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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition)
Autoren: Michael Moritz
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Schon mit fünfzehn hatte er sie sich genommen. Beim Betriebsfest, sie war damals Azubi gewesen. Ihr Vater hatte weggesehen, sie hatte ihm verziehen. Weil sie gemerkt hatte, dass sie Macht über Ginters Geilheit besessen hatte. So war sie zur Chefsekretärin aufgestiegen. Aber je älter sie wurde, umso weniger hatte sich Ginter um sie geschert. Er brauchte Jüngeres. Mit ihr vögelte er nur, wenn es nichts anderes gab. Und sie wusste, dass er sich jedes Mal dabei vorstellte, dass sie noch sechzehn war. Vermutlich hatte er sie sich schon beim ersten Mal jünger geredet.
    Dann war Erik Schwarz aufgetaucht. Ein Kerl nach ihrem Geschmack. Klug, charmant und geschäftstüchtig. Er machte Ginter das Leben nicht nur als Tierschützer schwer, sondern hatte auch ein Ass im Ärmel, das Ginter das Zittern lehrte. Die Liste des Kinderpornorings, auf der Ginter stand. Damit konnte er ihn unter Druck setzen. Dadurch war er mit einem Schlag der Stärkere. Das hatte Britta imponiert.
    Ihr hatten von jeher die Stärkeren imponiert. Sie wollte immer schon höher hinaus. Und das konnte eine wie sie nur mit dem richtigen Kerl. Schwarz schien der Richtige zu sein. Das Kind in ihrem Bauch war von ihm. Mit Ginter war schon lange nichts mehr gelaufen. Er hatte ordentlich bluten müssen. Aber Schwarz wollte mehr. Er wollte alle auf der Liste melken, bis ihre Hodensäcke wie gedörrte Pflaumen im Schritt klebten. Und dann fehlte plötzlich das Bolzenschussgerät von Erdogan. Einen Tag später fand man Schwarz tot. Jemand hatte ihn geschlachtet und ihm die Haut abgezogen. Vermutlich der Kerl, dem noch immer das Blut aus dem Hals tropfte.
    Nein, sie wollte nicht ins Gefängnis. Aber wohin sollte sie gehen, und womit? Wenn sie die Liste mit den Namen hätte, dann hätte sie Startkapital. Aber sie hatte nichts davon. Vielleicht musste sie sühnen. Es wäre nicht das erste Kind, das im Gefängnis zur Welt kam.
    Sie drückte die Wiederholungstaste. Wieder nahm der Kommissar den Anruf entgegen.
    *
    »Ich war nur noch schnell in meiner Wohnung, ein paar Sachen holen. Ich weiß, es ist unvorsichtig, aber ich hänge daran. Außerdem wollte ich nicht ohne dich fahren. Bis gleich.«
    Stark legte auf, inhalierte den Rauch der Zigarette und fuhr den Citroën ins Bahnhofsparkhaus. Grafs Leute hatten saubere Arbeit geleistet. Den Unterschied zwischen den beiden Autos würde wohl nur der Mechaniker bemerken. Es waren die gleichen Modelle. Silber mit schwarzem Dach, Baujahr 1980, mit Radio und Kassettenrekorder.
    Hier unten hatte sie keinen Empfang, dafür steckte eine Kassette im Rekorder. Sie drückte den Wiedergabeknopf. Stray Cats, mit »Rock this town«. In etwa so alt wie der Citroën. Rockabilly-Punk. Brian Setzer. Nicht ihre Musik. Aber Setzer beeindruckte an der Gitarre.
    Ein Auto fuhr ins Parkhaus, steuerte auf sie zu. Die Scheinwerfer lagen höher als bei den meisten Autos. Der Defender von Killian? Er hatte Aufblendlicht, sie konnte ihn nur schwer erkennen. Der Wagen hielt vor ihr. Der Motor lief weiter, die Scheinwerfer blendeten. Eine Wagentür knallte. Eine zweite. Das konnte nicht Killian sein. Wie naiv war sie eigentlich? Sie griff nach der Walther, die sie vor sich unter dem Sitz deponiert hatte. Noch ehe sie die Waffe entsichern konnte, wurde sie hart am Arm gepackt und ins Gesicht geschlagen. Ihre Lippe platzte auf. Sie schmeckte Blut. Der Schläger holte zum zweiten Hieb aus. Eine Stimme, die von der geöffneten Beifahrertür kam, verhinderte es.
    »Das reicht. Geh in den Wagen zurück und warte dort auf mich.«
    Der Schläger gehorchte. Er schlug die Tür des Citroëns zu, setzte sich in den Wagen mit den grellen Scheinwerfern und fuhr ihn in eine Parknische. Dort stellte er den Motor ab und löschte die Lichter.
    Langsam drehte sie sich zu dem Mann, der die Befehle gab. Sie sah nur seine Augen. Bernstein. Die Augen, die andere Welten versprachen. Freiheit und Glück, auf wessen Kosten auch immer.
    »Die Augen schließen und bis drei zählen, dann kommt man drüben an«, sagte er.
    Sie schloss die Augen und zählte. Dann hörte sie das Poppgeräusch der Luger. Dreimal zählte sie, dabei war schon der erste Schuss tödlich.
    *
    Belledin erkannte den Toten sofort: Es war Horst Seibert. Der Hundebesitzer, der Schwarz gefunden hatte. Stark hatte ihn noch mal verhört. Er hatte ein Alibi für Ginters Tod gehabt. Aber für den Mord an Schwarz hatten sie gepennt. Belledin war nicht weiter an ihm drangeblieben. Es hatte zu viele andere Spuren
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