorsitzenden von Gazprom einen der Söhne des obersten Ölscheichs aus Abu Dabi ehelichen würde. Belledin wusste nicht, was er von diesem Vergleich halten sollte, aber für die örtliche Klatschpresse war die bevorstehende Hochzeit sicherlich von höchstem Gehalt.
    Er räusperte sich. Silke hob langsam den Kopf, schielte zwischen ihren goldblonden Locken hindurch und zog noch einmal die Nase hoch. Belledin riss das frische Päckchen auf und reichte ihr ein Taschentuch. Sie nahm es und schnäuzte sich.
    »Standen Sie sich sehr nah?«
    Der Lockenkopf nickte, dann begann der ganze Körper zu beben, und das Schluchzen setzte von Neuem ein.
    »Er war ihr Heilpraktiker! Und er hat ihr sehr geholfen«,
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