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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß
Autoren: Stefan Wolf
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Enrico Palena und
Cordone. Sagt euch das was?“
    Locke sah
Tom an.
    „Müßt ihr
euch erst mit Blicken verständigen?“ fragte Gunter.
    „Also,
dieser Cordone“, sagte Tom, „ist der Makler, der Mutter das Landhaus vermittelt
hat. Wie du ja weißt. Außerdem ist er der Typ, dessen Namen du feststellen
solltest — über die Kfz-Zulassungsstelle, was sich aber erübrigte, da der Kerl
persönlich aufkreuzte, was uns gewaltig geschockt hat. Er ist Mafioso. Da sind
wir uns ganz sicher. Aber die Bürger-Initiative Saubere Stadt hat ihm eins
übergebraten. Seitdem ist Ruhe im Karton.“
    Gunter
schloß ein Auge. „Könntest du den dunklen Sinn deiner Worte mit etwas
Ausführlichkeit erhellen?“
     
    *
     
    Es war sehr
still im Haus. Nur das Holz, vollgesogen von der Tageshitze, knackte. Helgas
Schlafzimmer lag im Obergeschoß. Sie hatte geduscht und ihr Gesicht mit einer
Nachtcreme verwöhnt. Jetzt lag sie im Französischen Doppelbett. Die
Nachttischlampe brannte. Helga blätterte in einem Buch, konnte sich aber nicht
konzentrieren. Sonderbarerweise war sie nicht müde — trotz der Schufterei im
Laufe des Tages.
    Sei nicht
dumm! schimpfte sie mit sich. Hierher kommen keine Einbrecher. Außerdem hast du
das Telefon.
    Zweimal war
sie vorhin durchs Haus gegangen. Sie hatte alle Türen verriegelt, die Fenster
geschlossen, sich aber nicht getraut, noch einen Blick in den Garten zu werfen.
    Auch jetzt
wurde sie dieses seltsame Gefühl nicht los, jemand sei in der Nähe.
    Sie sah auf
den Wecker. 0.05 Uhr. Das Ticken erschien ihr plötzlich übermäßig laut. Sie
ließ ihr Buch sinken und blickte zur Tür. Es war eine solide Tür — aus Eiche.
Eine Tür, wie sie sonst in einem Landhaus nicht üblich ist. Der Schlüssel, das
wurde ihr in diesem Moment bewußt, steckte außen.
    Vom Genick
schien ein Eiszapfen abwärts zu streichen. Sie glitt aus dem Bett, huschte zur
Tür und legte das Ohr ans Holz. Sie horchte ins Haus, das ihr jetzt, bei Nacht,
noch sehr fremd war. Kein Laut war zu hören.
    Aber wenn
mich jemand beobachtet hat, dachte sie. Dann weiß er, daß ich allein bin.
    Sie öffnete
die Tür, griff durch den Spalt und zog den Schlüssel ab. Als sie von innen
verschlossen hatte, atmete sie auf.
    Dann trat
sie zum Fenster.
    Der Vorhang
war geschlossen. Schon griff sie danach, als ihr die Nachttischlampe einfiel.
Sie drückte auf den Knipser. In der Dunkelheit tappte sie zum Fenster zurück
und schob den Vorhang auseinander.
    Der
Nachthimmel war dunkelblau, samtig und mit Sternen übersät. Oberhalb des Fensters
setzte das Telefonkabel an: ein schwarzer, etwas durchhängender Strich, der am
Himmel verlief. Hinter den Bäumen an der Straße wurde der Strich von einem Mast
aufgefangen.
    Das
Sternenlicht reichte nicht unter die Bäume. Der Garten, eine schwarze Grube,
schien mit Schemen und Gestalten gefüllt. Die Phantasie gaukelte ihr
Spukgebilde vor. Neben einer Fichte schien etwas emporzuwirbeln.
    Dumme
Einbildung! Besser ich gehe vom Fenster weg, sonst...
    Starr
folgte ihr Blick der Bewegung. Ein Stein flog empor. Oberhalb des
Telefondrahtes erreichte er seinen höchsten Punkt. Für den Bruchteil einer
Sekunde verharrend, hob er sich vom Nachthimmel ab. Dann fiel er jenseits des
Telefondrahtes in die Dunkelheit zurück und schleppte die Schnur mit, an der er
hing.
    Unfähig,
sich zu regen, starrte Helga hinaus.
    Die Schnur
hing über dem Telefondraht — locker noch. Im nächsten Moment wurde sie
gespannt. Dann ein Ruck. Helga spürte es wie eine Schlinge um den Hals. Der
Telefondraht riß, sank in die Dunkelheit hinab und war verschwunden.
    Mein Gott!
    Als das
Zittern nachließ, stolperte sie zum Bett. Im Dunkeln riß sie den Telefonhörer
ans Ohr.
    Nichts!
Tot! Kein Laut! Abgeschnitten von der Außenwelt.
    Sie setzte
sich auf die Bettkante. Sie ertrug die Dunkelheit nicht länger und knipste das
Licht an. Angst preßte ihr die Kehle zusammen. Sie saß in der Falle. Wer war
dort draußen? Was wollte er von ihr? Gab es Hilfe?
    Das Haus
lag abseits. Selbst wenn sie das Fenster aufriß und schrie, würde niemand sie
hören.
    Ein
Schluchzen stieg auf aus ihrer Kehle. Warum bin ich allein hergekommen? Gunter!
Kinder! Warum habe ich nicht bis morgen gewartet?
    Sie
schlüpfte unter die Decke. Im Bett sitzend, preßte sie den Rücken gegen das
Kopfende. Bis zum Kinn zog sie die Decke hoch.
    Lieber
Gott! Was will man von mir?
    Glas
klirrte. Das war die Scheibe der Terrassentür. Ein Stück fiel auf die
Steinfliesen und
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