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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition)
Autoren: Michael Moritz
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die unter dem Lächeln blitzten. Und Augen, die ihm vertraut schienen. Bernstein.
    Killian zog sein Zippo und gab dem Fremden Feuer.
    »Fahren Sie auch nach Berlin?«, fragte er.
    »Ja. Ich besuche dort meine Tochter.« Killian wusste selbst nicht, warum er es dem Fremden sagte. Vielleicht waren es die vertrauten Augen?
    »Oh, eine Tochter. Das ist schön. Ich habe keine Kinder. Keine Gelegenheit. Oder vielleicht auch nicht die richtige Frau.« Er inhalierte. »Nein, das stimmt nicht. Eine Frau hat es gegeben. Mit der hätte ich mir Kinder vorstellen können. Diese Frau war wirklich stark.« Er nahm einen weiteren Zug. »Aber das Leben spinnt manchmal verrückte Geschichten.«
    Der Zug fuhr ein. Der Fremde löschte die Zigarette im Aschenbecher und sah Killian an. »Grüßen Sie mir Ihre Tochter. Auch wenn wir uns nicht kennen.« Er ging. Killian sah ihm nach. Der Fremde drehte sich noch mal um. »Swintha, sagten Sie? Ein schöner Name.« Dann verschwand er in der Bahnhofshalle.
    Killian lief es kalt über den Rücken.

Michael Moritz
    ROTER REGEN
    Der Badische Krimi
    ISBN 978-3-86358-021-6
    »Ein facettenreicher, spannend und flott erzählter Kriminalfall – mit mehr als einem Toten.«
    Badische Zeitung

Leseprobe zu Michael Moritz,
ROTER REGEN
:
    EINS
    Belledin bemerkte es als Erster: Es hatte aufgehört zu regnen. Nach sieben Wochen ununterbrochenen Niederschlags war das rhythmische Plätschern endlich verstummt. Belledin schielte lauschend hinauf in das Skelett seines Regenschirms. Tatsächlich schlug kein Tropfen mehr auf das schwarze Tuch.
    Auch die anderen Trauergäste streckten vorsichtig ihre Hände unter dem Schutz der Schirme hervor, da sie dem Frieden noch nicht trauen wollten. Nach und nach sanken die Schirme, parallel dazu glitt der Sarg in das Grab hinab. Als der Pfarrer die erste Schaufel Erde auf das Eichenholz warf, rissen die Wolken auf und ein Sonnenstrahl erhellte den Friedhof.
    Hauptkommissar Belledin hatte den Toten nicht gekannt, aber er musste sich mit ihm beschäftigen. Thomas Hartmann war mit aufgeschlitzter Kehle von seiner türkischen Putzfrau in einer Lache Blut gefunden worden. In seiner Praxis. Neben dem Toten war auch die Tatwaffe gelegen, ein Okuliermesser, wie es die Bauern hier verwendeten, um Obstbäume zu veredeln. Belledin konnte allerdings keinen Bauern oder Winzer unter den Trauergästen entdecken; dafür einige ihrer Ehefrauen. Das fiel ihm auf. Neben ihm selbst und dem Pfarrer waren lediglich die beiden Totengräber und Dr. Merz männlichen Geschlechts.
    Belledin musste unwillkürlich an seinen Lieblingsfilm von François Truffaut denken. »Der Mann, der die Frauen liebte …«, murmelte er unter seinem dicken Schnäuzer.
    »Was?«
    Biggi, die sich bei ihm untergehakt hatte, blickte ihn fragend an. Belledin schüttelte abwehrend den Kopf, so wie er es gerne tat, wenn man ihn beim lauten Nachdenken erwischt hatte.
    Biggi hatte es sich nicht nehmen lassen, ebenfalls zur Beerdigung des beliebten Heilpraktikers zu kommen. Normalerweise brachten sie keine zehn Pferde in die Nähe eines Grabes. Die einzigen Beerdigungen, die sie nie verpasste, waren die des englischen Königshauses, des Papstes und ähnlicher Prominenter ersten Ranges. Bei Lady Di hatte sie es geschafft, acht Päckchen Papiertaschentücher zu verbrauchen. Beim Tod von Michael Jackson kam sie lediglich auf drei. Er stand ihr dann doch nicht so nah. Bei der Queen würden es sicherlich sechs Päckchen werden, bei Papst Benedikt war Belledin sich völlig unsicher.
    Sie schnäuzte sich in ein Papiertaschentuch und riss ein neues Päckchen auf. Es war bereits das zweite. Dafür, dass der Heilpraktiker kein Prominenter war, war dies beachtlich.
    Belledin überlegte kurz, ob sie auch etwas mit diesem Don Juan gehabt hatte. Es kursierten einige Gerüchte, aber er vertrieb den Gedanken wieder. Und wenn schon, dachte er, solange er noch jeden Mittwoch an die Reihe kam, ging das in Ordnung. Immerhin hatte es Biggi mit Hartmanns Hilfe geschafft, innerhalb von sechs Monaten fünfzehn Kilo abzunehmen und eine schwere Krise zu überstehen. Sie war dadurch in einen zweiten Frühling gerauscht, der auch Belledin zugutekam. Er hatte sich sogar überlegt, ob er Hartmann nicht selbst konsultieren sollte. Seit er sein Knie wegen des Kreuzbandrisses schonen musste, war an Bewegung überhaupt nicht mehr zu denken, und Biggi schien durch den eigenen Gewichtsabbau noch mehr Freude daran zu haben, ihn kulinarisch zu verwöhnen.
    Ein
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