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Ufos in Bad Finkenstein

Ufos in Bad Finkenstein

Titel: Ufos in Bad Finkenstein
Autoren: Stefan Wolf
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wurden
angeboten — von Lichtreflexen am Nachthimmel bis zu Kugelblitzen. Doch ein Rest
Zweifel blieb, zumal Bad Finkenstein sich zum bevorzugten Kurort außerirdischer
Wesen zu entwickeln schien. Denn der Ufo-Rummel — wie Tarzan aus Zeitungen
wußte — ging weiter.
    Dreizehnmal seit jenem
Waldbrand hatten Finkensteiner Bürger — ernstzunehmende und hirnrissige, alte,
junge, weit- und kurzsichtige — nachts Fliegende Untertassen beobachtet. Damit
erhielt der Ort seinen Stempel. Geschickte Werbung brachte ihn in aller Munde.
Die Finkensteiner Heilquelle schmecke, hieß es, wie von einem andern Stern.
Finkenstein wurde sozusagen das Ufo-Bad.
    Und das wirkte sich aus aufs
Fremdenverkehrsgewerbe. Nicht nur erholungssuchende Gäste strömten in Scharen
herbei. Auch die Neugierigen trieben die Übernachtungszahlen in die Höhe. Bald
mußten neue Hotels gebaut werden, um den Ansturm zu bewältigen. Und die
Werbetrommler klopften immer weiter auf den Fliegenden Untertassen herum — ob
die das nun aushielten oder nicht.
    Alles Schwindel, dachte Tarzan.
Aber es tut keinem weh.
    Er ließ das Zündholz fallen.
Den Aufkleber schob er in die Brusttasche. Dabei berührte er die Stelle, wo ihn
der Tritt des Haarjägers getroffen hatte. Eine Gemeinheit! Und unfair! Wer
einen Gegner, der am Boden liegt, tritt, der klaut auch einem Baby den Beißring
und einer blinden Großmutter das Portemonnaie.
    Dieses Lumpengesindel! dachte
er. Jetzt habe ich schon zwei Gründe, nach denen zu suchen: Der Überfall auf
Kathie und die Hinterhältigkeit gegen mich. Nach Finkenstein führt also die
Spur? Muß ja wohl! Weshalb wären die sonst zurückgekommen? Weshalb hätten sie
nach dem Aufkleber gesucht? Doch nur, weil der — richtig eingeschätzt — einen
Hinweis gibt. Und im Klartext heißt das: Die beiden Haarjäger stammen aus Bad
Finkenstein. Und einer stinkt nach Knoblauch, daß es einen graust. Wenn das
keine heiße Spur ist, glaube ich ab sofort an Marsmenschen.
    Er stieg aufs Rad. Schulter und
Nacken schmerzten noch. Aber er fühlte sich wieder besser. Er setzte seinen Weg
fort, ließ die Stadt bald hinter sich und radelte in pechschwarzer Nacht über
die einsame Landstraße.
    Stille umgab ihn. Vor ihm
öffnete sich der Nebel wie ein Vorhang. Er begegnete niemandem, erreichte das
weitläufige Gelände der Internatsschule, radelte durchs Tor, stellte seinen
Drahtesel beim Fahrradkeller ab, der um diese Zeit schon verschlossen war, und
sicherte das vielbenutzte Rad mit dem Kabelschloß.
    In allen Gebäuden brannte noch
Licht, auch im zweiten Stock des Haupthauses, wo die 12-14jährigen
Internatsschüler schliefen. Von Sonntag bis Donnerstag wäre Betriebsamkeit zu
dieser Stunde undenkbar gewesen. Zapfenstreich mit Licht aus wurde auf die
Minute genau eingehalten. Aber am Freitagabend drückte der EvD (Erzieher vom
Dienst) schon mal ein Auge zu, weil samstags keine Schule war. Auch
abendlicher Kinobesuch wurde freitags und samstags den jüngeren Schülern hin
und wieder gestattet.
    Nur Schülern übrigens, denn
Schülerinnen gab es hier nicht. Als Internat war die Schule nur Jungen
zugänglich. Allerdings nahmen Mädchen aus der nahen Großstadt am morgendlichen
Unterricht teil, weshalb die meisten Klassen gemischt waren.
    Tarzan ging zum Zimmer des EvD
— im Erdgeschoß — und klopfte.
    „Herein!“
    Dr. Brosig saß am Schreibtisch,
korrigierte eine Mathe-Klassenarbeit der 9 b und hatte, wie es der Zufall so will,
gerade einen glatten Einser in Tarzans Heft vermerkt. Mathe war Tarzans
Glanzfach, neben Sport.

    „Guten Abend, Herr Doktor. Ich
melde mich zurück.“ Brosig hob lächelnd den Kopf. „In Ordnung. Du... Himmel!“
Hinter dicken Brillengläsern riß er die Augen auf. „Wie siehst du denn aus?“
    Tarzan sah an sich herunter. O
weh! Den Jeans und der Windjacke sah man an, wo er bäuchlings gelegen hatte: Im
Dreck.
    „Du blutest, Tarzan. Hast eine
Schramme an der Backe. Und bist käsebleich. Was war denn los?“
    „Oh, ich... wurde überfallen.“
    „Wie? Was? Und so zugerichtet.
Du? Das große Judo-As? Wie sieht denn dann der andere aus? Trägt er den Kopf
unterm Arm?“
    „Das wäre beinahe mir passiert.
Ich wurde nämlich hinterrücks niedergeschlagen. Im dunklen Park. Keine Ahnung,
warum“, schwindelte er, denn von seinem Haarjägerhinweis wollte er vorläufig
nichts erzählen. Das war ein Fall für den TKKG. „Mit einem Knüppel habe ich
eins ins Genick gekriegt. Ich war groggy.“
    Brosig sprang auf. „Um
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