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Ufos in Bad Finkenstein

Ufos in Bad Finkenstein

Titel: Ufos in Bad Finkenstein
Autoren: Stefan Wolf
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äh...“
    Er unterbrach sich rechtzeitig.
    Aber Gaby ergänzte: „...Verstand.
Das wolltest du sagen, wie? Auch ich habe lange Haare, du Angeber!“
    Zum zweiten Mal boxte sie ihn
in die Rippen.
    Mit gespieltem Entsetzen sah er
sie fünf Sekunden lang an.
    „Auuuu!“ stöhnte er dann. „Du
hast dieselbe Stelle getroffen. Und das bei deinem fürchterlichen Schlag. Zwei
Rippen sind gebrochen. Gleich falle ich um.“
    „Fahr endlich los!“ Ihre Augen
blitzten.
    Sie fühlte sich auf den Arm
genommen — mit Recht. Denn Tarzan, als harter Judokämpfer bekannt, vertrug
andere Knüffe.
    Er holte sein Rad, das mit dem
Kabelschloß gesichert war, winkte ihr zu und beugte sich tief über den Lenker,
denn der Gegenwind besprühte ihn mit feuchten Schneeflocken und erschwerte die
Sicht.
    Der Lerchenau-Park — eine
schmale, aber langgestreckte Grünanlage im Süden der Stadt — grenzte an ein
verrufenes Viertel. Stadtstreicher, Trunkenbolde und Schlägertypen traf man
hier zehnmal häufiger als anderswo. Daß sie sich auch im Park herumtrieben, lag
auf der Hand.
    Aber nicht bei dem Wetter!
dachte Tarzan. Auf ‘ner Parkbank würden die Penner aufweichen. In Kellerlöchern
oder im U-Bahn-Tunnel ist es für die viel gemütlicher. Von den Burschen ist
jetzt sicher keiner im Park. Was könnte Kathie passiert sein? Gestürzt? Knöchel
verknackst? Vielleicht ruft sie um Hilfe und niemand hört sie.
    Eine einsame Straße führt zum
Parkeingang. Hier stand die letzte Laterne, daneben ein Schild: HUNDE AN DIE
LEINE NEHMEN. KEIN RADWEG.
    Gilt nicht für Notfälle! dachte
Tarzan.
    Er lenkte sein Stahlroß auf den
kiesbestreuten Weg. Kiesel knirschten unter den schmalen Reifen. Schleimiger
Dunst waberte zwischen Büschen und Bäumen. Schon vor Wochen war frühlingshaftes
Grün hervorgekommen. Aber der Kälteeinbruch hatte Knospen und Blüten
vernichtet. Die Obsternte, hieß es, werde dieses Jahr geringen Ertrag bringen.
    Es war dunkel. Tarzan mußte das
Tempo verringern. Seine Fahrradlampe kleckste nur einen dürftigen Schein in den
unwirtlichen Abend. Aber er kannte die Richtung, wußte, welchen Weg Kathie
genommen hatte — falls sie durch den Park gekommen war.
    Jetzt hatte er den halben Weg
zurückgelegt. Keiner Menschenseele war er begegnet. Weiße Ruhebänke schimmerten
aus der Dunkelheit. Linker Hand, aber weit entfernt, verlief eine Straße, wo
eine defekte Laterne Lichtsignale aussandte. Sie leuchtete auf und erlosch —
mit der Regelmäßigkeit einer Leuchtreklame.
    Eisiger Schreck sprang ihn an.
    Tarzan trat hart auf den
Rücktritt, hielt, stellte einen Fuß auf den Boden und zog hastig den Atem ein.
    Quer über dem Weg lag eine
Gestalt.
    Tarzans Vorderrad berührte den
hellgrünen Regenmantel — Kathies Mantel. Sie lag reglos auf dem Bauch. Der
Schein der Fahrradlampe fiel auf ihre ausgestreckten Beine. Blaue Jeans,
wasserfeste Stiefel — zweifellos Kathies Sachen.
    Ihren Kopf sah er nicht. Der
lag im Dunkeln.
    Ein schrecklicher Gedanke
drängte sich auf. Er verscheuchte ihn, sprang vom Rad, holte Zündhölzer aus der
Tasche und beugte sich über Kathies Kopf.
    Fassungslos weiteten sich seine
Augen, als die Flamme aufleuchtete.
    Das konnte nicht Kathie sein.
Das war eine fast kahlköpfige Person. Stoppeliges, nur millimeterlanges Haar
bedeckte den Kopf. Das Gesicht lag nach unten, schien in den feuchten Rasen
neben dem Weg gedrückt.
    Tarzan sah keine Verletzung.
Rasch kniete er neben der Reglosen. Vorsichtig berührte er die Haut an ihrem
Hals.
    Gott sei Dank! Das Mädchen
lebte. In der Schlagader pulste kräftig das Blut.
    Den Erste-Hilfe-Kurs hatte
Tarzan mit Erfolg abgeschlossen. Vorschriftsmäßig drehte er die Bewußtlose auf
die Seite. Die Zündholzflamme beschien ihr Gesicht. Es war schmal und blaß, das
Gesicht einer 14jährigen. Sie hatte volle Lippen und eine kleine kreuzförmige
Narbe an der Stirn.
    Es war doch Kathie!
    Sekundenlang verharrte er wie
erstarrt. Seine Gedanken jagten. Kathie bewußtlos. Und ohne ihr langes,
prächtiges Haar. Er hatte begriffen. Blitzartig war ihm klargeworden, was sich
hier abgespielt hatte.
    Kathie war ein Opfer geworden
des berüchtigten — Haarjägers.
    Wer das war, wußte niemand.
Unerkannt suchte er sich immer wieder Opfer. An die 100 mochten es inzwischen
sein.
    Ein Verrückter?
    Anfangs hatte er in den
Zeitungen Schlagzeilen gemacht. Inzwischen wurde er nicht mehr als Sensation
behandelt. Die Leser hatten sich daran gewöhnt, daß er sein Unwesen trieb. Das
geschah
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