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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition)
Autoren: Michael Moritz
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ä wing heiß. Musch’s Wasser kontrolliere. Aber sonscht rennt er.«
    Hilpert reichte Killian den Autoschlüssel, der ihn an Stark weitergab. Sie setzte sich in den Citroën CX Prestige und startete den Motor. Er schnurrte.
    »’s richtige Auto braucht die richtige Frau.« Hilpert zwinkerte Killian zu.
    Killian wollte Stark zum Abschied küssen, aber er tat es nicht. Er fürchtete, es könnte Unglück bringen. Jetzt wurde er auch noch abergläubisch.
    Der silberne Wagen mit dem schwarzen Dach fuhr vom Hof.
    »Danke«, sagte Killian. »Ich muss weiter.«
    »Häsch negscht Woch Zeit? Kleine Session?«
    »Muss nach Berlin.«
    »Alles klar. Bis demnegscht.«
    Killian winkte und stieg in den Defender.
    *
    Sogar das Radio war noch original aus den Achtzigern. Der Aschenbecher sowieso. Stark drehte am Sender und empfing SWR 3. Eine Pop-Schnulze. Sie kannte den Song nicht. Klang nach Dutzendware. Das Fenster hatte sie runtergekurbelt. Der Fahrtwind flatterte durch ihr Haar, ihr Finger schnippte Asche von der Kippe. Gerade verließ sie Gottenheim und schaltete hoch. Der Citroën zog gut an. Von hinten schien aber jemand noch mehr Saft unter der Haube zu haben. Ein dunkelblauer VW Tuareg hing ihr an der Stoßstange und wollte vorbei.
    »Überhol doch, du Depp. Oder siehst du Gegenverkehr?« Sie gestikulierte mit der Zigarette in den Rückspiegel. Der Tuareg ließ sich zwei Meter zurückfallen. Sie begriff. Aber zu spät. Der Tuareg rückte wieder näher, stieß sie hinten links mit der Stoßstange an. Der Citroën verlor die Richtung und schoss auf den rechten Graben zu.
    Sie versuchte, das Steuer herumzureißen, aber ein weiterer Stoß rammte sie von der Fahrbahn. Der Citroën überschlug sich und landete kopfüber auf dem Acker. Die Räder drehten sich in der Luft.
    Sie suchte nach Orientierung. Die Welt lag verkehrt. Der Senfacker blühte gelb, eine dunkelblaue Anzughose bahnte sich den Weg hindurch.
    Hektisch fingerte sie am Sicherheitsgurt. Er klemmte. Sie kam nicht raus. Die blaue Hose näherte sich. Es war aus. Gleich würde sie in das Rohr des Schalldämpfers starren. Die Mündung, ein kleines schwarzes Loch. Ob es ihr gelingen würde, die Todeskugel in Zeitlupe zu sehen? Schewtschenko hatte gesagt, dass er die Kugel sehen wollte, die ihn einmal von der Platte putzen sollte.
    Die blaue Hose stand jetzt vor der Fahrertür. Die Tür wurde geöffnet. Keine Luger mit Schalldämpfer. Dafür ein gebräuntes Gesicht, in dem ein silberner, schmal gestutzter Schnäuzer schimmerte.
    »Sind Sie in Ordnung?«, fragte der Fremde.
    Sie nickte. Sie traute dem Frieden nicht. Der Kerl sah aus, als wäre er ein Killer mit Geschmack. Aus Zeiten, in denen bezahlte Mörder noch den Knigge kannten und klassische Musik hörten.
    »Ein CX Prestige. Und Sie falten ihn zusammen. Kein leichtes Auto. Man muss viel Gefühl haben und sein Temperament zügeln. Soll ich einen Arzt rufen?«
    »Nein. Nein. Geht schon. Können Sie mir raushelfen? Der Sicherheitsgurt klemmt.«
    Der Fremde griff in die Innentasche seines Jacketts. Dabei glitzerten die goldenen Knöpfe am Ärmel. Jetzt würde er die Luger ziehen. Er war ein geschwätziger Killer. Einer, der einem noch einen philosophischen Spruch mit ins Jenseits gab. Britisch-kolonial. Er zog die Hand hervor, ein Taschenmesser mit Perlmuttgriff schimmerte darin. Er öffnete es, beugte sich zu ihr hinunter und setzte es am Gurt an. Zwei Schnitte, und sie war befreit.
    Vorsichtig kroch sie aus dem Wagen. Schnitt er ihr jetzt die Kehle durch? Wollte er es genießen? Sie war wachsam. Doch er klappte die Klinge ein und steckte das Messer an seinen Platz zurück. Kam jetzt die Luger? Nein.
    »Soll ich Sie irgendwohin mitnehmen?«, fragte er und zeigte zu seinem Wagen, der am Straßenrand parkte. Kein Tuareg. Ein dunkelroter Jaguar. Das Modell kannte sie nicht, aber sie tippte auf ein Neunziger-Baujahr.
    »Nach Freiburg. Zum Hauptbahnhof«, sagte sie.
    »Haben Sie Gepäck?«
    »Eine Tasche. Hinten im Kofferraum.«
    Der Fremde ging an den Kofferraum, klopfte gegen das Schloss. Der Deckel sprang auf, die Tasche plumpste in den Senf.
    »Wohin müssen Sie?«, fragte er und hob die Tasche auf.
    »Nach Frankfurt«, sagte sie. Es ging ihn nichts an, wohin sie wollte.
    »Das trifft sich gut. Dahin muss ich auch. Ich kann Sie mitnehmen.« Er wartete keine Antwort ab, ging voran und deponierte ihre Tasche im Kofferraum seines Jaguars.
    Sie zögerte. Konnte sie ihm trauen? Wenn er ein Killer wäre, hätte er sie längst
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